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5 neue Architektur- und Designausstellungen für März 2025


Veröffentlicht am 07.03.2025

Der März verdankt seinen Namen dem römischen Monat „Martius“, der wiederum nach dem römischen Kriegsgott Mārs benannt wurde.

Auch der Planet Mars, zu dem eine kleine Gruppe von Menschen mit außergewöhnlicher Eile gelangen will, ist nach ihm benannt. Ob diese Menschen dort Seltene Erden vermuten, ob sie neue Gebiete suchen, um den Kampfgeist des Kriegsgotts zu ehren, oder ob sie als Kinder einfach zu viele Comics gelesen haben und nun glauben, es sei das unausweichliche Schicksal der Menschheit, den Mars zu besuchen, bleibt unklar. Eines ist jedoch klar: Sie wollen unbedingt dorthin.

Aber man muss nicht zum Mars fliegen, um die Grenzen der menschlichen Gesellschaft zu erweitern. Man kann auch eine Architektur- oder Designausstellung besuchen, eine Erfahrung, die immer als Sprungbrett für eine spekulative, intellektuelle, philosophische und abstrakte Reise zu unbekannten Orten und ungeahnten Möglichkeiten dient - und deren Atmosphäre in der Regel viel menschenfreundlicher ist als die des Mars’.

Unsere fünf Orte, an denen man die zeitgenössischen Apostel des Mars für ein paar Stunden vergessen kann, befinden sich in München, Paris, Stockholm, Andover und Hornu.

5 New Architecture & Design Exhibitions for March 2025

"Trees, Time, Architecture!" im Architekturmuseum der TU München, Deutschland

Während die frühen Vorfahren des Menschen in Bäumen lebten, neigen wir dazu, in dem zu leben, was von den Bäumen übrig bleibt, nachdem wir sie gefällt und zu Holz verarbeitet haben. Doch was wäre, wenn wir mit Bäumen leben würden? Sollten wir mit Bäumen leben? Ist es wünschenswert, mit Bäumen zu leben? Wie können wir gerecht mit Bäumen leben?

Solche und ähnliche Fragen stehen im Mittelpunkt der Ausstellung „Trees, Time, Architecture!“ und ihrer Auseinandersetzung mit dem Umgang und der Nutzung von Bäumen in der Architektur sowie im urbanen und sozialen Raum – jenseits der traditionellen Verwendung von Holz als Balken, Pfosten, Bretter und Türen in Architektur und Stadtplanung.

Diese Auseinandersetzung verspricht nicht nur eine internationale Perspektive, sondern wird, wie der Titel schon andeutet, auch zeitliche Aspekte reflektieren: es geht um die Langlebigkeit von Bäumen, wenn wir sie nicht fällen und um eine globale Baumvernichtung, die durch den Klimawandel immer größere Ausmaße annimmt, inklusive all der Probleme, die damit einhergehen. Dies geschieht in praktischen und spekulativen Projekten, wie den lebenden Wurzelbrücken des Khasi-Volkes in Indien, die auch in „All Hands On: Flechtwerk“ im Museum Europäischer Kulturen in Berlin zu sehen waren. Das Projekt „Naturale“ des finnischen Künstlers Ilkka Halso imaginiert Bäume und andere Naturmaterialien in riesigen Industriehallen. Die so genannte Arbor Kitchen ist wiederum eine Kombination aus 32 Londoner Platanen, photogrammetrischen Punktwolken und glasfaserverstärkten Kunststoffschindeln, die im Skulpturenpark Neue Kunst am Ried ein Dach für einen baumbestandenen Sozialraum bilden. 

Diese Auseinandersetzung soll nicht nur differenzierte Einblicke in die Beziehungen des Menschen zu Bäumen geben, sondern auch dazu beitragen, die Fragen, die wir uns zum zukünftigen Verhältnis von gebauter und natürlicher Umwelt stellen müssen, besser zu formulieren.

„Trees, Time, Architecture!“ wird am Donnerstag, den 13. März 2025 im Architekturmuseum der TU München, Barer Str. 40, 80333 München eröffnet und läuft bis Sonntag, den 14. September 2025. Weitere Informationen finden Sie unter www.architekturmuseum.de.

