1922 ließ der schottische Schriftsteller J.M. Barrie seine Studenten an der Universität St. Andrews folgendes wissen: "Sie erinnern sich bestimmt, dass mal jemand gesagt hat, Gott habe uns das Gedächtnis gegeben, damit wir im Dezember Rosen haben". Dabei handelte es sich um eine Anspielung auf den Sommer des Lebens, der die dunklen Wintertage des Alters mit Farbe und Duft erfüllt. Diese Analogie sollte J.M. Barrie wenig später mit dem Satz "Sie haben den Juni vor sich" noch geschickt verstärken.1
Aber das hat sich im Jahr 1922 zugetragen als Rosen tatsächlich noch saisonale Blumen waren. Heute sind sie das ganze Jahr über erhältlich, was nicht nur die Kurzsichtigkeit und Idiotie versinnbildlicht, mit der wir unseren Planeten zerstören, sondern auch dazu geführt hat, dass die Rose von der ergreifenden und wirksamen Metapher, wie sie Barrie verwendete, zu einer billigen, stereotypen Trope ohne wirkliche Bedeutung geworden ist.
Ein Jahrhundert später gibt es diverse Möglichkeiten unsere emotionalen und geistigen Fähigkeiten auf unserem Lebensweg hin zu unserem ganz persönlichen Dezember zu stimulieren und zu verfeinern. Eine der besten Methoden ist, wie könnte es anders sein, der regelmäßige Besuch von Architektur- oder Designausstellungen.
Unsere fünf neuen Rosen, die im tatsächlichen Dezember 2021 erblühen, finden sich in Wien, New York, Düsseldorf, Kanazawa und Paris.
Und wie immer in diesen Zeiten sollten Sie sich, wenn Sie den Besuch einer Ausstellung planen, im Voraus mit den aktuellen Regeln hinsichtlich Eintrittskarten, Einlass, Sicherheit, Hygiene, Garderobe usw. vertraut machen.
Der am 15. Dezember 1870 im heutigen Brtnice, Tschechische Republik, geborene Josef Hoffmann war ohne Frage einer der wichtigsten Protagonisten der europäischen Architektur und des europäischen Designs im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Nicht nur aufgrund der Arbeiten, die er selbst realisiert hat, und auch nicht nur aufgrund seiner Lehre, sondern auch durch seine Vermittlungsarbeit - man könnte sagen durch die Popularisierung aktueller Positionen seiner Epoche.
Mit einer Präsentation von über 1.000 Objekten aus allen Bereichen, in denen Hoffmann tätig war - Architektur, Innenarchitektur, Produkt- und Ausstellungsdesign - und mit bekannten, aber auch weniger bekannten und vielen bisher nicht gezeigten Arbeiten und Projekten soll "Fortschritt durch Schönheit" nicht nur eine umfassende Josef-Hoffmann-Retrospektive liefern, sondern auch neue Einsichten in Hoffmanns Werk und seinen Beitrag zur Architektur- und Designgeschichte ermöglichen. So soll ein umfassenderes Verständnis von Josef Hoffmanns Relevanz und Vermächtnis, und daraus resultierend ein umfassenderes Verständnis der Entwicklung von Architektur und Design in Europa ermöglicht werden.
“Josef Hoffmann: Fortschritt durch Schönheit” wird am Mittwoch, den 15. Dezember im MAK - Museum für angewandte Kunst, Stubenring 5, 1010 Wien eröffnet und läuft bis Sonntag, den 19. Juni. Bitte informieren Sie sich auf der Website des MAK über die aktuellen Öffnungszeiten, den Kartenverkauf und die Sicherheits- und Hygienevorschriften.
Es ist zweifellos noch zu früh, um die Folgen dessen, was wir in den vergangenen Monaten erlebt haben und in den kommenden Monaten erleben werden, richtig abzuschätzen. Was uns an "Design and Healing" im Cooper Hewitt, Smithsonian Design Museum, jedoch so reizt, ist das Versprechen, dass die Ausstellung die architektonischen und gestalterischen Antworten auf die Covid-Pandemie in den Kontext einiger Fälle immer noch andauernde Krisen der öffentlichen Gesundheit rückt.
In drei Kapiteln werden die Verbreitungsmethoden von Krankheitserregern, das Design von persönlicher Schutzausrüstung und medizinische Lösungen zur Unterstützung der Betroffenen im Kontext von Architektur und Design untersucht. Diese drei Kapitel werden wiederum durch eher künstlerische Reflexionen zu Pandemien ergänzt. Ein wesentlicher Bestandteil von “Design and Healing” ist die Konzentration auf das, was man als nicht-industrielle Lösungen bezeichnen könnte, das heißt auf Projekte, die von Einzelpersonen mit unterschiedlichem Hintergrund entwickelt wurden, um einen Beitrag zu den Versuchen zu leisten, die sich entwickelnde Pandemie und die vielfältigen, immer neuen Probleme, die sie verursacht, zu verstehen, zu bewältigen und darauf zu reagieren. Diese nicht-industrielle Lösungen werden beispielsweise durch die zahllosen 3D-Druck-Projekte repräsentiert, die von Privatpersonen entwickelt wurden um eigene Tolls zu realisieren. Projekte dieser Art gehörten aber, wie die Ausstellung deutlich macht, schon immer zu Lösungsversuchen im Zusammenhang mit Gesundheitsnotfällen. Sie also in diesem Fall nur zeitgenössischer Ausdruck eines seit langem bestehenden Phänomens.
