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Wann ist ein Bügelbrett, kein Bügelbrett?
Wenn es Cinderella ist von Anna Kraitz für Design House Stockholm.
In unserem (kurzen) Einführungspost zur Stockholm Furniture Fair 2023 haben wir bemerkt, dass wir keine der unzähligen Flagshipstore-Präsentationen besucht haben, die während der Stockholm Design Week 2023 stattgefunden haben. Wie sich herausstellte, stimmte ds nicht. Vielmehr hat sich gezeigt, dass wir die Präsentation im Flagshipstore des Design House Stockholm in der Innenstadt besucht haben - und das gleich zweimal.
Dort haben wir uns unter anderem sehr für Cinderella von Anna Kraitz aus Stockholm begeistern können.
Eine der unbestreitbaren Triebfedern des Produkt- und Möbeldesigns ist die Neugier, die Designer dazu veranlasst, befähigt und ermutigt, das Bestehende immer wieder neu zu imaginieren und in den Kontext der aktuellen gesellschaftlichen, kulturellen, politischen, wirtschaftlichen und ökologischen Realitäten, in denen wir leben, zustellen. Manche Objekte, wie z.B. Stühle, sind regelmäßig Gegenstand vielfältiger Neuinterpretationen, andere werden wiederum nur sehr selten umgedeutet.
Ein solches Objekt ist zum Beispiel das Bügelbrett. Dabei handelt es sich um eine verhältnismäßig neue Produktgattung, die in einem sehr spezifischen Kontext entstanden ist und die sehr schnell eine universell akzeptierte Form angenommen hat. Diese Form ist von Beginn an erhalten geblieben. Der Vorgang des Bügelns ist jedoch nicht geblieben, wie er war. Das Bügeln hat sich verändert.
Das Bügeln änderte sich, weil sich die Kleidungsmaterialien änderten, weil sich die Art und Weise änderte, wie wir an die Hausarbeit herangehen, weil sich Waschmaschinen und Wäschetrockner änderten, weil sich die kulturellen Einflüsse änderten, weil sich die Arbeit änderte und weil während der Corona Pandemie niemand darauf angewiesen war.
Aber das Bügeln hat sich nur verändert, es ist nicht einfach verschwunden. Viele Menschen benötigen also gelegentlich noch ein Bügelbrett.
Und gelegentlich benötigen sie auch einen Stehschreibtisch, einen mittelhohen Tisch für Getränke und Snacks auf einer Party, oder einen Tisch in Sofahöhe.
Warum also nicht all das in einem Objekt vereinen?
Cinderella erinnert an die Surfbrett-Tische der 1960er Jahre, wie sie vielleicht am populärsten durch Designs von Charles und Ray Eames oder Edward J. Wormley verkörpert werden. Cinderella ist aus Eiche/Eichenfurnier gefertigt und kann durch genau dieselbe einfache Modalität eines klassischen Bügelbretts, auf eine von vier Höhen eingestellt werden. Somit lässt sich Cinderella stabil, sicher und robust als Tisch oder Schreibtisch in einer von vier Höhen verwenden. Durch die einfachere Ergänzung eines gepolsterten, hitzebeständigen Bügeltischbezugs ist Cinderella auch ein Bügeltisch.
Sollte Cinderella einmal nicht als Tisch oder Bügelbrett benötigt werden oder es nicht genug Platz geben, um den Tisch dauerhaft aufzustellen, lässt sich Cinderella, wie ein Bügelbrett, kompakt zusammenfalten und leicht verstauen. Eine sehr wichtige Überlegung im Zusammenhang mit unseren immer kompakter werdenden modernen Stadtwohnungen.
Auch im Zusammenhang mit den immer kompakter werdenden Büros der jungen Tech-Start-ups oder der jungen Designstudios ist diese Funktionalität sehr praktikabel. Oft sind das Räume, die ausnahmslos von jungen Leuten bewohnt werden, die die meiste Zeit in bügelfreier Freizeitkleidung verbringen, aber gelegentlich ein paar Kleidungsstücke bügeln müssen. Ziehen Sie den Bezug des Bügelbretts über den improvisierten Stehschreibtisch des Büros, können Sie sich der erdrückenden Plackerei der Gesellschaft widmen, der sie allzu oft den Kampf angesagt haben.
Als Bügelbrett ist Cinderella nicht besonders breit, aber zum Bügeln ist es perfekt. Als Sofa-, Party-, Snacktisch oder Stehpult ist es ausreichend breit, um mit einem Laptop oder Tablet bequem daran zu arbeiten. Damit ist Cinderella perfekt geeignet als temporärer, improvisierter Home-Office-Stehschreibtisch für alle, die nur gelegentlich von zu Hause aus arbeiten oder gerne regelmäßig vom Sitzen zum Stehen wechseln möchten. Auch als vorübergehender, improvisierter Stehschreibtisch in einem Büro, oder als Stehtisch für Besprechungen und Brainstormings ist Cinderella ideal.
“Vorübergehend” und “improvisiert” sind jedoch wichtige Charakteristika: Es macht keinen Sinn Cinderella einen dauerhaften Platz einzuräumen. Denn wenn man das tun, könnte man genauso gut ein Bügelbrett kaufen. Vielmehr sollte Cinderella auch mit der Flexibilität eingesetzt werden, die das Design ausmacht.
Soweit wir derzeit feststellen konnten hat Cinderella seinen Ursprung in einem interdisziplinären Projekt, an dem Anna Kraitz beteiligt war und bei dem es um Reinigung ging. So war Cinderellas erste Manifestation tatsächlich ein Bügelbrett, das im Rahmen einer Ausstellung der feministischen Designplattform Misschiefs präsentiert wurde. Der Name, so nehmen wir an, bezieht sich auf den niedrigen Status von Putzfrauen in der Gesellschaft, den Status, den Aschenputtel innehatte. Im Falle der Umsetzung für Design House Stockholm steht er natürlich insbesondere für die Verwandlungsfähigkeit des bescheidenen Bügelbretts in eine Tischprinzessin. Das Bügelbrett ist hier kein Bügelbrett, sondern ein hochwertiges, reaktionsschnelles, einnehmendes, zeitgenössisches Möbelstück.
Dieses Bügelbrett ist nicht durch das wohlwollende Wirken des Zauberstabs einer guten Fee zu etwas anderem geworden, sondern durch die scharfe, offene, uneingeschränkte und lebendig fragende Beobachtung und Neugier einer Designerin, die sich des Raums und der Zeit bewusst ist, in der sie existiert.
Cinderella ist noch nicht erhältlich. Sie ist noch nicht bereit für den großen Ball. Die Präsentation während der Stockholm Design Week 2023 war im Wesentlichen ein Vorab-Teaser. Wir können also gespannt sein.Weitere Informationen über Anna Kraitz und ihre Arbeit finden Sie unter www.kraitz.se
