Während der Frühling in der Natur einmal im Jahr für neues Leben sorgt, erwacht das Design-Museum jedes halbe Jahr: Im Frühling erwachen die Kuratoren aus ihrem Winterschlaf und im Herbst aus dem Sommerloch. Jedes Mal versprechen sie Wachstum, Energie, neuen Esprit und neue Erfahrungen.
Im September 2019 läuten wir das Ende des Sommerlochs mit 5 neuen Ausstellungen in Berlin, Helsinki, Weil am Rhein, Stockholm und 's-Hertogenbosch ein.
Da sich das Bauhaus-Jubiläumsjahr dem Ende zuneigt, ist es nur richtig, sich gedanklich dem Ende des Bauhauses und den letzten Monate in Berlin zuzuwenden: Monate, in denen es vor allem ums Überleben in einem zunehmend feindlicheren Umfeld ging. Und Monate, an die heute nur noch Archivdokumente und eine vergraute Tafel erinnern: Das eigentliche Gebäude, in dem Mies van der Rohe et al. versucht haben, die Dinge am Laufen zu halten, ist längst abgerissen. Eine Erinnerung daran, dass im Ostdeutschland der Nachkriegszeit alles daran gesetzt wurde, die Erinnerung an die Institution auszulöschen, und dass der Bauhaus-Stern aber auch in Westdeutschland der Nachkriegszeit nicht so hell leuchtete wie heute.
Dabei ist "Das Bauhaus in Berlin-Steglitz 1932-1933" weder eine Initiative eines Museums noch wird die Ausstellung in einem Museum gezeigt. Es handelt sich vielmehr um eine Initiative des Medizinhistorikers Dr. Andreas Jüttemann, die auf dem Campus der privaten Medizinischen Hochschule Berlin (MSB) stattfindet. Das könnte darauf hindeuten, dass sich das Bauhaus-Museum eher für die Objekte und weniger für die Geschichte interessiert. Dies können wir uns aber eigentlich nicht vorstellen.
Die Ausstellung "Das Bauhaus in Berlin-Steglitz" hört sich nach einer kompakten und vermutlich objektlosen Angelegenheit an. Das Bauhaus Berlin hatte nämlich nicht nur keine Werkstätten, sondern realisierte auch immer weniger kommerzielle Produkte, da die Nazis den Druck auf die Partner des Bauhauses erhöhten, um Verbindungen zu trennen. In diesem Kontext ist der Umfang jedoch unwichtig, entscheidend ist der Inhalt, und der soll bei "Bauhaus in Berlin-Steglitz" nicht nur ein besseres Verständnis des Bauhauses ermöglichen, sondern auch ein besseres Verständnis unserer aktuellen Gesellschaft und unserer eigenen, zunehmend feindlichen Umwelt.
"Das Bauhaus in Berlin-Steglitz 1932-1933" wird am Mittwoch, den 4. September in der Siemens-Villa, MSB Medical School Berlin, Calandrellistraße 1-9, 12247 Berlin eröffnet und läuft bis Freitag, den 20. Dezember.
Während Alvar Aaltos Werk zwar oft in Bezug auf die Natur diskutiert wird, spielt die Natur in Aaltos Werk eigentlich keine Rolle, beziehungsweise wird sie meist übersehen. Mit der Ausstellung "Alvar Aalto's Refined Landscapes" will das Museum of Finnish Architecture den Schwerpunkt auf Aaltos Interesse sowohl an Naturlandschaften als auch an gepflegten Gärten (sei es in traditionellen islamischen oder japanischen Kontexten oder auch dem Finnland seiner Zeit) setzen und untersuchen, wie er seine Gebäude in ihre Umgebung integrierte, wie er "fühlte, dass Architektur wie ein letzter Schliff zu einem sonst fertigen Bild hinzugefügt werden sollte". Damit verspricht das Museum einige sehr willkommene und wichtige Einblicke zu Alvar Aalto und seinem Werk.
"Alvar Aalto’s Refined Landscapes" wird am Donnerstag, den 26. September im Museum of Finnish Architecture, Kasarmikatu 24, 00130 Helsinki eröffnet und läuft bis Montag, den 6. Januar.
Die zeitgenössische Kraft des Surrealismus wird von dem Briten Boris Johnson mit den Worten "Ceci n′est pas un parlement" über dem Palast von Westminster momentan wunderbar unter Beweis gestellt. Als Kunstform entstand der Surrealismus in den 1920er Jahren und damit in jener Zeit, in der Kreative aller Couleur nach neuen Wegen für die Gesellschaft, die soziale Ordnung und nach einem neuen Platz in der Welt suchten.
