Nach dem völlig unerwarteten, aber keineswegs unverdienten Sieg von smow Turin beim smow Song Contest 2021 geht es mit dem smow Song Contest im Jahr 2022 nach Piemonte.
Der smow Song Contest 2022 findet im Zusammenhang mit den Ereignissen 20 Jahre zuvor statt… .
Im Jahr 2002 war die Welt eine ganz andere als heute.
Zum Beispiel durften 2002 nach dem Sturz der Taliban Mädchen in Afghanistan zur Schule gehen; Tschetschenen stürmten das Dubrowka-Theater in Moskau und forderten ein Ende der russischen Militärinvasion in Tschetschenien; die EU kündigte den Beitritt von zehn neuen Mitgliedstaaten ab 2004 an: Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, die Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Zypern; das Statut des Internationalen Strafgerichtshofs, Den Haag, trat in Kraft; der erste Fall einer neuen, durch das Virus SARS-CoV-1 verursachten Atemwegsinfektion wurde in China festgestellt, von wo aus es sich rasch (fast) global ausbreiten sollte.
Und vor allem gab es im Jahr 2002 nur einen einzigen smow Store, und zwar offline in Leipzig.
Offiziell gegründet am 23. September 2002, eröffnete der erste smow Showroom, der Ursmow, dort, wo er auch heute noch gelegen ist: am Leipziger Burgplatz, versteckt hinter dem Rathaus. Das war der Beginn eines langen Abenteuers. In dessen Verlauf ist smow zu einer Familie von mittlerweile 17 Stores in 16 Städten angewachsen, die von drei Logistik- und Servicecentern unterstützt und getragen werden. Aus den anfänglich drei smow Mitarbeitern in Leipzig ist eine Community von ca. 150 Mitarbeitern geworden. Der inzwischen dreisprachige smow-Onlineshop handelt international mit hochwertigen Designermöbeln, und der smow Kompass, eine in Zusammenarbeit mit tnpx entwickelte Orientierungshilfe, rückt die unterschiedlichsten Nutzer und ihre vielfältigen Bedürfnisse in den Mittelpunkt der Büro- und Arbeitsplatzgestaltung. Im Hintergrund versucht das smow Blog unermüdlich alle daran zu erinnern, dass Möbel ein Kulturgut und keine Ware sind, dass Design eine Haltung und keine Marketingstrategie ist, und dass das, was uns die sozialen Medien als wahr und gültig vermitteln, immer wieder hinterfragt werden sollte.
Aber letztendlich ist dieses 20-jährige Abenteuer nur der Anfang.
Daher könnte es kein besseres Thema für den smow Song Contest 2022 geben als die vergangenen zwei Jahrzehnte.
Aber wie stellen wir es an?
Nach reiflicher Überlegung hat das Organisationskomitee des smow Song Contest beschlossen, zu diesem so fernen und doch so greifbaren Jahr 2002 zurückzukehren und eine Geschichte zu wählen, die in jeder der heutigen 17 physischen und einer virtuellen smowtown für Schlagzeilen gesorgt hat - sei es eine Geschichte von lokalem oder eine von internationalem Interesse. Diese Geschichte wird wiederum mit einem passenden Song in einer der drei offiziellen smow Song Contest Sprachen - Deutsch, Französisch, Englisch - verbunden. Das Lied stammt jedoch aus einem beliebigen Jahr. So schön es auch wäre, die jeweilige Geschichte aus dem Jahr 2002 auch mit einem Lied aus dem Jahr 2002 zu verbinden, haben wir im Interesse der musikalischen Integrität des Wettbewerbs beschlossen, das am besten geeignete Lied zuzulassen, unabhängig vom Jahr. Wenn sich jedoch ein Lied aus dem Jahr 2002 finden ließ, umso besser.
Um dem Lauf der Zeit und den 20 Jahren von smow Rechnung zu tragen, werden die Teilnehmer des smow Song Contest 2022 in der chronologischen Reihenfolge ihres Erscheinens auftreten. Der smow Song Contest beginnt also dort, wo alles begann, in den Weiten Sachsens...
