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smow im Interview mit Timon und Melchior Grau


Veröffentlicht am 20.09.2024
Timon and Melchior Grau with their Fire lamp (photo courtesy GRAU)
Timon und Melchior Grau mit ihrer Fire Leuchte (Foto mit freundlicher Genehmigung von GRAU)

 Wir haben in diesem Blog immer wieder darauf hingewiesen, dass die Geschichte der menschlichen Gesellschaft im Wesentlichen mit der Nutzung des Feuers beginnt.

Diese Nutzung des Feuers schließt natürlich auch die Nutzung des Lichts ein, das es unseren Vorfahren ermöglichte, ihre Räume zumindest in begrenztem Maße zu beleuchten. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich diese Beleuchtung über die Öllampe, die Kerze, die Bogenlampe und die Glühbirne bis hin zu unserer heutigen LED-Technologie entwickelt. Diese Entwicklungen in der Beleuchtungstechnik haben wiederum zur Entwicklung von Gesellschaft und Kultur beigetragen und diese maßgeblich beeinflusst.

Heute können wir nicht nur Häuser beleuchten, sondern auch Straßen, Fabriken, Geschäfte, Büros, Theater, Bars, Züge, Kinos und, dank der LED-Technologie, unsere vernetzten digitalen Geräte.

Wie bereits in der Ausstellung "Universum: Rhythms and Spaces" im Estnischen Museum für Angewandte Kunst und Design in Tallinn erwähnt und diskutiert, sind unsere Smartphones, Tablets und Co. heute eine der Ursachen für unser Unwohlsein. Die chronischen Schlafprobleme der heutigen Gesellschaft lassen sich auf das unheilvolle Scrollen und Schreiben von Kurznachrichten im Bett zurückführen.

Auch das blaue Lichtspektrum der LEDs in unseren digitalen Geräten hemmt die Produktion des schlaffördernden Hormons Melatonin. Wir haben es hier also mit einem geradezu lehrbuchhaften Beispiel dafür zu tun, dass Dinge, die die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft vorantreiben, immer auch neue Herausforderungen und Probleme mit sich bringen. Siehe auch die Glühbirne. Und die Bogenlampe.

Aber was wäre, wenn es LEDs ohne blaues Licht gäbe?

Wüssten Sie, wie das geht?

Der Hamburger Leuchtenhersteller GRAU aus Rellingen hat ein paar Ideen.

GRAU Campus Rellingen by Hadi Teherani (photo Simon Menges, courtesy GRAU)
Der GRAU Campus Rellingen von Hadi Teherani (Foto Simon Menges, mit freundlicher Genehmigung von GRAU)

Die Geschichte von GRAU beginnt Anfang der 1980er Jahre in New York, wo der gebürtige Hamburger Tobias Grau an der Parson School of Design studiert. Nach seiner Rückkehr nach Hamburg gründet Tobias Grau in der Hansestadt sein gleichnamiges Innenarchitekturbüro, aus dem 1987 der Leuchtenhersteller Tobias Grau hervorgeht.

Ein Unternehmen, das von Tobias und seiner Frau Franziska geführt wird und in den 1990er Jahren von Hamburg nach Rellingen umzog, wo es sich in einem eigens dafür errichteten Gebäude, einem vom Hamburger Architekten Hadi Teherani entworfenen Campus, niederließ, in dem seit 1997 alle (Tobias) GRAU Produkte entwickelt, entworfen und montiert werden. Ein GRAU-Campus, dessen gewölbte, verglaste Südfassaden mit 179 m2 Photovoltaikmodulen geschmückt, man könnte fast sagen verziert sind.

Photovoltaikmodule, deren sorgfältig durchdachte Abstände das Tageslicht durchlassen, aber nicht nur als Sonnenschutz im Inneren dienen, sondern diesen Schutz auch als Energiequelle nutzen. Weitere 128 m2 Photovoltaikmodule auf dem westlichen Gebäude tragen zur Energieerzeugung auf dem GRAU Campus bei und sind nicht nur ein frühes Bekenntnis zur Ressourceneffizienz bei GRAU, sondern zeigen auch, wie Photovoltaikmodule in die Architektur integriert werden können und Teil des architektonischen Designs sind, anstatt nur ein Zusatz zur Architektur. Dieses Engagement für Ressourceneffizienz und neue Technologien spiegelt sich auch darin wider, dass Tobias und Franziska Grau Anfang der 2000er Jahre ihre gesamte Beleuchtung auf LED-Technologie umgestellt haben und damit zumindest in Deutschland zu den ersten Anwendern einer noch in der Entwicklung befindlichen Technologie gehörten.