A living root bridge by the Khasi peoples of India, part of Trees, Time, Architecture!, Architekturmuseum der TU München (photo Ferdinand Ludwig, © TU München, courtesy Architekturmuseum der TU München)
Eine lebende Wurzelbrücke des Khasi-Volkes in Indien, Teil der Ausstellung „Trees, Time, Architecture!“, Architekturmuseum der TU München (Foto Ferdinand Ludwig, © TU München, mit freundlicher Genehmigung des Architekturmuseums der TU München)

"Ruhlmann décorateur" im Musée des Arts décoratifs, Paris, Frankreich

Jacques-Émile Ruhlmann, 1879 in Paris geboren, zählt zu den einflussreichsten Innenarchitekten und Möbeldesignern, die die Entwicklung und den Aufstieg des Art Déco in Frankreich in den 1920er und 1930er Jahren maßgeblich prägten. Diesen Einfluss übte er auch durch seine Entwürfe für das Spiegel-, Farben- und Tapetengeschäft seiner Familie aus, das er nach dem Tod seines Vaters 1907 übernahm. Spiegel, Farben und Tapeten spielten eine zentrale Rolle in der neuartigen Innenarchitektur dieser Zeit.

Die Ausstellung „Ruhlmann décorateur“ konzentriert sich auf die Tapete und zeigt neben Tapetenentwürfen, die Ruhlmann sowohl für das Familienunternehmen als auch für andere zeitgenössische französische Hersteller entwarf, auch Fotografien, unter anderem von Ruhlmanns Interieurs für drei Nationalresidenzen in der Cité Internationale Universitaire de Paris. Zusätzlich werden digitalisierte Versionen von Ruhlmanns 26 Skizzenbüchern gezeigt, in denen er nicht nur seine Entwürfe entwickelte, sondern auch die Inspirationsquellen, die er auf seinen Spaziergängen fand, grafisch festhielt. Diese Skizzenbücher geben zusammen mit den ausgeführten Arbeiten einen tieferen Einblick in Ruhlmanns Schaffensprozess und Herangehensweise.

Die Ausstellung soll nicht nur eine bessere designgeschichtliche Einordnung von Jacques-Émile Ruhlmann ermöglichen, sondern auch eine differenziertere Reflexion über die Rolle und Funktion der Tapete in den Innenräumen der 1920er und 1930er Jahre sowie in der Entwicklung der Innenarchitektur als eigenständige Disziplin. Zugleich eröffnet sie Raum für Reflexionen über die heutige Verwendung, Rolle und Funktion von Tapeten.

„Ruhlmann décorateur“ wird am Mittwoch, den 12. März im Musée des Arts décoratifs, 107, rue de Rivoli, 75001 Paris eröffnet und dauert bis Sonntag, den 1. Juni. Weitere Informationen unter https://madparis.fr.

Ruhlmann décorateur, Musée des Arts décoratifs, Paris
„Ruhlmann décorateur“, Musée des Arts décoratifs, Paris

"Gunnar Asplund 1885-1940" an der Konstakademien, Stockholm, Schweden

Obwohl er im tragisch jungen Alter von 55 Jahren starb - einem Alter, in dem viele Architekten noch nicht ihr volles Potenzial erreicht haben - war Gunnar Asplund zweifellos einer der prägendsten Architekten und kreativsten Köpfe Schwedens im 20. Jahrhundert. Asplund fand seine erste kreative Stimme im Kontext des vom Neoklassizismus beeinflussten schwedischen Stils der 1920er Jahre, eine Stimme, die sich in den 1930er Jahren leicht änderte und einen funktionalistischen Ansatz in Architektur und Design propagierte. Trotz dieses Wandels blieben viele der Ausdrucksformen, des Vokabulars und der Syntax des jüngeren Asplund erhalten.

Dieser Wandel ist besonders aufschlussreich vor dem Hintergrund eines Schwedens, das seinen Weg inmitten des Aufstiegs der Maschinen, der fortschreitenden Industrialisierung und des demografischen Wandels der Zeit suchte.

