Die Natur beruht auf sorgfältig geformten Mustern, sich wiederholender Ordnung und effizienter Struktur. Und doch ist es oft gerade das Fehlen von Mustern, Ordnung oder Struktur – Zufall und Serendipität –, das die grundlegendsten Veränderungen bewirkt und die Entwicklung von Individuen, Populationen, Gemeinschaften und Gesellschaften vorantreibt.
Auch der menschliche Geist wird von sorgfältig geformten Mustern, sich wiederholenden Ordnungen und effizienten Strukturen angezogen und erfreut sich an ihnen. Aber erfreut er sich nicht noch mehr an Zufall und Serendipität?
Zufall und Serendipität stehen im Mittelpunkt des Projekts „Burn Lace“ des Stockholmer Studios Färg & Blanche, auch bekannt als Fredrik Färg und Emma Marga Blanche.
Färg & Blanche waren bereits für die Ausstellung „20 designers at BIOLOGISKA“ verantwortlich, die während der Stockholm Design Week 2011 im BIOLOGISKA, dem Naturhistorischen Museum Stockholms, stattfand. Der Raum, der durch ein mehrstöckiges 360°-Diorama mit naturgetreu nachgebildeten Lebensräumen und präparierten Tieren definiert wird, wurde für die Ausstellung mit Werken ausgestattet, die heute wie eine Momentaufnahme einer dynamischen Generation junger internationaler Designtalente wirken. Darunter Kaspar Hamacher, Florian Hauswirth, Mark Braun und Färg & Blanche selbst. Einige dieser Designer haben sich seither in der Designwelt etabliert, andere sind in der Bedeutungslosigkeit verschwunden - wie BIOLOGISKA zeigt, ist das der unvermeidliche Lauf der Dinge. „20 Designers at BIOLOGISKA“ ist bis heute eine unserer liebsten Erfahrungen geblieben. Es war zweifellos eine der unterhaltsamsten und inspirierendsten Designausstellungen, die wir je erlebt haben - genau die Art von Veranstaltung, die wir in der heute so kommerziellen und risikoarmen Stockholm Design Week schmerzlich vermissen. Dafür werden wir Emma und Fredrik immer dankbar sein.
Aber nicht so sehr, dass es unser Urteil über die Arbeit von Färg & Blanche trüben würde. Sonst wären sie im Laufe der Jahre viel öfter in unseren Diskussionen aufgetaucht.
Wir haben ihre Karriere mit Interesse verfolgt und beobachtet, wie sie sich als eines der interessantesten, herausforderndsten und unterhaltsamsten zeitgenössischen Designstudios Schwedens etabliert haben. Nicht alles, was sie geschaffen haben, hat uns begeistert. Aber die Burn Lace-Leuchten haben es uns angetan.
Dieses Projekt hat seinen Ursprung in einem etwa zehn Jahre alten Vorhaben, das ebenfalls Burn Lace hieß, aber aufgrund anderer Projekte und Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung eingestellt wurde. Mit einem nun geeigneten Material und mehr Zeit innerhalb ihrer etablierten Praxis haben Färg & Blanche das Projekt erneut aufgegriffen – möglicherweise mit mehr Fokus als in ihrer experimentelleren Herangehensweise vor einem Jahrzehnt.
Das Ergebnis ist eine Kollektion von Steh- und Tischlampen aus Polyesterfilz, der durch heiße Luft behandelt wird, wodurch Löcher und dünnere Abschnitte entstehen, die das Licht durchlassen. Die intakten Bereiche bleiben opak oder lassen das Licht in geringerem Maße durch, wodurch eine marmorierte, variierte, poröse, perforierte Oberfläche entsteht. Färg & Blanche beschreiben das Ergebnis als spitzenartig, aber wir würden dem widersprechen: Während Spitze tatsächlich porös und perforiert ist, spiegelt sie auch die sorgfältig geformten Muster, die wiederholende Ordnung und die effiziente Struktur wider, die in der Natur zu finden sind. Im Gegensatz dazu basieren diese Lampen auf Zufälligkeit und Serendipität – genau den Kräften, die Veränderung und Entwicklung vorantreiben – und das ist einer der Hauptgründe für unsere Faszination für dieses Projekt.