Wenn die Gene von Menschen und Schimpansen zu 98,7 % identisch sind, woher kommen dann die vielen "morphologischen, kognitiven und das Verhalten betreffenden"1 Unterschiede zwischen Menschen und Schimpansen? Dieses Rätsel wurde im April 2002 zumindest teilweise gelöst, als ein internationales Forscherteam unter der Leitung des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig eine Studie veröffentlichte, die darauf hinwies, dass der Grund dafür weniger in den Genen an sich und vielmehr in der Genexpression, also in den von diesen Genen produzierten Proteinen, liegt. Die wichtigste Entdeckung war in vielerlei Hinsicht, dass die Genexpressionsmuster in der Leber und den Blutleukozyten von Schimpansen dem Menschen ähnlicher waren als bei Makaken, während die Genexpressionsmuster in der Hirnrinde von Schimpansen denen von Makaken ähnlicher waren als denen von Menschen. Das deutet wiederum darauf hin, dass der Grund für den Unterschied zwischen Menschen und Schimpansen in der Differenzierung der Genexpression im Gehirn liegt. Aber warum? Wie kam es zu dieser Differenzierung, und wie wird sie kontrolliert? Die Antwort, so der leitende Forscher Svante Pääbo, "ist unser nächstes Forschungsprojekt".2 Er erinnert uns damit rechtzeitig daran, dass Fortschritt zwar gut ist und man sich über seine Erfolge freuen sollte, dass es aber letztlich immer um das nächste Projekt geht.
Während in Leipzig im Jahr 2002 so etwas wie ein partielles Chemnitzer Modell entstand, wurde in Chemnitz im Jahr 2002 mit der Inbetriebnahme der Bahnverbindung von Stollberg zum Chemnitzer Hauptbahnhof ein 100-prozentiges Chemnitzer Modell gestartet. Dabei handelte es sich um eine Verbindung, die zum ersten Mal die bestehenden Infrastrukturen der S-Bahn und der Straßenbahn miteinander verband, so dass ein und dasselbe Fahrzeug auf beiden Strecken fahren konnte und die Fahrgäste aus den umliegenden Bezirken auf ihrem Weg in die Chemnitzer Innenstadt nicht mehr umsteigen mussten. Ein Zug kann gewissermaßen als Straßenbahn durch Chemnitz fahren, und die Straßenbahn als Zug durch das Umland. Dieses neue, integrierte Nahverkehrskonzept, wurde seit 2002 dahingehend erweitert, dass Züge aus Aue, Burgstadt, Hainichen und Mittweida die Straßenbahnlinien durch Chemnitz nutzen können, um sowohl den Hauptbahnhof als auch die Zentralhaltestelle zu erreichen. Das Projekt ist noch in vollem Gange und soll in den nächsten Jahren immer mehr Gemeinden an Chemnitz anbinden. Es ist eng mit der Sanierung und dem Umbau des Chemnitzer Hauptbahnhofs verbunden, der zu den sympathischsten und seit der Sanierung und dem Umbau einladendsten Bahnhöfen Deutschlands gehört.
Während Anfang der 2020er Jahre der Begriff 3G in Deutschland nicht immer gefeiert wurde und viele Menschen ein Ende von 3G herbei sehnten, war 3G in den frühen 2000er Jahren die Zukunft. 3G versprach bis dahin unvorstellbare mobile Datenübertragungsraten und ein neues goldenes Zeitalter der Telekommunikation, indem es den Multimedia Messaging Service (MMS) einführte und damit die Möglichkeit, nicht nur Textnachrichten, sondern auch Fotos, Videos oder Audiodateien vom eigenen Telefon an ein anderes zu senden. Nach einer Versteigerung der Lizenzen im Jahr 2000 startete Vodafone im März 2002 als erster Anbieter einen UMTS-Dienst (Universal Mobile Telecommunications System) in Deutschland, zunächst in Berlin, München und Düsseldorf, aber auch als PR-wirksames Netz auf der CeBit-Messe in Hannover. Bei aller Begeisterung über die Möglichkeit, Bilder und Videos auf Telefone zu schicken, gab es auch Kritiker und Skeptiker: Letztere fragten sich, woher all die Inhalte kommen könnten, um die Kunden an ihre Telefone (und an die Tarifprogramme der Anbieter) zu binden. Erstere waren wiederum sehr gegen die neuen Masten, die überall auftauchten, um eine flächendeckende Versorgung zu ermöglichen. Für die Anbieter hingegen stellte sich die unangenehme Frage, was die langsam aufkommenden Wireless Local Area Networks, WLAN, für die Zukunft von UMTS bedeuten würden.
