Marianne Brandt
Frühe Jahre und künstlerische Ausbildung
Marianne Brandt (1893–1983) war eine prägende Gestalterin, Fotografin und Bauhaus-Pionierin. Geboren als Marianne Liebe in Chemnitz, wuchs sie als jüngste von drei Töchtern in einem bürgerlichen Elternhaus auf - umgeben von Kunst, Musik und Literatur. Sie studierte zunächst Malerei und Bildhauerei an einer privaten Kunstschule in Weimar, bevor sie an der Hochschule für Bildende Kunst aufgenommen wurde. Dort lernte sie bei Fritz Mackensen und Robert Weise Malerei sowie bei Richard Engelmann Bildhauerei. 1919 heiratete sie den norwegischen Maler Erik Brandt und unternahm eine einjährige Studienreise nach Frankreich.
Wegweisende Arbeit am Bauhaus
1923 begann Marianne Brandts wegweisende Arbeit am Bauhaus in Weimar. Unter dem Einfluss von László Moholy-Nagy konnte sie als eine der wenigen Frauen in der Metallwerkstatt arbeiten, anstatt – wie damals für Frauen üblich – in der Weberei. Nach dem Umzug des Bauhauses nach Dessau entwarf sie 1926 erste Beleuchtungskörper für das neue Bauhaus-Gebäude. 1928 übernahm sie die Leitung der Metallwerkstatt und trieb dort das Design für die industrielle Serienproduktion voran, unter anderem in Zusammenarbeit mit Körting & Mathiesen (Kandem) in Leipzig und Schwintzer & Gräff in Berlin. Nach ihrem Bauhaus-Diplom 1929 war sie im Architekturbüro von Walter Gropius an der Inneneinrichtung der Dammerstocksiedlung in Karlsruhe beteiligt – neben dem Weissenhof in Stuttgart eines der wichtigsten Zeugnisse des Neuen Bauens. Anschließend leitete sie bis 1932 die Entwurfsabteilung der Ruppelwerke in Gotha.
Zeit nach dem Bauhaus und Herausforderungen während des Nationalsozialismus
Während des Nationalsozialismus wurde Marianne Brandts Werk als „entartet“ diffamiert, wodurch ihre Tätigkeit weitgehend zum Stillstand kam. Obwohl sie 1939 Mitglied der Reichskulturkammer wurde, trat sie nicht in die NSDAP ein. Nach der Scheidung von Erik Brandt zog sie sich in ihr Elternhaus in Chemnitz zurück und arbeitete dort als freischaffende Designerin. Ihre experimentelle Fotografie, mit der sie einen gesellschaftskritischen Blick auf die Welt richtete, blieb eine wichtige Ausdrucksform. 1949 wurde sie von Mart Stam als Dozentin an die Hochschule für Bildende Künste in Dresden berufen und lehrte bis 1954 auch an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee. Zu ihren bekanntesten Entwürfen zählen die Bauhaus-Deckenleuchte DMB 26, die heute von Tecnolumen produziert wird, sowie ihr ikonisches Kaffee- und Teeservice, das als Meilenstein des modernen Designs gilt.