Glaubt man dem Volksmund, dann hat die Tradition des Weihnachtsbaums ihren Ursprung in der Region des heutigen Deutschlands. In Deutschland wurde auch erstmals mit "O Tannenbaum" die populärste Ode an den Weihnachtsbaum gesungen.
Die Tatsache, dass alle fünf unserer neuen Ausstellungsempfehlungen für Dezember 2022 in Deutschland, Österreich oder der deutschsprachigen Schweiz zu finden sind, hat jedoch nichts mit einer Würdigung dieses germanischen Beitrags zur Weihnachtszeit zu tun.
Die Würfel sind einfach so gefallen, dass die für uns am interessantesten klingenden Ausstellungseröffnungen für Architektur und Design im Dezember 2022 dort zu finden sind.
Wir sähen es lieber, wenn unsere Empfehlungen über die Welt verstreut wären. Allerdings fallen die Ausstellungen thematisch sehr unterschiedlich aus und sie behandeln eine sehr internationale und universelle Thematik. Außerem, und das sollten wir nicht vergessen, sollte eine Ausstellungseröffnung nicht nur ein Grund sein, ein bestimmtes Museum zu besuchen, sondern als Einladung fungieren, sich mit dem Thema und den Themen darin zu beschäftigen.
Betrachten Sie das Folgende also nicht als fünf Ausstellungsempfehlungen im deutschsprachigen Europa, sondern als fünf zusätzliche Kerzen für Ihren Weihnachtsbaum 2022...
Wie bereits zahlreich in diesen Mitteilungen dargelegt, ist und war die Entwicklung neuartiger Materialien und Prozesse eine der wichtigsten, jedoch häufig übersehenen und unterschätzten Triebkräfte für die Entwicklung von Architektur und Design weltweit. Neuartige Materialien und Verfahren ermöglichen neue Lösungen, neue Ansätze und neue Formen und entsprechen den Anforderungen und Herausforderungen der jeweiligen Zeit. Sie verändern unsere Beziehungen zur gebauten Umwelt und zu den Objekten, die wir für diese schaffen. Zu solchen neuartigen Materialien und Prozessen gehören beispielsweise die 3D-gedruckte Erde, die 3D-gedruckten Biokunststoffe und die robotergestützte Aufwicklung von Flachsfasern, die in “Living Prototypes” zu sehen sein werden. Es geht um digitale Fabrikation mit Biomaterialien.
Die Ausstellung "Lebendige Prototypen” präsentiert die Ergebnisse dreier internationaler Forschungsprojekte, die von der deutschen Regierung finanziert wurden. Im Mittelpunkt steht eine Installation im Maßstab 1:1, die auf einem theoretischen Haus mit einem Schlafzimmer basiert und architektonische und strukturelle Elemente im Maßstab 1:1 aus gewebten Flachsfasern, 3D-gedruckter Erde und 3D-gedruckten Biokunststoffen enthält.
Die Flachs-, Erd- und Biokunststoffelemente im Maßstab 1:1 sind zwar für sich genommen interessant und stehen im Mittelpunkt der drei Projekte, sie sollten in der Ausstellung jedoch eher dazu dienen, Fragen aufzuwerfen und zu diskutieren, wie wir bauen, warum wir so bauen, wie wir bauen könnten, wie wir bauen sollten und welche positiven und negativen Folgen es hätte, wenn wir anders bauen würden.
Diese Fragen und Diskussionen sind nicht nur im Zusammenhang mit unserer gegenwärtigen Klimakrise relevant und dringend, sondern auch im Zusammenhang mit der globalen Wohnungskrise. Denn weltweit besteht Bedarf an gesundem, sicherem, dauerhaftem, bedarfsgerechtem und erschwinglichem Wohnraum. Die Ausstellung ist deshalb nicht nur für Architekten, Stadtplaner und Bauingenieure interessant und relevant, sondern für uns alle.
"Lebendige Prototypen. Digitales Bauen mit Biomaterialien" wird im Aedes Architekturforum, Christinenstr. 18-19, 10119 Berlin am Samstag, den 10. Dezember eröffnet und läuft bis Mittwoch, den 25. Januar. Weitere Informationen finden Sie unter www.aedes-arc.de.
Der 1915 in Stein am Rhein geborene Willy Guhl absolvierte zunächst eine Schreinerlehre, bevor er Mitte der 1930er Jahre an der Kunstgewerbeschule Zürich bei Wilhelm Kienzle studierte und anschließend sein eigenes Atelier in Zürich gründete. Von dort aus entwickelte sich Guhl nicht nur zu einem der wichtigsten und interessantesten Schweizer Designer des 20. Jahrhunderts, sondern auch zu einem der wichtigsten und interessantesten Designpädagogen des 20.Jahrhunderts.
Ein Designer und Pädagoge, der heute allzu leicht und schnell auf seinen aus Faserzement gefertigten Strand-/Gartenstuhl aus den 1950er Jahren reduziert wird. Ein Werk, das viel über Guhl verrät. Aber bei weitem nicht alles.