Eine Diskussion über architektonische und gestalterische Reaktionen auf Krisen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, kann uns zu mehr Klarheit über die Frage verhelfen, wo wir stehen und wie es in Zukunft weitergehen kann, und deutlich machen, was wir mit Blick auf die Zukunft aus den vergangenen Monaten und Jahrzehnten mitnehmen können.
“Design and Healing: Creative Responses to Epidemics” wird am Freitag, den 10. Dezember, im Cooper Hewitt, Smithsonian Design Museum, 2 East 91st Street, New York, New York 10128, eröffnet und läuft bis Montag, den 20. Februar 2023. Bitte informieren Sie sich auf der Website des Cooper Hewitt über aktuelle Informationen zu Öffnungszeiten, Eintrittskartenverkauf und Sicherheits-/Hygienevorschriften.
Man könnte dem Kunstpalast Düsseldorf vorwerfen, dass er die berühmtesten Protagonisten der Düsseldorfer Elektro-Musik aus kommerziellen Gründen in den Titel der kommenden Ausstellung aufgenommen hat. Jedoch standen Kraftwerk bereits im Titel, als die Ausstellung “Electro” 2019 im Musée de la Musique - Philharmonie de Paris erstmals gezeigt wurde, und wo die Zeitleiste interessanterweise nicht zu Techno, sondern zu Daft Punk führte. Bei der Präsentation von “Electro” 2020 im Design Museum London kam man hingegen bei The Chemical Brothers an.
Weder in Paris noch in London oder Düsseldorf beginnt “Electro” in den späten 1960er Jahren. Die Ausstellung erzählt die Geschichte der elektronischen Musik stattdessen beginnend bei den 1920er Jahren. Es geht um die Geschichte eines ganzen Jahrhunderts der Innovation und Entwicklung, während dem sich die elektronische Musik in so unterschiedlichen Kontexten entfaltet hat, dazu gehören die so genannten Neue Musik, die in den 1920er Jahren entstand und die nicht nur neue Klänge, sondern auch neue Strukturen und neue Methoden in die Musik einbrachte, oder aber Chicago House und Detroit Techno der 1980er Jahre, sowie die Düsseldorfer Experimente der späten 1960er/frühen 1970er Jahre, von denen Kraftwerk nur eine, wenn auch die bekannteste Komponente ist.
Die Pariser Originalausstellung wird zudem in Düsseldorf durch eine erweiterte Kraftwerk-Präsentation ergänzt, mit Kunstwerken, Instrumenten und dem Roboter Kraftwerk. Hinzu kommen Fotos des Düsseldorfer Fotografen Andreas Gursky, der wohl am besten für seine monumentalen Aufnahmen des Alltäglichen bekannt ist, aber auch die weniger alltägliche Clubkultur dokumentiert hat.
“Electro” verspricht eine Präsentation von etwa 500 Objekten aus einer Mischung von Kunst, Video, Design und natürlich Musik. Bringen Sie Ihre eigenen Kopfhörer mit! Die Ausstellung soll so nicht nur Einblicke in die Entwicklungen und Geschichte der elektronischen Musik in all ihren Erscheinungsformen ermöglichen, sondern auch dazu beitragen, elektronische Musik als Ausdruck breiterer kultureller und sozialer Realität zu verstehen und damit als gültigen Bestandteil von Kultur und Gesellschaft zu repräsentieren.
“Elektro. Von Kraftwerk bis Techno” wird am Donnerstag, den 9. Dezember im Kunstpalast, Ehrenhof 4-5, 40479 Düsseldorf eröffnet und läuft bis Sonntag, den 15. Mai. Bitte informieren Sie sich auf der Website des Kunstpalastes Düsseldorf über aktuelle Informationen zu Öffnungszeiten, Kartenverkauf und Sicherheits-/Hygienevorschriften.
Vor einigen Monaten haben wir auf die Ausstellung “100 Years of Mingei: The Folk Crafts Movement” (100 Jahre Mingei: Die Volkskunstbewegung) im National Museum of Modern Art in Tokio hingewiesen und festgestellt, dass diese Ausstellung neben der Auseinandersetzung mit Mingei auch Überlegungen zu den Beziehungen zwischen der japanischen Kunst, dem Kunsthandwerk und dem europäischen Jugendstil ermöglicht.