Das von Tobias Grau und seiner Frau Franziska Grau geführte Unternehmen hat sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem der bedeutendsten und interessantesten Leuchtenhersteller Europas entwickelt. Grau-Leuchten schmücken nicht nur Privathäuser, sondern werden und wurden auch in zahlreichen internationalen Architektur- und Innenarchitekturprojekten eingesetzt, darunter das Labor von Q im James-Bond-Film Skyfall aus dem Jahr 2012, in dem Tobias Graus Leuchte Bill die Schreibtische des wichtigsten Produktentwicklungsteams des britischen Geheimdienstes schmückt. 

Diese Geschichte kann auch als Metapher für die innovative und bahnbrechende Forschung auf dem GRAU Campus verstanden werden. 

Im Jahr 2021 haben Tobias und Franziska Grau das Unternehmen an ihre Söhne Timon und Melchior übergeben. Ein Generationswechsel, der nicht nur ein Rebranding in Rellingen mit sich brachte, sondern auch die Verantwortung für die Entwicklung des GRAU Portfolios und des GRAU Designs an Timon und Melchior Grau übertrug.

Die Verbindung der Brüder zeigte sich zunächst im gemeinsamen Kunststudium an der Universität der Künste Berlin, später an der Städelschule Frankfurt und vor allem in der Entwicklung einer gemeinsamen künstlerischen Praxis, die sowohl physische Objekte als auch konzeptuelle Performances, Installationen und Interventionen umfasst. 

Die Serie Messenger zum Beispiel reflektiert über Kommunikation im digitalen Zeitalter; Uncanny Human ist eine Arbeit, die ein Stuhl sein könnte und Fragen aufwirft wie “Was ist ein Stuhl” oder “Wie verhalten sich Menschen zu Stühlen”; Time is only Movement ist eine Performance in Athen, bei der die Brüder drei Wochen lang willkürlich durch einen Ausstellungsraum liefen; Bonfire wiederum ist ein digitales LED-Lagerfeuer mit einem Durchmesser von 2,5 Metern, das auf der Bergen Assembly Triennale 2022 uraufgeführt wurde. Eine Arbeit, die wahrscheinlich viele von Timons und Melchiors Reflexionen und Fragen zum Licht der letzten Jahre enthält.

Bonfire by Timon and Melchior Grau (photo © and courtesy GRAU)
Bonfire von Timon und Melchior Grau (Foto © mit freundlicher Genehmigung von GRAU)

Diese künstlerische Praxis, das Erforschen und Hinterfragen, steht auch im Design von Timon und Melchior im Vordergrund und ist oft auch eine Motivation für ihre Entwürfe. Leuchtenentwürfe wie Parrot, Salt und Fire zeigen den Einfluss von Künstlern wie Alberto Giacometti, Jeff Koons, Mark Rothko oder flämischen Meistern.

Der Einfluss der spekulativen künstlerischen Forschung und Praxis von Timon und Melchior auf die Funktionalität ihrer Entwürfe zeigt sich auch in Konzepten wie Sunset Dimming. Sunset Dimming überträgt den Prozess der langsam untergehenden Sonne auf eine elektrische Lampe und ist damit eine Innovation, die die Bewegung und Vitalität des natürlichen Lichts auf die statische Monotonie des elektrischen Lichts überträgt.

Das Einfangen von Licht in eine sinnvolle Form bestimmt auf ganz andere Weise auch die Serie Team, eine agile Familie von Büroleuchten, die nicht nur physisch aufeinander abgestimmt sind, sondern auch als Familie kommunizieren; die gleichzeitig direkt und indirekt, direkt funktional und indirekt atmosphärisch beleuchten; und deren bestimmendes Merkmal die Beam Lens-Technologie ist, die es einer begrenzten Anzahl von kompakt platzierten LEDs ermöglicht, eine ganze Schreibtischfläche gleichmäßig mit variablem, blendfreiem Licht auszuleuchten. Ein netter Trick, von dem Q sicher beeindruckt wäre.

So steht diese von Timon und Melchior Grau entwickelte Leuchtenkollektion nicht nur symbolisch für die Kontinuität und den Generationswechsel bei GRAU, sondern auch programmatisch für die Ansätze und Positionen von Timon und Melchior, wie auch richtungsweisend für die Zukunft von GRAU.