Die Ausstellung verspricht eine Präsentation von Skizzen, Modellen, Prototypen und Arbeiten Guhls aus den Bereichen Möbel-, Objekt-, Produkt- und Industriedesign aus den fünf Jahrzehnten seiner beruflichen Laufbahn. Ein besonderer Schwerpunkt der Ausstellung verspricht die Erkundung und Diskussion von Guhls Herangehensweise an das Entwerfen zu sein, eine Herangehensweise, die er nicht nur praktizierte, sondern die er im Laufe seiner rund 40-jährigen Tätigkeit als Dozent an der Kunstgewerbeschule Zürich lehrte und vermittelte. Diese Herangehensweise konzentriert sich weitgehend auf Modelle, das heißt auf das Modellieren und Arbeiten mit Materialien in 3D statt in 2D auf Papier. Daraus spielt das “Denken mit den Händen” des Ausstellungstitels an. Im Zusammenhang mit Guhls Ansatz, Stühle zu entwerfen, die sich den Kurven und Eigenheiten des menschlichen Körpers anpassen, könnte auch vom Denken mit dem ganzen Körper die Rede sein. Ein Ansatz, bei dem eher die Funktion als die Form, der Gebrauch als die Darstellung, die Haptik als die Optik, das Design als die Kunst im Vordergrund stand.
Die Ausstellung führt die Besucher durch eine Reihe analoger interaktiver Stationen mit verschiedenen Übungen zum Binden, Knüpfen, Flechten und vielem mehr. Dabei handelt es sich um analoge interaktive Stationen, die zusammen mit Interviews mit einigen von Guhls ehemaligen Schülern die Präsentation von Guhls Werken ergänzen und erweitern sollen. So soll es möglich werden sich Willy Guhl besser anzunähern und besser zu verstehen, warum sein Strand-/Gartenstuhl aus Faserzement aus den 1950er Jahren viel, aber bei weitem nicht alles über Willy Guhl, seine Ansätze, seine Positionen, sein Vermächtnis und seine anhaltende Relevanz verrät.
“Willy Guhl - Denken mit den Händen” wird am Freitag, 9. Dezember, im Museum für Gestaltung, Ausstellungsstrasse 60, 8005 Zürich, eröffnet und läuft bis Sonntag, 26. März. Weitere Informationen finden Sie unter https://museum-gestaltung.ch.
"Kann Technologie die Welt retten, oder ist sie eher Machtinstrument und Marketingversprechen?" - diese Frage stellt das Zeppelin Museum, Friedrichshafen
Zweifellos ist das eine der wichtigsten Fragen, in einer Zeit, in der wir immer schneller in eine vernetzte, intelligente, kognitive Zukunft mit lächerlichen fliegenden Taxis, Lieferdrohnen und autonomen Datensammelmaschinen hineinsteuern. Eine Zeit, die uns mit ihren Apps sagt, was wir anziehen, was wir essen, was wir lesen und mit wem wir befreundet sein sollen. Während die sozialen Medien uns anlügen und trollen - und das auf Geheiß der Kalifornier, die nur ihren Profit im Sinn haben.
Aber hören Sie nicht auf uns. Bilden Sie sich besser Ihre eigene Meinung. Diskutieren und Debattieren Sie. Hören Sie zu und denken Sie nach.
Das sind genau die Aktivitäten, die in der Ausstellung “Fetisch Zukunft” angeregt werden sollen, einer Ausstellung, die - wenig überraschend angesichts ihres Standorts und der langen Beziehung Friedrichshafens zum Zeppelin - den Luftverkehr in den Mittelpunkt rückt und eine Präsentation von Utopien des Fliegens ankündigt. Die Ausstellung umfasst fünf Kapitel, anhand derer die Schwerpunkte Geschwindigkeit, Freiheit, Frieden, Unsterblichkeit und Nachhaltigkeit untersucht werden sollen. Das geschieht wiederum anhand von Projekten, Technologien, Utopien wie z.B. dem Wagner-Aerocar, der Concorde oder dem ostdeutschen Delphin-Luftschiff. Diesen werden wiederum 15 künstlerische Projekte und Positionen von Leiten wie, u.a. Aby Warburg, Alexander Kluge oder Nuotama Frances Bodomo gegenübergestellt, die sich mit den Themen der einzelnen Kapitel in unterschiedlichen Medien auseinandersetzen.
Eine Ausstellung also, die nicht nur differenzierte Perspektiven und Reflexionen auf das Thema Luftverkehr ermöglichen soll, sondern die sich hoffentlich auch leicht auf andere Kontexte übertragen lässt. So ergeben sich hoffentlich weitergehende Fragen nach unserem Verhältnis zu Technologie, Utopie und Zukunft und vor allem wird vielleicht eine nuancierte Herangehensweise an die Frage ermöglichen, ob Technologie die Welt retten kann. Und wenn ja, wie?
