Greta M. Grossman
Karrierestart in Stockholm
Nach dem Abitur in Helsinki absolvierte Grossman zunächst eine Schreinerlehre, die ihre Leidenschaft für Holz, Möbel und Design entfachte. Daraufhin begann sie an der Vorgängerinstitution der späteren Konstfack Kunsthochschule in Stockholm ein Studium. Die Ausbildung war vielseitig: neben verschiedenen Disziplinen, darunter Zeichnen, Keramik, Metallarbeiten und Kunstgeschichte, lernte sie moderne Gestaltungstheorien kennen, die im Zusammenhang mit Institutionen wie dem Deutschen Werkbund standen. Es folgte ein Studium der Architektur bis 1940 an der Königlichen Technischen Hochschule Stockholm.
Parallel zum Studium arbeitete Grossman beim Möbelhersteller Harald Westerberg und erhielt 1933 als erste Frau einen Preis bei einem Möbelwettbewerb der Handwerksvereinigung. Im selben Jahr heiratete sie den Jazzmusiker Billy Grossman, der sie dazu ermutigte, ein eigenes Studio zu eröffnen. Das Studio am Stureplan in Stockholm, einer noblen Gegend, war eine Mischung aus Atelier und Laden und entwickelte sich schnell zum Treffpunkt der hippen Designszene. Grossman schrieb zahlreiche Artikel für Einrichtungsmagazine, und ihre funktionalistischen Möbel wurden europaweit und darüber hinaus gekauft.
Durchbruch als Designerin und Architektin in den USA
Aus Angst vor einem deutschen Angriff nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs emigrierten die Grossmans 1940 in die USA. Sie landeten nach anstrengender Reise in San Francisco statt, wie ursprünglich geplant, in New York. Bereits 1941 eröffnete Grossman ein neues Geschäft in Los Angeles am Rodeo Drive in Beverly Hills.
In Los Angeles etablierte sich Grossman schnell und zog mit ihrem Studio nach Hollywood um. Dort arbeitete sie unter anderem für das Einrichtungshaus Barker Brothers, das sich auf einen modernen Wohnstil konzentrierte und Bauherren bereits bei der Baugenehmigung als Kunden gewann. Grossman brachte so die skandinavische moderne Ästhetik mit der aufstrebenden Modernistenszene Südkaliforniens zusammen.
Für Grossman sollte modernes Design auf menschliche Faktoren wie Ergonomie, Wohlbefinden und soziale Interaktion eingehen. Mit natürlichen Formen und Materialien wollte sie ansprechende Kulissen für menschliche Aktivitäten schaffen. Bereits Mitte der 1940er Jahre war Grossman in ihrer neuen Heimat erfolgreich und arbeitete für prominente Kundinnen und Kunden wie Joan Fontaine, Paulette Goddard, Frank Sinatra und den Bauträger Paul Trousdale. Außerdem kam es zu Kooperationen mit bekannten Architekten wie Gregory Ain und Paul László.
In den späten 1940er Jahren wandte sich Grossman auch der Architektur zu und entwarf in den folgenden Jahren um die 20 Häuser in Los Angeles und ein weiteres in Schweden, oft ausgestattet mit ihren eigenen Designs. Zu ihren erfolgreichsten Produktdesigns gehören zwei Lampen, die sie für die Ralph O. Smith Company entwarf: die doppelschalige Cobra und die schlanke, stehende Grasshopper, die beide vom Museum of Modern Art ausgezeichnet wurden. Heute werden die Leuchten neben zahlreichen weiteren Möbel- und Leuchtenentwürfen von Gubi produziert.
Grossman war neben ihrer erfolgreichen Arbeit als Designerin und Architekting auch als Dozentin in Los Angeles und Pasadena tätig und nahm an zahlreichen Ausstellungen in den USA und Europa teil. Sie starb 1999 in Kalifornien.