Die Partnerinstitution des Nationalen Museums für Moderne Kunst, das Nationale Kunstgewerbemuseum in Kanazawa, erweitert nun den Rahmen für solche Überlegungen.
Die Ausstellung "Die zyklische Natur des Jugendstils und der stilistische Einfluss des japanischen Handwerks und Designs" verspricht eine Präsentation von Werken europäischer Jugendstilvertreter wie Henry van de Velde, Alfons Mucha und Emile Gallé neben zeitgenössischen Werken japanischer Künstler wie Miyagawa Kozan I, Hisui Sugiura oder Asai Chū. So soll die Ausstellung nicht nur erörtern und erhellen, wie Japan die Entwicklung des Jugendstils beeinflusste, sondern auch, wie der Jugendstil die japanische Kunst und das japanische Design beeinflusste. Es soll deutlich werden, dass es eine aktive Beziehung zwischen beiden gab und dass diese, wie der Titel der Ausstellung andeutet, zyklisch und nicht einseitig war. Diese wechselseitige Beziehung setzte sich über die Jahrzehnte fort: Unter den rund 150 ausgestellten Objekten befinden sich Werke von Kakō Moriguchi und Gonroku Matsuda aus den 1950er und 60er Jahren, die den Einfluss des europäischen Jugendstils auf das japanische Kunsthandwerk der Nachkriegszeit anschaulich machen. Genauso wie japanische Ansätze und Auffassungen weiterhin das europäische Kunsthandwerk und Design beeinflussen.
Die Ausstellung “The Cyclical Nature of Art Nouveau and the Stylistic Influence of Japanese Crafts and Design” wird am Samstag, den 25. Dezember im National Crafts Museum, 3-2 Dewamachi, Kanazawa-shi, Ishikawa 920-0963 eröffnet und läuft bis Montag, den 21. März. Bitte informieren Sie sich auf der Website des Nationalen Handwerksmuseums über aktuelle Informationen zu Öffnungszeiten, Eintrittskartenverkauf und Sicherheits-/Hygienevorschriften.
Hochwertige Gebrauchsgegenstände waren nicht immer so leicht zugänglich wie heute und in früheren Zeiten wohlhabenden Menschen vorbehalten. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurde der Zugang durch die Industrialisierung, durch Verbesserung von Materialien und Produktion, sowie durch den Aufstieg des Designers als Beruf zunehmend erweitert. Dieser Wandel in der Zeit vor dem Krieg ermöglichte in vielerlei Hinsicht den Boom der Konsumkultur während der Nachkriegszeit und führte so auch zur heutigen Massenkultur.
Dieser Prozess ist in Frankreich untrennbar mit den Geschäftsketten Prisunic und Monoprix verbunden; zwei Institutionen, die Anfang der 1930er Jahre als Ableger der alteingesessenen Pariser Kaufhäuser entstanden sind. Prisunic ging aus Printemps und Monoprix aus les Galeries Lafayette hervor. So waren die beiden Namen maßgeblich an der Verbreitung neuer Wohnideale, neuer Bekleidungsmoden und neuer Lebensstile von den 1950er bis in die 1980er Jahre beteiligt.
Die Ausstellung verspricht eine Präsentation von etwa 500 Exponaten aus dem Bereichen Möbeldesign, Werbedesign, Grafikdesign, Bekleidungsdesign und Produktdesign von und für Prisunic und Monoprix und von so unterschiedlichen Kreativen wie Jacques Tissinier, Friedemann Hauss, Alexis Mabille oder Ionna Vautrin. Das Ausstellungskonzept bezieht zudem einige der ständigen Installationen des Musée des Arts Décoratif ein, darunter Jean Prouvés Schlafzimmer für die Cité Universitaire d'Antony oder die Küche der Cité Radieuse von Le Corbusier und Charlotte Perriand. Auf diese Weise soll “Design for All” nicht nur neue Perspektiven auf die Entwicklung der Massenkonsumkultur in Frankreich und auf die Frage, ob dies zum Guten oder zum Schlechten ist, ermöglichen, sondern auch neue Einblicke in die Entwicklung des Designs und die Designgeschichte in all ihren Schattierungen ermöglichen.
Die Ausstellung “Design for All: from Prisunic to Monoprix, a French Adventure” wird am Donnerstag, den 2. Dezember im Le Musée des Arts Décoratifs, 107-111, rue de Rivoli, 75001 Paris eröffnet und läuft bis Sonntag, den 15. Mai. Bitte informieren Sie sich auf der Website des Musée des Arts Décoratifs über aktuelle Informationen zu Öffnungszeiten, Kartenverkauf und Sicherheits-/Hygienevorschriften.
1J.M. Barrie, Courage, The Rectorial Address delivered at St. Andrews University, May 3rd 1922, available via https://en.wikisource.org/wiki/Courage_(Barrie) (accessed 30.11.2021) ... We have been unable to locate the origin of the roses/December quote, but in the way Barrie employs it he make its very much his own.