Design
In Kontur und Formgebung ist der Vitra Panton Chair ein einzigartiger Klassiker, der weltweit berühmt wurde. 1959 von Verner Panton entworfen, ist er der erste Monoblock-Freischwinger der Geschichte. Möglich wurde diese formale Revolution durch die Verwendung des damals erst aufgekommenen Materials Kunststoff, das sich durch hohe Flexibilität in Form und Farbe auszeichnet. Die Silhouette des Panton Stuhls wäre daher wohl auch mit keinem anderen Werkstoff realisierbar gewesen. Auch so bedurfte es fast 10 Jahre Entwicklungsarbeit von Verner Panton und Vitra, bis der Kunststoffstuhl in Serie produziert werden konnte. Die besondere Machart aus einem Stück faszinierte Panton und der Designer feilte so lange an seinem ersten Entwurf, bis es ihm gelang, das Fußstück so zu formen, dass auch ohne Bodenplatte ein stabiler Halt gewährleistet war. Gleichzeitig lässt der Panton Chair mit diesem Unterteil einiges an Beinfreiheit zu. Viele, darunter auch Herman Millers Designchef George Nelson, betrachteten den Stuhl zuerst nur als Skulptur und hielten ihn für zu unkonventionell, doch der Erfolg gab Verner Panton schließlich Recht. Bereits vor 35 Jahren wollte der Designer auch eine Kinderversion des Stuhls fertigen, doch die Produktion scheiterte an ökonomischen Hindernissen. Seit 2008 wird der Panton Junior auf Grundlage der ursprünglichen Entwürfe Verner Pantons von Vitra gefertigt. In Relation zu seinem großen Bruder ist der Panton Junior etwa ein Viertel kleiner, weist jedoch exakt die gleichen Proportionen wie das große Original auf. Die verspielte S-Form des Stuhls findet besonders großen Anklang bei den Kleinen und gefällt als Spielzeug oder Sitzgelegenheit - ob im Kinderzimmer, im Garten oder auf der Terrasse.
Vitra Panton Chair im Qualitätstest
Designer
1926 in Gamtofte, Dänemark geboren, besuchte Verner Panton die Technische Schule in Odense und wurde dann mehr oder weniger von seinen Eltern zum Architekturstudium an der Königlichen Kunstakademie Kopenhagen überredet. Doch schon damals hegte er eine Leidenschaft für bunte Farben und ungewöhnliche Formen. Schon seine ersten Entwürfe aus Studienzeiten zeigen so Entwürfe hinterbeinloser Stühle und deuteten bereits auf den Panton Chair hin. In Kopenhagen lernte Verner Panton dann Arne Jacobsen kennen, in dessen Büro er zwei Jahre als Assistent arbeitete und unter anderem an der Entwicklung des bekannten Ameisen Stuhls mitwirkte. Die beiden Designer verband nicht nur ihre Architekturausbildung, sondern auch ihr Hang und Ehrgeiz zu innovativen Technologien und unkonventionellen Formen. Panton schätzte Arne Jacobsen und seine Arbeit sehr; ebenso wie Poul Henningsen, der sein zweiter wichtiger Lehrmeister war. So sagte er einmal, dass er von niemandem so viel gelernt hätte wie von Jacobsen. Trotzdem entwickelte Verner Panton einen ganz eigenen Stil, der besonders von seiner Vorliebe für Kunststoff gezeichnet war und sich auch in seiner Arbeit als Textildesigner wiederfand. Dort verfolgte er die Vision, Raumgefüge durch das farbliche und materielle Zusammenspiel von Möbeln, Decken und Böden zu einer fließenden Einheit verschmelzen zu lassen. Seit den 1960er Jahren war Verner Pantons Leben eng mit dem Schweizer Möbelhersteller Vitra verbunden, für den er auch den Panton Chair entwarf. In den darauf folgenden Jahren ließ die Aufmerksamkeit um seine Person etwas nach, nicht zuletzt wegen seines etwas inflationären Umgangs mit Kunststoff, was während der sich ankündigenden Ölkrise nicht allzu gern gesehen war. Als jedoch der Sixties-Stil in den 90er Jahren ein Revival feierte, erschien auch Verner Panton wieder auf der Bildfläche. Er arbeitete mit einigen Möbelhäusern an neuen Designs und organisierte sogar eigene Messen. Die letzte von ihm gestaltete Ausstellung, „Licht und Farben“ wurde 2 Wochen nach seinem Tod im September 1998 eröffnet.