Nach der Einführung von Videokameras in Mannheim im Juli 2001 wurde Stuttgart als zweite baden-württembergische Stadt videoüberwacht. Im Januar 2002 wurde eine Anlage mit 5 Kameras auf dem Rotebühlplatz in Betrieb genommen: zwei Kameras oberirdisch und drei im U-Bahnhof, an einem, wie es im Januar 2002 hieß, "Kriminalitätsschwerpunkt".3 Das Unternehmen hatte scheinbar, jedenfalls auf lokaler Ebene, Erfolg, denn im Dezember 2002 verkündete die Stuttgarter Polizei, dass "das vorrangige Ziel, Straftaten zu verhindern, erreicht worden" sei.4 Im Juli 2003 wurden die Videokameras dann in Übereinstimmung mit der geltenden Rechtslage abgeschaltet und blieben es bis Juni 2021. Als Folge der sogenannten Krawallnacht vom Juni 2020 wurden dann wieder fünf Überwachungskameras in Bereichen des Schlossplatzes und des Eckensees installiert. Aus diesen fünf Kameras werden im Mai 2022 zehn. Dabei handelt es sich um die erste einer geplanten Erweiterung der Videoüberwachung des städtischen Schlossplatzes, des Kleinen Schlossplatzes und des Oberen Schlossgartens. Vermutlich handelt es sich dabei um die neuen Kriminalitätsschwerpunkte in Stuttgart.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde auf der Höhe von Rheinkilometer 687,5 am Rande der heutigen Kölner Altstadt-Süd ein neuer Hafen gebaut, der so genannte Rheinauhafen. Ein neuer Hafen an einem Ort, an dem schon seit der Römerzeit Schiffe be- und entladen wurden, und ein neuer Hafen, der vom zunehmenden Handel auf dem Rhein profitieren sollte, der wiederum durch das Aufkommen der Dampfturbine Aufschwung erhielt. Der Aufschwung des Handels auf dem Rhein führte dazu, dass der Kölner Hafen 1970 rund 12 Kilometer flussabwärts in eine wesentlich größere Anlage in Köln-Niehl verlegt wurde und der Rheinauhafen damit weitgehend überflüssig wurde. Nach verschiedenen Versuchen im Rheinauhafen neues Leben zu entfachen, beschloss im Februar 2002 der Rat der Stadt Köln einen Umbau- und Umnutzungsplan, auf den im Juni 2002 der erste Spatenstich folgte. Seither hat sich der Rheinauhafen zu einem (nicht überall unkritisch aufgenommenen) Areal mit Wohnungen, Büros, Restaurants und Geschäften am Rheinufer entwickelt. Dominiert wird das Ganze von den drei Kranhäusern, einem neuen Wahrzeichen in der Kölner Skyline, und von Bauten, die den Rheinauhafen überragen und daran erinnern, was sich einst auf dem Areal befand.
Lange Zeit glaubte man Anna Schwegelin sei die letzte im heutigen Deutschland hingerichtete Hexe gewesen. Diese Annahme wurde jedoch in den 1990er Jahren durch die Entdeckung einer Aufzeichnung über ihren Tod im stiftkemptischen Stockhaus aus dem Jahr 178, etwa sechs Jahre nach ihrer angeblichen Hinrichtung in der Stadt, weitgehend entkräftet. In jedem Fall ist Anna Schwegelin aber zweifellos eine der letzten als Hexe verurteilten und verfolgten Frauen innerhalb der heutigen Grenzen Deutschlands.