Um mehr darüber zu erfahren, haben wir uns mit Timon und Melchior auf dem Grau Campus getroffen, um über Papageien, Feuer, Salz, Sonnenuntergänge usw. zu sprechen, aber wir haben ganz am Anfang angefangen... .

Timon: Seit wir denken können, ist GRAU Teil von unserem Leben. Wir sind mit dem Unternehmen aufgewachsen und vor allem haben wir mit unseren Eltern seit unserer Kindheit einen engen Austausch über das, was bei GRAU passiert. Unser Vater hat uns früh in seinem Designprozess einbezogen, seine Entwürfe mit uns geteilt, unsere Meinung dazu eingeholt und die Entwürfe mit uns diskutiert.

smow: Und es war immer klar, dass ihr eines Tages das Unternehmen übernehmen würdet, oder...

Melchior: ...klar war das nicht, aber wir waren dem Unternehmen immer sehr verbunden. Nach dem Abitur sind wir wiederum nach Berlin zusammengezogen und haben angefangen Bilder zu malen, haben gemeinsam Kunst studiert, und in der Zeit haben wir angefangen Ausstellungen zu machen, Skulpturen und Performances zu schaffen, ein künstlerisches Werk als Künstlerduo aufzubauen. Aus einer Performance in Athen ist die Leuchte Parrot entstanden und daraus ist viel mehr geworden. Über Parrot haben wir die Produktentwicklung kennengelernt, mussten die Produktion sicherstellen, Kampagnen produzieren, und plötzlich waren wir mittendrin...

Timon: ...und interessanterweise haben wir so das Medium Licht nochmal ganz neu für uns entdeckt und verstanden, was für ein besonderes Medium Licht eigentlich ist. Wie Licht jeden Moment von Menschen prägt.

smow: Es gibt einige Punkte, auf die wir gleich zurückkommen werden, aber lasst uns einen Schritt zurückgehen: Warum habt ihr euch angesichts eurer Kindheit und der Allgegenwärtigkeit des Unternehmens und seiner Produkte für ein Kunst- und nicht für ein Designstudium entschieden?

Melchior: Die Kunst ist für uns eine starke Inspiration und Anregung für kritisches Denken. Wir benutzen Design und Unternehmertum als Mittel zum Zweck, um Visionen zu realisieren und eine Veränderung schaffen zu können. Dahinter steckt die Überzeugung, dass kritisches Denken und ein sinnliches Feingefühl kultiviert werden müssen und es die pragmatischen Werkzeuge braucht, um sie ins Leben zu tragen. Wir haben hohen Respekt vor Design, es hat eine hohe Komplexität, keine Frage, aber für uns ist es ein Mittel zum Zweck für die Haltung und den Beitrag, die man leisten will. Es ist leichter eine klare Haltung und eine klare Vision zu haben und dann die Werkzeuge, die man dafür braucht zu lernen, als andersrum keine Haltung zu haben, aber das Werkzeug zu können, dann aber nicht zu wissen, was man damit machen soll.

Timon: Künstler zu sein, ist ein Commitment für die Werte, für die wir stehen wollen. Kunst zu studieren bedeutet, die Haltung, die man einnimmt, zu entwickeln, zu stärken und auch eine Form zu entwickeln, diese Haltung auszudrücken.

smow: Womit wir wieder bei Parrot wären. Die Ursprünge dieser Arbeit sind, wie ihr gesagt habt, im Zusammenhang mit eurer Performance Time is Only Movement in Athen zu sehen. Gab es einen konkreten Plan, eine Lampe zu entwickeln, oder wie wurde aus Time is Only Movement Parrot?

Timon: In Athen sind wir drei Wochen durch den leeren Ausstellungsraum gelaufen und die Besucher:innen haben uns dabei zugeschaut. Wir sind um und durch sie gelaufen. Uns interessierte die Interaktion zwischen uns und den Betrachter:innen: wie schauen Menschen auf Menschen? Wie schauen Menschen auf Bewegung? Und wie verändert sich diese Beziehung? Wir haben während der gesamten Ausstellungszeit nicht gesprochen und dann am letzten Tag, aus dem Moment heraus, angefangen über die Idee einer Skulptur gesprochen, die die Form einer menschlichen Figur hat, sich dynamisch durch den Raum bewegt und mit seiner Präsenz und seinem Licht den Raum transformiert...