“Fetisch Zukunft. Utopien der dritten Dimension” wird am Freitag, den 16. Dezember, im Zeppelin Museum, Seestraße 22, 88045 Friedrichshafen eröffnet und läuft bis Sonntag, den 16. April. Weitere Informationen finden Sie unter www.zeppelin-museum.de.
Wir wissen nicht, ob es daran liegt, dass sie in den letzten Jahren mehr oder weniger unmöglich, ja sogar verboten waren, aber im kommenden Winter feiert das Museum für angewandte Kunst in Wien, Feste und Partys in all ihren Zusammenhängen und Konnotationen.
Mit einem Konzept, das den Zeitraum vom 16. Jahrhundert bis heute umfasst, nimmt die Ausstellung Feste aller Art in den Blick: von privaten Familientreffen bis zu kulturellen Massenveranstaltungen, von Hofbällen bis zu illegalen Raves, vom geschmacklosen Zeremoniell bis zur köstlichen Ausschweifung. Der Fokus scheint weniger auf dem Akt des Feierns an sich zu liegen, als vielmehr auf der Geschichte des Feierns, den Rollen und Funktionen von Festen und Partys, dem Akt des Feierns als Ausdruck einer individuellen und einer kollektiven Identität, sei diese nun freiwillig gewählt oder aufgezwungen. Das Feiern wird zudem auch als kreativer Akt vorgestellt, als ein Moment, der eng mit kreativen Praktiken und kreativen Prozessen verbunden ist, von ihnen abhängt und mit ihnen im Diskurs steht.
Diese Erkundung führt durch eine Mischung aus Kunst, Kunsthandwerk, Design, Kleidung, Fotografie, Film und Musik in einem Raum von etwa 1.480 Quadratmetern. Die Ausstellung versprichz nicht nur frische Perspektiven auf das komplexe Thema, sondern auch differenzierte Perspektiven auf die weniger beachteten Folgen der Einschränkungen der letzten Jahre.
“Das Fest. Zwischen Repräsentation und Revolte” wird am Mittwoch, den 14. Dezember, im Museum für angewandte Kunst, Stubenring 5, 1010 Wien, eröffnet und läuft bis Sonntag, den 7. Mai. Weitere Informationen finden Sie unter www.mak.at.
Die Zeit vergeht und mit ihr verändern sich vertraute Aspekte einer Gesellschaft und eines Gemeinwesens, nicht zuletzt im Hinblick auf die Berufe, die wir als Menschen ausüben müssen, damit die Gesellschaft funktioniert und die Bevölkerung ernährt werden kann.
Dabei handelt es sich um Berufe, die in den meisten Fällen seit Menschengedenken ausgeübt werden und die aufgrund ihrer engen Verbindung mit dem täglichen Leben und der individuellen Biografie Teil des kollektiven Verständnisses jeder Gesellschaft oder Gemeinschaft sind.
Und wenn sie verschwinden?
Oder vielleicht anders gefragt: Warum verschwinden sie? Müssen sie verschwinden? Was bleibt zurück und was ist verloren gegangen?
Diesen Fragen will die Bundeskunsthalle mit einem Fokus auf fünf bedrohte Berufe nachgehen. Fünf Berufe, die laut den Kuratoren im heutigen Nordrhein-Westfalen bedroht sind, die aber entweder im globalen Kontext eine ähnliche Rolle spielen oder einen Vergleich mit anderen Regionen ermöglichen. Was besonders interessant ist, ist, dass diese Berufe nicht zu so archaischen und längst überholten Berufen, wie zum Beispiel Hornkämmerer, Axtschnitzer, Stellmacher oder Kerzenzieher gehören. Stattdessen handelt es sich um fünf relativ alltägliche, man könnte fast sagen, profane Berufe: Bäcker, Schneider, Bergmann, Kassierer und Schriftsetzer.
Die Ausstellung legt ihren Fokus also auf Handwerke und Berufe, die zwar im heutigen Nordrhein-Westfalen noch zum Alltag gehören, von denen wir uns aber alle gut vorstellen können, dass sie in absehbarer Zeit verschwinden oder sich zumindest radikal verändern werden. So will die Ausstellung nicht nur dazu beitragen, Überlegungen und Reflexionen über jene Handwerke und Berufe anzustellen, die Teil unserer heutigen Gesellschaften sind, sondern auch die grundsätzlichen Fragen aufwerfen, warum wir arbeiten, was die eigentliche Funktion der Arbeit, ob sie notwendig ist, um das Funktionieren der Gesellschaft zu ermöglichen und diese zu ernähren.
“Die letzten ihrer Art. Handwerk und Berufe im Wandel” wird am Samstag, 3. Dezember, in der Bundeskunsthalle, Helmut-Kohl-Allee 4, 53113 Bonn, eröffnet und läuft bis Sonntag, 2. April. Weitere Informationen finden Sie unter www.bundeskunsthalle.de.