Im Jahr 1984 wurde das Kemptner Frauenzentrum eröffnet. Soweit wir wissen, wurde ein Jahr später im Umfeld des Frauenzentrums eine Initiative zur Errichtung eines Denkmals für Anna Schwegelin in Leben gerufen, um nicht nur an ihr Leben und Leiden zu erinnern, sondern auch an das Schicksal all jener unzähligen, oft anonymen Frauen, die im Laufe der Jahrhunderte als Hexen denunziert und ermordet wurden. Anna Schwegelin erinnert uns alle daran, dass Hexen nicht nur fiktive Bestandteile von Volksmärchen sind, sondern echte Menschen waren, echte Opfer von Unterdrückung aufgrund ihres Geschlechts. Die Initiative sollte einen sehr langen Atem benötigen: erst am 27. Juni 2002 wurde auf dem Kemptener Residenzplatz, vor dem Landgericht, der Anna-Schwegelin-Brunnen eingeweiht. Er markiert das Ende einer 17-jährigen Kampagne, die sich, soweit wir das beurteilen können, gegen viele Widerstände der Behörden und der politischen Führung in Kempten durchsetzten musste wurde. Offenbar bestand nur wenig Verständnis für ein Denkmal für Anna Schwegelin.
Ende der 1990er Jahre einigten sich die Mitgliedsstaaten der künftigen Europäischen Union auf ein umfassendes, gemeinsames Wirtschafts- und Handelsprogramm, das auch die Schaffung einer einheitlichen Währung, des Euro, vorsah. Im Mai 1998 wurde die Einführung des Euro formell beschlossen, am 31. Dezember 1998 wurden die Wechselkurse zwischen den einzelnen nationalen Währungen und dem gemeinsamen Euro festgelegt, und am 1. Januar 2002 wurde der Euro in 12 Nationen und Fürstentümern zur offiziellen Währung, heute sind es 23 Nationen und Fürstentümer. Die neue Währung wird seit ihrer Einführung von der Europäischen Zentralbank mit Sitz in Frankfurt-Ostend am Rande des Osthafens mit Blick auf die Hochhäuser des Frankfurter Bankenviertels kontrolliert. Mit Blick auf das Jahr 2002 könnte man also fast hinzufügen: eine neue Währung für ein neues Zeitalter des Möbelhandels.
Seit der Antike sind Arenen ein wichtiger Bestandteil jeder Stadtlandschaft. Arenen sind Orte der Emotionen, der Freude, der Verzweiflung, des Miteinanders und der Gewalt, von denen fast jeder eine Geschichte erzählen kann. So ein Ort ist auch das Rheinstadion in Düsseldorf: eine Arena, die in den 1920er Jahren im Norden der Stadt entstand, in den 1970er Jahren im Zusammenhang mit der Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaft 1974 in Westdeutschland modernisiert und erweitert wurde, und im Laufe der Jahrzehnte nicht nur Schauplatz aller möglichen Sport-, Musik- und Politveranstaltungen war, sondern untrennbar mit dem Fußballverein Fortuna Düsseldorf verbunden ist.
Am Donnerstagnachmittag des 12. September 2002 wurde die fast 80 Jahre alte Schüssel mit Hilfe von 150 Kilogramm gelatinösem Sprengstoff abgerissen, um einer neuen Arena für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 Platz zu machen. Das Bewährte weicht dem Neuen, wie das immer so ist. Nicht zuletzt, wenn es um den Kommerz geht.