Melchior: ...wir haben kurz danach angefangen, Parrot zu arbeiten. Wir haben Tobias den Entwurf gezeigt, und er fand ihn sofort gut. Er war auch sehr unterstützend, es war ein toller Dialog, und dann ein paar Monate später war Parrot schon auf der ersten Messe. Das Produkt war noch gar nicht richtig fertig, aber die Idee war da. Parallel haben wir Salt & Pepper, den Vorgänger von Salt, mit Tobias entwickelt und das waren die ersten mobilen Leuchten auf dem Markt, was eine wichtige Innovation für die gesamte Beleuchtungsindustrie war...

Timon: ...die beiden Leuchten waren auch schnell sehr erfolgreich, was uns beim Changeprozess und in der Generationsübergabe geholfen und sie beschleunigt hat.

Salt by Timon and Melchior Grau
Salt von Timon und Melchior Grau

smow: Im Zusammenhang mit diesem Veränderungsprozess und dem Generationswechsel habt ihr vorhin erwähnt, was für ein wichtiges Medium Licht ist, wie Licht Menschen formt und beeinflusst etc. Wenn ich eure Arbeit im Kontext der Arbeit eures Vaters betrachte, ist ein Teil dieses Generationswechsels auch eine Bewegung weg von einem eher technischen Licht hin zu einem atmosphärischen Licht, weg von einer technischen Funktionalität hin zu einer emotionalen Funktionalität?

Melchior: Es ist mehr eine Fokusverschiebung als eine grundsätzliche Veränderung. Wir haben ein tolles Heritage was ganz stark Tobias und Franziska aufgebaut haben. Diesen wichtigen Kern kultivieren wir bis heute, insbesondere das skulpturale Design und die hohe Verarbeitungsqualität. Auch die Sinnlichkeit vom Licht war schon immer vorhanden, aber da hast du recht, die haben wir noch stärker in den Fokus genommen. Wir wollen Lichtstimmungen erzeugen, die dich wirklich berühren.

Timon: Unser Licht hat mit Sunset Dimming eine gesundheitliche Wirkung. Lichteinfluss ist entscheidend für die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden. Sunset Dimming schafft ein Licht, ähnlich dem Sonnenuntergang, das eine beruhigende Wirkung auf den Körper und Geist hat. Neueste Studien zeigen, dass warmes Licht am Abend einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit hat. Das warme Sunset Dimming Licht enthält keinen Blauanteil und ist so nachweislich gesundheitsfördernd.

smow: Haltet diesen Gedanken fest, wir kommen gleich darauf zurück, Aber eines der Dinge, die uns an eurer Arbeit interessieren, und das ist auch eine Komponente der Frage nach technischer Funktionalität und emotionaler Funktionalität, ist die Art und Weise, wie ihr Technologie einsetzt, nicht so, wie sie vielleicht in den letzten Jahrzehnten verstanden wurde, sondern ihr nutzt sie, um das Licht zu einem aktiven Teil des Raumes zu machen, ihr nutzt die Technologie, um das Licht das sein zu lassen, was es war, bevor die Technologie es zu etwas anderem gemacht hat. Euer Licht ist vielmehr ein ursprüngliches Licht...

Melchior: ...das mögen wir total, das archaische, und das ist auch die Zukunft, wir beschreiben Bonfire als einen Berührungspunkt von der Vergangenheit und der Zukunft. Für die Benutzer:innen unserer Produkte ist oft gar nicht so ersichtlich, welcher Aufwand dahinterliegt, um bestimmte Erfahrungen möglich zu machen. Es fühlt sich aber anders an, ist intuitiv und besonders. Auf diese Erfahrung arbeiten wir zu. Wir freuen uns, wenn ein Grund GRAU zu kaufen, ist, dass sich das Licht sich anders anfühlt.

smow: Ein wichtiger Baustein, um solche Erfahrungen zu ermöglichen, ist die LED-Technik. GRAU war einer der ersten Leuchtenhersteller, zumindest in Deutschland, die auf LED-Technik umgestiegen sind. Die LED-Technik ist wichtig für Ihre Arbeit. Ist euer Verständnis von Licht in gewissem Maße von der LED-Technik beeinflusst?

Timon: Die LED und die Digitalisierung von Licht bieten extrem viele Möglichkeiten. Wir gehen dabei immer von der sinnlichen Erfahrung von Licht aus. Wir schauen dabei z.B. wie Licht in der Natur auf den Menschen wirkt. Die Sonne und das Feuer sind wichtige Inspirationen für uns, und dann nutzen wir wiederum Technologie, um sinnvolle und wertvolle Erfahrungen zu schaffen, die es so noch nicht gab und die einen Mehrwert bieten für den Menschen. Also Technologie ist ein sehr wichtiges Mittel zum Zweck.

smow: Womit wir wieder bei Sunset Dimming wären. War Sunset Dimming ein Projekt, das sich bereits in der Pipeline befand, bevor ihr die Firma übernommen haben, oder ein Projekt, das mit euch zusammen entstanden ist?