Hersteller
Der Möbelhersteller Vitra arbeitet seit jeher mit vielen namhaften Designern unterschiedlicher Stilrichtungen zusammen. Den ersten großen Erfolg hatte das Unternehmen dabei mit den Möbeldesigns von Charles und Ray Eames. Bis heute gehören deren Stühle, Sessel und Tische zu den erfolgreichsten Produkten Vitras und ein großer Teil des nichtschriftlichen Nachlasses der beiden ist ebenfalls in Vitras Besitz. Andere Größen, die mit Vitra arbeiteten und arbeiten sind beispielsweise Antonio Citterio oder Jasper Morrison, doch vor allem Verner Pantons Leben ist eng mit dem Schweizer Unternehmen verbunden. So war Vitra der einzige Möbelhersteller, der in den 1960er Jahren bereit war, seinen heute so legendären Panton Chair in die Produktentwicklung aufzunehmen. Das Traditionsunternehmen mit Sitz in Birsfelden bei Basel befindet sich bis heute in Familienbesitz. Der Anspruch Vitras ist immer ein hoher Qualitätsstandard und die Langlebigkeit der Produkte. Bei Vitra Möbeln kommen Ingenieurskenntnisse und Kreativität zusammen, wobei ebenso funktionale wie inspirierende Einrichtungskonzepte entstehen. Viele weltweit bekannte Designklassiker werden von Vitra produziert, so zum Beispiel die Eames Plastic Chairs oder eben der Panton Chairs. Darüber hinaus entstand in Weil am Rhein der Vitra Campus, auf dem sich neben Logistik- und Produktionsbauten auch das Vitra Design Museum sowie ein Besucherzentrum befinden. Der Name Campus spielt dabei auf das Miteinander von unterschiedlichen architektonischen Handschriften und Gebäudestilen an.
Der Panton Junior Stuhl von Vitra erheitert farbenfroh jedes Kinderzimmer
Herstellung
Nach seinem Architekturstudium an der Königlichen Kunstakademie Kopenhagen begann Verner Panton, im Büro von Arne Jacobsen mitzuarbeiten und wirkte dort an einigen Entwürfen mit. Beide teilten die Vorliebe für neue Materialien, die sich von der traditionellen skandinavischen Teakholzverarbeitung differenzierten. Bereits während seines Studiums befasste sich Verner Panton mit der Idee, hinterbeinlose Stühle zu fertigen und ein erster S-förmiger Prototyp entstand aus formgepresstem Schichtholz. Doch das neuartige Material Kunststoff versprach viel mehr Möglichkeiten bei der Formgebung, da es nicht an materialspezifische Umrisse gebunden war und sich genauso beliebig einfärben ließ. Den ersten Freischwinger-Stuhl aus Kunststoff entwickelte der Designer mit der Firma Dansk Acryl Teknik und stellte ihn im Mobilia-Club aus, um so einen größeren Produzenten dafür zu begeistern. Zuerst jedoch blieb das Wunschdenken und Panton widmete sich wieder der Schichtholztechnik. Erst 1962 trat er an den Hersteller Vitra heran, der Gefallen an dem unkonventionellen Stuhl fand und ihn in Serie produzieren wollte, was allerdings erst einige Jahre und Fehlversuche später wirklich gelang. Der damalige Panton Stuhl, der heute noch als Panton Chair Classic verkauft wird, besteht aus Polyurethan-Hartschaum und ist hochglanzlackiert. Später wurde dieses Verfahren durch ein etwas einfacheres ersetzt. Dank einer verfeinerten Spritzgusstechnik konnte der Stuhl nun aus verstärktem und durchgefärbtem Polypropylen hergestellt werden. Aus diesem Material besteht auch der Panton Junior, der dank seiner matten Oberfläche und fröhlichen Farben ein robuster und praktikabler Kinderstuhl ist.
Designer Verner Panton
Zeitgeschehen
Die Mitte des 20. Jahrhunderts war die kreativste und erfolgreichste Zeit in Verner Pantons Leben. Während man nach dem Zweiten Weltkrieg noch schnell und ohne besonderen Fokus auf Ästhetik neue Wohnräume errichtete, wo alte zerstört worden waren, brachten die Wohlstandsjahre der 1950er wachsende Lust auf Farben und neue Formen mit sich. Auch der aufkommende Kunststoff erfreute sich großer Beliebtheit, da er als günstig und flexibel galt. Nicht nur materialeigene Formenbeschränkungen, wie bei Holz, konnten damit umgangen werden, auch die Möglichkeit, ihn komplett individuell einfärben zu können, versprach zahlreiche Anwendungsvarianten. Diese neu gewonnene Freiheit nutzte Verner Panton beim Design seiner Möbel voll aus und formte mit synthetischen Materialien geometrische Figuren in auffälligen Farben. Auf diese Weise brach er gleichzeitig mit der traditionellen Herstellung von Möbeln aus Naturstoffen. Verner Panton gehörte damit zu einem der Begründer des Pop-Designs, das in den 1960er Jahren als Teil der Pop-Art-Bewegung entstand. Diese zeichnete sich durch psychedelische Muster und vor allem auffällige Farben aus, was sich auch in Pantons Kunststoff-Freischwingern, mehr noch aber in seinen Polstermöbeln wie der Amoebe verdeutlicht. Als eine der wichtigsten Figuren der Ära erhielt Verner Panton für sein Schaffen zahlreiche Anerkennungen und Preise.
Der Schweizer Hersteller Vitra verfügt über eine umfangreiche Produktpalette