Nicht nur smow feierte 2002 Premiere, im Mai 2002 eröffneten in Berlin die ersten beiden Starbucks-Filialen in Deutschland, und zwar in den Hackeschen Höfen und am Pariser Platz. Betrieben wurden die Starbucks Filialen von der so genannten Karstadt Coffee GmbH, einem Joint Venture, an dem Starbucks zu 18% und Karstadt zu 82% beteiligt war und das somit durchaus als Karstadt-Projekt angesehen werden kann. Diese Diversifizierung des Karstadt-Geschäfts sollte durch den etablierten Namen und die Markenidentität von Starbucks unterstützt und getragen werden. Im Rahmen des Projekts plante die Karstadt Coffee GmbH innerhalb von fünf Jahren rund 200 Starbucks-Filialen in ganz Deutschland zu eröffnen. Nur zwei Jahre später wurden Karstadts Pläne jedoch vor dem Hintergrund der großen finanziellen Schwierigkeiten, in die Karstadt nicht zuletzt durch die vielen Diversifizierungen geraten war, durchkreuzt. Das führte wiederum dazu, dass Starbucks im November 2004 die Karstadt Coffee GmbH und die zu diesem Zeitpunkt 37 deutschen Starbucks-Filialen an 15 Standorten zu 100% übernahm. Die Coffeeshop-Kultur war 2002 in Deutschland nicht unbekannt, im Gegenteil, mit Einstein Kaffee hatte Berlin 2002 eine eigene etablierte Coffeeshop-Kette, die heute in Berlin mit rund 21 Filialen im Vergleich zu den 17 von Starbucks vertreten ist.
Im Mai 1992 gewann der Münchner Architekt Stephan Braunfels den internationalen Wettbewerb für ein neues Museum auf dem Gelände der ehemaligen Türkenkaserne in der Münchner Maxvorstadt. Dieses neue Museum sollte neben der Alten Pinakothek, der Neuen Pinakothek und der Glyptothek stehen und es der Stadt ermöglichen, zeitgenössische Kunst in Ergänzung zu den klassischen Museen zu präsentieren. Neben Kunst sollten auch Design und angewandte Kunst durch die Integration der Neuen Sammlung und Architektur durch die Integration der Sammlung der TU München vertreten sein. Diese neue Museum würde das Kunstareal der Stadt bereichern und "den Rang Münchens als Kunststadt von Weltgeltung festigen".5 Der Museumsneubau wurde jedoch vom neu ernannte Bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber im Herbst 1993 im Rahmen einer Sparübung faktisch gestoppt, was in ganz Bayern für große Bestürzung sorgte.
Das Aus für den Neubau führte zum Beginn einer hartnäckigen, beharrlichen Kampagne, die, um es kurz zu machen, zu einem Kompromiss zwischen den Befürwortern des Museums und der Bayerischen Regierung führte. Es wurde vereinbart, dass das Museum gebaut würde, wenn private Spender 10 % der Kosten von 200 Millionen Mark aufbringen würden. Bis Dezember 1995 kamen die 20 Millionen zusammen, im September 1996 wurde mit dem Bau begonnen und am 16. September 2002, ein Jahrzehnt nach dem Gewinn des internationalen Wettbewerbs, wurde Stephan Braunfels' Bau als Pinakothek der Moderne eröffnet, ein neues Haus für Kunst, Grafik, Architektur und Design im Herzen der bayerischen Hauptstadt.
Am 15. Januar 2002 startete der neue Airbus A318 zu seinem Jungfernflug vom Airbus-Werk in Hamburg-Finkenwerder. Der etwa vierstündige Dreiecksflug führte die Besatzung in Richtung Norden nach Helgoland, dann in Richtung Süden nach Düsseldorf und wieder zurück nach Hamburg. Von diesem Flug erhoffte sich Airbus, dass er mit dem so genannten Mini-Airbus, der in Hamburg gebaut wurde und der zwischen 107 und 120 Passagieren Platz bietet, in eine glänzende Zukunft führen würde. An jenem Januarnachmittag schien die Welt jedenfalls in Ordnung zu sein und Airbus-Deutschlandchef Hans-Joachim Gante verkündete: "Der Start lief perfekt".6 Doch das war nur der Anfang. Im März 2002 brachten Probleme mit dem Triebwerk die Produktion zum Erliegen, im Laufe des Jahres 2002 wurde die überwiegende Mehrheit der Vorbestellungen storniert, da die Fluggesellschaften das Vertrauen in den A318 verloren hatten, und generell, so gewinnt man den Eindruck, schien die weltweite Luftfahrtindustrie nur wenig Appetit auf ein so kleines Verkehrsflugzeug zu haben. Dieser Umstand wird durch das Schicksal der Boeing 717 unterstrichen. Das 1998 eingeführten Flugzeug mit ca. 100 Sitzplätzen, auf das der A318 die Antwort von Airbus war, wurde 2006 aus der Produktion genommen. Beim A318 sieht es nicht viel besser aus: Von den 1900 A318, die Airbus zu verkaufen gedachte, wurden zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts gerade einmal 80 Stück verkauft. Das macht den kleinen Airbus auch zu einer kleinen Lektion über die Gefahren, die darin liegen, der Konkurrenz zu folgen, anstatt den eigenen Weg zu gehen, und sich nach vermeintlichen Märkten zu richten.