Ein Wandel, der sich in Projekten wie der Erweiterung des Göteborger Rathauses von 1936, seiner Architektur für die Stockholmer Weltausstellung von 1930 – ein entscheidendes Ereignis in der Entwicklung des Funktionalismus – und in Asplunds Mitwirkung am Manifest acceptera widerspiegelt. Dieses Manifest forderte die Schweden auf, die Realität so zu akzeptieren, wie sie ist, denn nur durch Akzeptanz könne man angemessen reagieren. Ein Wandel, der sich auch in seiner Stadsbibliotek (Stadtbibliothek) in Stockholm Mitte der 1920er Jahre widerspiegelt, einem Werk, das stark von der Vergangenheit inspiriert ist, aber auch Elemente der kommenden funktionalistischen Moderne vorwegnimmt. Es fängt nicht nur den Fluss der Zeit in seinen strengen geometrischen Gegensätzen ein, sondern stellt auch die Sinnhaftigkeit architektonischer Epochen und akademischer Schubladen in Frage.

Diese Werke, so viel ist sicher, werden in der Ausstellung Gunnar Asplund 1885-1940 zu sehen sein, auch wenn die Konstakademien noch keine genauen Details verraten haben. Sicher ist, dass die Ausstellung im Rahmen der Veröffentlichung eines neuen Buches der Architekturhistorikerin Eva Eriksson stattfinden wird. Auch wenn die Ausstellung nicht so umfassend sein wird wie eine vollständige Asplund-Retrospektive, bietet sie doch einen wertvollen Einstieg und regt dazu an, sich eingehender mit einem Architekten und Designer zu beschäftigen, der nicht nur das Schweden des 20. Jahrhunderts entscheidend mitgeprägt hat, sondern auch das Schweden des 21. Jahrhunderts.

„Gunnar Asplund 1885-1940“ wird am Samstag, den 22. März in der Konstakademien, Fredsgatan 12, 111 52 Stockholm eröffnet und läuft bis Samstag, den 3. Mai. Weitere Informationen unter https://konstakademien.se.

Gunnar Asplund 1885 1940, Konstakademien Stockholm (photo courtesy Konstakademien Stockholm)
„Gunnar Asplund 1885 1940“, Konstakademien Stockholm (Foto mit freundlicher Genehmigung Konstakademien Stockholm)

"Andover: An Overspill Story" im Andover Museum, Andover, England

Andover, im Süden Englands gelegen, könnte man als „irgendwo im Nirgendwo“ beschreiben. Die Stadt hatte etwa 18.000 Einwohner, als die britische Regierung nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-45) beschloss, sie zu einer so genannten „Flutstadt“ zu erklären. Andover war eine von mehreren Städten, die entweder erweitert oder neu gegründet wurden, um Menschen unterzubringen, deren Häuser durch Kriegsschäden oder Luftangriffe zerstört oder beschädigt worden waren. Dabei handelte es sich auch um eine Maßnahme der Bevölkerungsumverteilung, bei der Menschen aus überfüllten Städten in dünn besiedelte ländliche Gebiete umgesiedelt wurden.

In der unmittelbaren Nachkriegszeit begann eine Phase des städtischen Wiederaufbaus, die in vielerlei Hinsicht funktionalistische modernistische Architektur- und Stadtplanungskonzepte durchsetzte, die in England vor dem Krieg auf Widerstand gestoßen waren. Diese Periode ebnete jedoch den Weg für diejenigen, die später nicht nur diese Prinzipien in Frage stellten, sondern auch die Grundprinzipien der Architektur und des Städtebaus, auf denen sie beruhten. Es war eine Epoche, die viele dieser Flutstädte noch heute strukturell und sozial beeinflusst.

Trifft dies auch auf Andover zu?