Timon: Die Forschung geht recht lang zurück, aber nicht in der Konkretion, wie wir es heute sehen. Es gab Vorentwicklungen, auf die wir bei Sunset Dimming zugegriffen haben. In den letzten Jahren haben wir den Schwerpunkt auf die biologische und stimulierende Wirkung von Lichtfarbe gelegt. Unsere Kunstausstellungen waren dabei wichtige Experimente.

smow: Das ist eine großartige Brücke, danke! In einigen eurer Ausstellungen, wir denken da vor allem an "I think of touching sharp objects as if they think of touching me" oder "Don't Fuck with the User", ist ein wichtiger, wiederkehrender Aspekt, ein Kerngedanke, die Beziehung zwischen Objekt und Mensch, in 'Don't Fuck with the User' schreibt ihr zum Beispiel: 'Wenn die Umgebung nur noch nach unseren Bedürfnissen gestaltet ist - und wir ihren natürlichen Zustand nicht mehr kennen - wie viel Kontrolle haben wir dann noch über uns selbst? Wenn eine Lampe Licht von außen nach innen bringt, haben wir dann noch Kontrolle über unser Inneres? Sollten wir nicht in der Lage sein, zwischen Innen und Außen zu unterscheiden?

Melchior: Es stimmt, wir beschäftigen uns viel damit, wie eigentlich unser Umfeld auf Menschen wirkt, und ich glaube auch, dass wir uns aus unserer Wechselbeziehung zu Design nicht entziehen können, sie macht uns ja gerade zum Menschen. Wir probieren die ganze Zeit unser Umfeld zu gestalten und das Umfeld gestaltet uns zurück. Darin liegt auch eine Verantwortung von Design, das Umfeld bewusst so zu gestalten, dass es einen positiven Beitrag leistet und sich gut anfühlt. Da spielt Licht eine riesige Rolle…

Timon: ...das hat schon das Lagerfeuer gemacht. In einer Zeit, wo Menschen viel am Smartphone sind, wo wir uns vielleicht weniger treffen als früher, werden die live Momente umso entscheidender. Licht bringt diese Momente zum Leuchten und Menschen zusammen. Auch der Arbeitsplatz muss sich gut anfühlen, damit wir zusammenkommen, und ein Abendessen wird durch Licht zu einem sinnlichen und sozialen Erlebnis. Deshalb verstehen wir unsere Leuchten auch als Digital Detox, als Besinnung auf den haptischen Raum, das Zusammenkommen und das Fühlen, im besten Fall mit anderen Menschen.

smow: Zum Schluss noch ein kurzer Blick in die Zukunft: Ihr seid jetzt angekommen, habt das Unternehmen relauncht, den Hauptsitz neu gestaltet usw.? Könnt Ihr uns einen Hinweis darauf geben, wie sich das Portfolio von GRAU in den nächsten Jahren entwickeln könnte?

Timon: Wir können uns Kooperationen mit Künstler:innen gut vorstellen. Wir haben viele Künstler:innen als Freunde, mit denen wir oft im Dialog sind und gerne zusammenarbeiten. Aber auch mit anderen Marken finden wir Kollaborationen interessant. Jedes Produktdesign von GRAU kommt von uns und unserem Team.

smow: Und was können wir als nächstes von GRAU erwarten?

Melchior: Ganz tolle neue Stores! Wir fangen an mit Pop-up Stores in Hamburg und Berlin im Herbst und dann eröffnen wir nächstes Jahr in beiden Städte neue Flagship Stores. Das Store Design kommt von uns und es wird in den Stores starke Licht Erfahrungen geben.

Timon: Es werden Orte sein, in die du eintauchen und in denen du etwas über Licht lernen kannst. Mit den Stores möchten wir Menschen neue Perspektiven von Licht zeigen, wie Licht ihr Leben und ihre Gefühle beeinflusst.

Wir freuen uns darauf, zu erfahren, was das alles bedeutet und wohin eure Forschung euch in den kommenden Jahren führen wird. Wir danken euch für eure Zeit!

Fire by Timon and Melchior Grau
Fire von Timon und Melchior Grau
Fire by Timon and Melchior Grau
Fire vonTimon und Melchior Grau

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