Der Neckar, der auf seinem Weg nach Mannheim, wo er in den Rhein mündet, durch Tübingen, Stuttgart, Heilbronn und Heidelberg fließt, entspringt im Schwenninger Moos südlich von Villingen-Schwenningen und fließt dann auf seinem Weg nach Norden etwa 3,5 km durch die Stadt. Aufgrund der zunehmenden Verschmutzung, die nicht zuletzt durch das Wachstum des damaligen Schwenningen im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts verursacht wurde, ließ man den Neckar in den 1960er Jahren in einen unterirdischen Kanal umleiten. Ein klassischer Fall von “Verstecken wir das Problem, anstatt es zu bekämpfen”. Der unterirdische Kanal diente zudem auch als Bestandteil des städtischen Wasserversorgungssystems, das mit dem immer größer werdenden Schwenningen immer weniger zurecht kam. Das führte sowohl zu regelmäßigen Überschwemmungen als auch zu Einleitungen von ungeklärtem Wasser in den Neckar. Diese Eskalation des Problems ist die unweigerliche Folge des Versuchs, es zu verbergen. Im Rahmen der Landesgartenschau 2010 in Villingen-Schwenningen und der Entscheidung von 2002, den Neckar wiederherzustellen, wurde das Problem aber endlich angegangen. Der Neckar sollte wieder an die Oberfläche gebracht werden und als natürlicher Fluss fließen. Mit dieser Wiederherstellung wurde 2002 begonnen. Das sichtbarste Merkmal ist wohl der 2002 errichtete Vordere See auf dem Gelände der ehemaligen Kienzle Uhrenfabrik und der dazugehörige neue Park. Begleitet wurde diese Wiederherstellung des Neckars an seiner Quelle von der Eröffnung des 370 Kilometer langen Neckartal-Radwegs zwischen Villingen-Schwenningen und Mannheim im Jahr 2002.
Obwohl die schwul-lesbische Community in Freiburg den Christopher Street Day bereits seit den 1980er Jahren mit Protestaktionen und Interventionen in der Freiburger Innenstadt begleitete, fand die erste offizielle Christopher Street Day Parade der Stadt erst am Wochenende des 27. und 28. Juli 2002 statt. Begleitet wurde die Parade von einer Kundgebung im Stadtgarten und einem zweitägigen Straßenfest statt. An der Parade nahmen ca. 7.500 Teilnehmer und am Straßenrand rund 15.000 Zuschauer teil.
Die Veranstaltung sollte, soweit wir wissen, nicht nur inklusiv, sondern auch international sein: Sie war als gemeinsame Veranstaltung von Freiburg, Basel und Mulhouse geplant und wurde abwechselnd von diesen Städten ausgerichtet. Und obwohl 2003 ein CSD Basel als dreiteilige Veranstaltung und eine Fortsetzung des CSD Freiburg 2002 stattfand, erlahmte das Vorhaben im Dreiländereck schnell und es sollte erst 2014 der zweite Christopher Street Day in Freiburg stattfinden. Während dieser 12-jährigen Pause scheint sich die Einstellung im Rathaus der altehrwürdigen Erzdiözese geändert zu haben: Während 2002 noch keine Regenbogenfahne am Rathaus flatterte, wurde sie 2014 gehisst und wird es seither jeden Juli.