Diese marmorierte, variierte, poröse Oberfläche verwandelt das ausgestrahlte Licht in ein deutliches, scharfes, greifbares, aber nicht überwältigendes Leuchten. Sie erzeugt eine klare Lichtwand mit einer diskreten und atmosphärischen statt rein funktionalen Wirkung. Allerdings bedeutet die trichterartige Form der Lampen, dass die Decke darüber in ungefiltertes, unverändertes Licht getaucht wird, wodurch zwei Ebenen der indirekten Beleuchtung entstehen. Dies wirft die Frage auf, ob eine verstellbare Abdeckung eine Option sein könnte, um die Beleuchtung und die Atmosphäre besser zu kontrollieren.
Die trichterartige Form der Lampen unterstreicht zudem einen unverkennbaren floralen, vom Jugendstil inspirierten Charakter. Diese Verbindung spiegelt sich auch darin wider, wie die marmorierte, variierte, poröse Oberfläche eine dekorative, aber nicht ornamental wirkende grafische Wirkung erzeugt, sowie in den Wurzeln des Projekts im Handwerk – oder besser gesagt, in dem, was wie Handwerk erscheint, insbesondere in einer handwerklichen Technik, die der Hutmacherei ähnelt. Diese Nutzung eines zuvor unbekannten Verfahrens verortet Burn Lace im breiteren Kontext der Arbeiten von Färg & Blanche, darunter die Elastique-Vasen für Målerås, ihre Wood Tailoring-Techniken oder die Succession-Kollektion, die vermutlich ihren Durchbruch markierte. All diese Projekte zeigen eine Bereitschaft, im kreativen Prozess ein gewisses Maß an Kontrolle abzugeben, und ein Verständnis dafür, warum dies notwendig ist.
But a Burn Lace that is also a craft in that it is based on an interactivity, a collaboration, with the material, with the inalienable inherent properties of the material.
Der verwendete Polyesterfilz benötigt keine zusätzlichen Stützen, um seine Form zu bewahren – sie entsteht allein durch den thermischen Bearbeitungsprozess. Einzige Ergänzung ist der pulverbeschichtete Stahlfuß, der als Basis und Lichtquelle dient. Hier stellt sich die Frage, ob ein anderes Material wie gedrechseltes Holz oder ein offenes, geflochtenes Gestell die Gestaltung noch weiter unterstützen könnte. Dennoch ist davon auszugehen, dass Färg & Blanche diesen Kontrast aus massivem Stahl und filigranem Filz bewusst gewählt haben.
Ein weiterer spannender Aspekt: Warum Polyesterfilz und nicht Wollfilz? Die Antwort liegt in der Materialeigenschaft – Wollfilz würde seine Form nach der Bearbeitung nicht halten. Durch die heiße Luft entsteht zudem eine außen leicht knusprige, innen weiche Struktur, die an Knäckebrot erinnert – eine Verbindung zur Familiengeschichte von Emma Marga Blanche, deren Ururgroßvater einst eine Bäckerei in Södermalm betrieb. Passenderweise fand die Präsentation von Burn Lace während der Stockholm Design Week 2025 genau dort statt.
Das Projekt wirft nicht nur gestalterische, sondern auch gesellschaftliche Fragen auf. Polyesterfilz ist ein Material, das ohne die industrielle Entwicklung des 19. Jahrhunderts nicht existieren würde. Seine Herstellung zeigt die Wechselwirkung zwischen Handwerk und industrieller Produktion, zwischen Tradition und Innovation.
Burn Lace vereint Vergangenheit und Zukunft, Ordnung und Chaos, Beständigkeit und Vergänglichkeit. Die Lampen beleuchten nicht nur Räume, sondern auch unsere Beziehung zu Materialien, Handwerk und industriellen Prozessen.
Burn Lace ist zunächst als limitierte Serie erhältlich, produziert von Färg & Blanche selbst. Eine serielle Produktion ist geplant, aber noch nicht definitiv beschlossen. Bleiben Sie dran.
Weitere Informationen zu Färg & Blanche finden Sie unter www.fargblanche.com.
Die Stockholm Design Week 2025 ist nun vorbei. Details zu verpassten Highlights, zur Veranstaltung im Allgemeinen und zur Ausgabe 2026 finden Sie unter https://stockholmdesignweek.com.