Mit einer Präsentation, die Werken von Künstlern wie Salvador Dalí, René Magritte oder Marcel Duchamp Werke von Designern wie Nacho Carbonell, Front oder Dunne & Raby und wohl auch Marcel Duchamp gegenüberstellt, will "Objekte der Begierde" einen Dialog zwischen Surrealismus und Design anregen und dabei nicht nur die Einflüsse und Kongruenz zwischen den beiden, sondern auch Grenzen und Unterschiede erforschen.
"Objekte der Begierde: Surrealismus und Design 1924 - heute" wird am Samstag, den 28. September im Vitra Design Museum, Charles-Eames-Straße 2, 79576 Weil am Rhein eröffnet und läuft bis Sonntag, den 19. Januar.
2019 ist nicht nur der 100. Jahrestag der Gründung des Bauhauses Weimar und der 50. Jahrestag der ersten bemannten Mondlandung, 2019 ist auch der 30. Jahrestag des Mauerfalls, Ereignisse, die in vielerlei Hinsicht symbolisch für die globalen Veränderungen stehen, die in den 80er Jahren begannen. Denn wie einer der führenden schwedischen Kulturkommentatoren 1986 richtig bemerkte, befand sich die globale Gesellschaft seit Mitte der 80er Jahre in einer Phase extremer Entwicklung und ging gewissermaßen in einen finalen Showdown über. Den Sprengstoff gab es dann 1989.
Ausgehend vom Mauerfall als Impulsgeber will das Schwedische Nationalmuseum die Veränderungen und Realitäten der Epoche anhand von Kunstwerken, Design und Kultur diskutieren: Hier finden sich so vielfältige Exponate wie politische Poster, frühe Mobiltelefone, das World Wide Web, Schulterpolster, Künstler wie William Kentridge, Ingrid Orfali oder Tracey Moffatt, Designer wie Ron Arad, Jasper Morrison oder Philippe Starck und Musikvideos von Popstars wie Madonna oder Roxette. Letzteres deutet darauf hin, dass Kultur und Politik neben den globalen Ereignissen 1989 auch einen innenpolitischen Fokus hatten: Die späten 80er Jahre waren politisch und kulturell eine sehr wichtige Zeit in Schweden. Und eine Zeit des Wandels, die, wie überall, auch heute noch spürbar ist.
"1989 – culture and politics" wird am Donnerstag, den 5. September im National Museum, Södra Blasieholmshamnen 2, 111 48 Stockholm eröffnet und läuft bis Sonntag, den 12. Januar.
Das Design Museum Den Bosch hält fest: "Wir sind es sehr gewohnt, dass Museen die gute Seite der Kultur zeigen. Tatsächlich wird Design oft als Beitrag zu einer besseren Welt dargestellt ". Es ist also manchmal auch gut, daran erinnert zu werden, dass dies nicht unbedingt immer der Fall ist. Nazi-Deutschland bietet ein besonders geeignetes genreübergreifendes Beispiel - sei es durch die Verwendung von Alltagsgegenständen zur Durchsetzung deutscher Identität, durch die Verwendung von Grafikdesign für Propagandazwecke, durch die Szenografie ihrer Kundgebungen oder durch Objekte wie den Volkswagen Käfer, den Volksempfänger oder die Messerschmitt Bf 109 als Kriegswerkzeug an der Front als auch auf dem internationalen Schlachtfeld.
Im Rahmen des 75-jährigen Jubiläums der Befreiung von Noord-Brabant verspricht die Ausstellung "Design of the Third Reich" eine Präsentation von Objekten aus Architektur, Design, Literatur und Film, die aus Museen in Holland und Deutschland stammen. Anhand der Exponate erforscht das Museum die Verwendung des Designs durch die Nazis und regt eine offene Diskussion darüber an, wie das Design den Zielen der NSDAP unterstellt wurde. Und welchen besseren Zeitpunkt gäbe es, über die Gefahren des Designs in mörderischen, rassistischen, totalitären Regimen nachdenken und offen darüber diskutieren, als jetzt?
"Design of the Third Reich" wird am Sonntag, den 8. September im Design Museum Den Bosch, De Mortel 4, 5200 AA 's-Hertogenbosch eröffnet und läuft bis Sonntag, den 19. Januar.