Im April 2021 öffnete smow Konstanz seine Pforten und im April 2002 wurde der erste Tatort Konstanz ausgestrahlt, Schlaraffenland, die 499. Folge der Tatort-Reihe. Vor der öffentlichen Aufführung fand im Konstanzer Scala-Kino eine Vorpremiere statt, an der rund 300 interessierte Konstanzer teilnahmen, und obwohl die Produktion dem Vernehmen nach gut ankam, gab es ein großes Problem, oder wie der Südkurier es formulierte: "Nein, das Publikum hatte sich nicht verhört. Sie sagen manchmal wirklich Konstanz mit hartem "st" statt "Konschtanz". Darüber waren die 300 Konstanzer nicht glücklich. ""Die Landschaft war sicher unsere, aber die Sprache nicht", sagte ein Zuschauer".7 Die Produktionsfirma versuchte zu erklären, dass die Menschen im Norden Deutschlands das Geschehen ebenso verstehen müssten wie die am Bodensee, während der damalige OBM Horst Frank mit dem wunderbar diplomatischen "die, die nicht Dialekt reden, sind auch Konstanzer"8 zur Diskussion beitrug. Er meinte damit wahrscheinlich “sind auch Konschtanzer”.
Die Entfernung zwischen Duisburg und Essen beträgt etwa 20 km. Ende 2001 sah es so aus, als könnte diese Entfernung schrumpfen, denn die Gerhard-Mercator-Universität Duisburg und die Universität-Gesamthochschule Essen stimmten einer Fusion zu. Diese Distanz vergrößerte sich jedoch im Laufe des Jahres 2002 dramatisch. Zwischen den Institutionen und der NRW-Regierung tauchten hinsichtlich der praktischen Umsetzung der Fusion Probleme auf. Dazu gehörten die Fragen, welche Fachbereiche wo angesiedelt werden sollten und wer die neue Institution leiten würde. Ein Streit, der, soweit wir das beurteilen können, völlig vermeidbar gewesen wäre, aber dazu führte, dass sich beide Institutionen letztlich von der Fusion distanzierten, die sie ursprünglich vorgeschlagen und vorangetrieben hatten. Am Ende führte der Streit zu dem, was man im Volksmund eine "Zwangsehe" nennt. Am 18. Dezember 2002, nur zwei Wochen vor dem geplanten Start der neuen Einrichtung, verabschiedete der Landtag NRW das entsprechende Gesetz, gegen die Willensbildung der beiden Hochschulen. Das führte zu einem juristischen Wirbel, denn unzählige Protagonisten versuchten - letztlich erfolglos -, die Entscheidung zu kippen. So kam es, dass am 1. Januar 2003 die Gerhard-Mercator-Universität Duisburg und die Universität-Gesamthochschule Essen aufhörten zu existieren und zur Universität Duisburg-Essen wurden. Und auch wenn sich die Lage an der Universität heute beruhigt hat, sind Duisburg und Essen immer noch rund 20 Kilometer voneinander entfernt.