Basierend auf den Ergebnissen eines zwölfmonatigen Forschungsprojekts, das vom Wessex Film and Sound Archive (WFSA) durchgeführt wurde, versucht die Ausstellung An Overspill Story nicht nur zu erklären, wie Andover wuchs, sondern auch die Folgen dieses Wachstums zu untersuchen - sowohl für die ursprünglichen Bewohner, die Umsiedler als auch für die natürliche Umgebung in und um die Stadt. Darüber hinaus wird untersucht, wie das geplante Wachstum das heutige Andover geprägt hat. Die Ausstellung bietet somit nicht nur ein besseres Verständnis des heutigen Andover, sondern präsentiert es auch als Fallstudie für eine Zeit, in der in ganz Europa zunehmend darüber nachgedacht wird, wie die Überbevölkerung und Verdichtung einiger großer städtischer Zentren abgeschwächt werden kann. In diesem Zusammenhang werden Fragen der Erweiterung bestehender ländlicher Städte und des Baus neuer Städte als Wege zu einer nachhaltigeren Bevölkerungsverteilung zunehmend berücksichtigt.

Die Ausstellung soll auch zeigen, dass selbst Menschen, die im „Nirgendwo“ leben, interessante Geschichten zu erzählen haben und zu wichtigen Debatten und Diskussionen beitragen können – wenn man sie denn fragt.

„Andover: A History of Flooding“ wird am Freitag, den 14. März, im Andover Museum and Museum of the Iron Age, 6 Church Close, Andover SP10 1DP, eröffnet und ist bis Sonntag, den 27. April, zu sehen. Weitere Informationen unter www.hampshireculture.org.uk.

Andover: An Overspill Story, Andover Museum, Andover
Andover: An Overspill Story, Andover Museum, Andover

"Common Grounds. Lucile Soufflet" im Centre for Innovation and Design in Grand-Hornu, Hornu, Belgium

Lucile Soufflet, Absolventin der Brüsseler Kunsthochschule La Cambre, verfügt über ein breit gefächertes Designrepertoire, das jedoch deutlich von ihren Überlegungen und Entwürfen für den öffentlichen Raum geprägt ist – insbesondere von ihren Entwürfen für Stadtmobiliar. Diese Art des Möbeldesigns wird trotz ihrer offensichtlichen, kollektiven und individuellen Bedeutung für uns alle, selten so reflektiert wie bei Lucile und steht nur selten im Mittelpunkt von Diskursen über urbane Räume.

„Common Grounds“ wird sowohl Luciles öffentliche Räume durch Fotografien, Videos, Pläne und mehr dokumentieren, als auch ihre Arbeit in einem privaten Kontext präsentieren. Dazu gehören Muster, Modelle, Skizzen und andere Entwurfsdokumente, die zusammen nicht nur einen Einblick in die Designerin hinter den Entwürfen geben, sondern auch eine Auseinandersetzung mit ihrem Werk über das zentrale Thema der öffentlichen Sitzmöbel hinaus ermöglichen.

Öffentliche Sitzmöbel können auch im Kontext der vier Bänke betrachtet werden, die Lucile im Rahmen von „Common Grounds“ für das Centre for Innovation and Design in Grand-Hornu entworfen hat.

Die Ausstellung bietet somit nicht nur eine Einführung in das Werk von Lucile Soufflet, sondern regt auch zu einer differenzierteren und fokussierteren Reflexion über Stadtmobiliar an. Sie wirft Fragen über die Rolle von Stadtmöbeln auf und regt zum Nachdenken darüber an, warum wir nicht mehr Zeit und Energie in die Gestaltung von Stadtmöbeln investieren. Warum wird bei der Gestaltung urbaner Räume nicht von Anfang an mehr über Möblierung nachgedacht, so wie es bei der Gestaltung von Innenräumen selbstverständlich ist?

"Common Grounds. Lucile Soufflet" wird am Sonntag, den 16. März im Centre for Innovation and Design at Grand-Hornu, Rue Sainte-Louise 82, 7301 Hornu eröffnet und dauert bis Sonntag, den 24. August. Weitere Informationen unter www.cid-grand-hornu.be.

Furniture with a Roof by Lucile Soufflet (Photo Caroline Dethier, courtesy Centre for Innovation and Design at Grand-Hornu, Hornu)
Möbel mit Dach von Lucile Soufflet, Teil von „Common Grounds. Lucile Soufflet“, Centre for Innovation and Design in Grand-Hornu, Hornu (Foto: Caroline Dethier, mit freundlicher Genehmigung des Centre for Innovation and Design at Grand-Hornu, Hornu)

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