Irgendwann im späten 14. Jahrhundert wurde eine große Temperamalerei an den Wänden des Ostchors von St. Sebald, einer der ältesten und historisch bedeutendsten Kirchen Nürnbergs, fertiggestellt. Diese große Temperamalerei wurde im Laufe der Jahre aus Gründen, die nur den früheren Generationen bekannt waren, übermalt. Sie blieb verborgen, bis man sie bei einer großen Kirchenrenovierung zwischen 1903 und 1906 aus ihrem Dornröschenschlaf weckte. Die Restauratoren übertrugen die Malerei auf einen Gipsträger, bevor sie, soweit wir wissen, in ein Lager gebracht wurde, wo sie wieder schlummerte, bis sie in den 1990er Jahren erneut wiederentdeckt wurde. Aufgrund der künstlerischen Qualität und der kulturhistorischen Bedeutung des Werks wurde beschlossen, die Arbeit zu restaurieren und nach St. Sebald zurückzugeben. Das war der Beginn einer restauratorischen Odyssee, denn obwohl die Restauratoren in den frühen 1900er Jahren nach damaligen Stand alles richtig gemacht hatten, wusste man Ende der 1900er Jahre natürlich mehr. Man wusste inzwischen, dass Gips Feuchtigkeit aufnimmt; Feuchtigkeit und damit verbundene Salze. Diese hatten nicht nur das Werk beschädigt, sondern machten auch die Übertragung des millimeterdicken, 600 Jahre alten Gemäldes auf einen anderen Träger notwendig. Diese Operation beschäftigte die Experten des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege rund sieben Jahre, bevor Paulus vor den Juden schließlich im November 2002 nach St. Sebald zurückkehrte, wo es heute im südöstlichen Chorumgang als ein besonders wertvolles Beispiel europäischer Kunst des Spätmittelalters hängt.
Nein, Arne Jacobsen stammt nicht aus Mainz, aber 1970 entwarfen Arne Jacobsen und Otto Weitling ein neues Rathaus für Mainz, das am 31. Dezember 1973 als erstes Mainzer Rathaus seit 1462 eingeweiht wurde. Dieses neue Rathaus wurde 2002 anlässlich des hundertjährigen Jubiläums von Jacobsen und mit Blick auf die Verbindung von Mainz und Jacobsen in vielfältiger Weise genutzt und sollte 2002 von den Mainzer Behörden unter Denkmalschutz gestellt werden. Dazu kam es allerdings erst im Jahr 2005, weil Überlegungen und Bedenken hinsichtlich der mangelnden Flexibilität im Zusammenhang mit baulichen und technischen Veränderungen, die der Denkmalschutz mit sich bringen würde, den Prozess verzögert hatten. Die Kosten und Problemen der Erhaltung des Werkes warfen Fragen auf. Dabei handelt es sich um ein nicht unbekanntes Problem der Nachkriegsarchitektur und ein Dauerthema in Mainz: Mit dem verblassenden Glanz des hundertjährigen Jubiläums von Jacobsen verfiel so auch das Rathaus zunehmend, so dass es 2019 im Vorfeld einer Sanierung geschlossen werden musste. Die Sanierung sollte 2020 beginnen wurde aber aufgrund von Streitigkeiten darüber, was innen, außen und an den Materialien verändert werden kann, soll, muss, das heißt aufgrund von Streitigkeiten über die Veränderung eines denkmalgeschützten Gebäudes, erst Ende 2021 begonnen. Die Sanierung wird bis 2027 dauern und könnte über 100 Millionen Euro kosten. Damit ist die Sanierung des Mainzer Rathauses von Jacobsen und Weitling ein sehr schönes Beispiel für die Herausforderungen und Chancen, die mit der Erhaltung und Fortführung von Gebäuden aller Epochen verbunden sind. Sie liefert auch einen sehr schönen Kontext für Überlegungen zu Sinn und Funktion des Denkmalschutzes.
.......demnächst.......
1Wolfgang Enard et al, Intra- and Interspecific Variation in Primate Gene Expression Patterns, Science, April 12th 2002, New Series, Vol. 296, No. 5566
2Forscher finden Schalter für die Menschwerdung, Sächsische Zeitung, 12.04.2002
3Videoüberwachung jetzt auch in Stuttgart, Saarbrücker Zeitung, 29.01.2002
4Mannheim hält an Videoüberwachung fest, Darmstädter Echo, 21.12.2002
5Der Münchner Museumsbau. Braunfels gewinnt den Wettbewerb, Nürnberger Nachrichten, 21.05.1992
6Stolz auf den jüngsten Airbus-Spross, Nordwest Zeitung, 16.01.2002
7Mord mit Zungenschlag, Südkurier, 15.04.2002
8ibid
Die 2022 smow Song Contest Playlist, einschließlich zwei Bonustracks, also "20 für 20", und alle Radio smow Playlists finden Sie auf der smow Spotify Seite