Algorithmen als Tanz, ein taktiler Architekturführer und eine zukunftssichere Wohngemeinschaftsplattform.
Am Donnerstag, den 26. Oktober, wurden die Gewinner des Kölner Design Preises 2017 im Museum für Angewandte Kunst, MAKK, feierlich gekührt. Noch bis zum Sonntag, den 19. November, sind die drei Gewinner sowie alle nominierten Projekte in einer eigens konzipierten Ausstellung zum Kölner Design Preis 2017 zu sehen.
Der Kölner Design Preis feiert 2017 sein zehnjähriges Bestehen und ist unserer Kenntnis nach bis heute einzigartig in der Welt der internationalen Designpreise. Die Schulen selbst schlagen aus dem Kreis ihrer Absolventen Nominierte vor. Das bedeutet, dass die Nominierten nicht nur eine breite Mischung aus zeitgenössischen Kreativdisziplinen und zeitgenössischen Kreativpositionen repräsentieren, sondern zumindest theoretisch auch die besten studentischen Projekte, die in Köln im vergangenen Jahr realisiert wurden. Für die zehnte Ausgabe des Kölner Design Preises gingen insgesamt 26 Nominierungen ein, aus denen die Jury, unter anderem MAKK-Direktorin Dr. Petra Hesse, Designjournalist Stephan Ott und Designer Nils Holger Moormann, drei Preisträger auswählte, die sich neben der Ehre auch das mit 4.000 Euro dotierte Preisgeld teilten.
Damals, als die Menschen noch richtige Jobs hatten, besagte ein Sprichwort: "Ein schlechter Arbeiter beschuldigt seine Werkzeuge". Oder anders gesagt: Sie sind verantwortlich, hören Sie auf, die Schuld weiterzugeben. Heute, in unserer digitalen Welt, ist es immer die Schuld der Technik, wenn etwas schiefgeht. Ich? Verantwortlich?
Realisiert als Bachelorprojekt an der Köln International School of Design, KISD, untersucht "Programme begreifen. Eine performative Umsetzung" Fragen der Verantwortung im digitalen Zeitalter, unser Verhältnis zu Computer, Digitalem, Technik, die (Quasi-)Abhängigkeit, die sich immer weiter vertiefende Intensität dieser (Quasi-)Abhängigkeit und die inhärenten Probleme des unreflektierten Folgens eines Programms oder Algorithmus. Ein Programm oder Algorithmus, der als digitales Werkzeug konzipiert ist, um unser Leben leichter zu machen, und der deshalb mit allen Fehlern der Menschheit konzipiert ist - dem wir aber implizit vertrauen und der durch die Natur unserer Beziehung zu ihr zunehmend als aktiver Partner betrachtet wird. Die "performative Umsetzung" kommt hierbei durch die Interpretation einer Reihe von Instruktionen von Tänzerinnen und Tänzern. Alle Tänzer haben die gleichen Instruktionen, alle Tänzer folgen den Anweisungen, wie Sie den Anweisungen Ihres Navigationsgerätes folgen könnten, aber alle interpretieren sie anders; die individuelle Interpretation der Instruktionen spiegelt die Art und Weise wider, wie wir individuell, instinktiv, intuitiv mit den Schnittstellen unserer digitalen Technologie interagieren und so durch Angewohnheiten und Sitten untrennbar mit ihr verbunden werden. Obwohl wir es wohl tun sollten. Umstritten?
Uns gefiel neben der Herausforderung, das eigene Verhalten im Zusammenhang mit dem Projekt in Frage zu stellen, auch, dass es über den Tanz eine Verbindung zum Bauhaus gibt, und die damit gestellte Frage, was die Avantgardisten des frühen 20. Jahrhunderts wohl mit all unserer modernen Technik anfangen würden.
Details und Projektdokumentation unter www.florakarger.com.
Im Rahmen ihrer Diplomarbeit an der ecosign - Akademie für Gestaltung entwickelte Sonja Lorenz den, wenn man so will, taktilen Architekturführer, einen integrativen Architekturführer, der blinden und nicht-blinden Menschen das Erleben von Konstruktionen ermöglicht, ohne dass diese sie sehen müssen - allein durch Fingerspitzengefühl. Damit handelte es sich also um kein Projekt, das diejenigen beeindrucken wird, die als Lebensunterhalt Architekturfotos bis zum Gehtnichtmehr nachbearbeiten und so ad absurdum führen. Aber ein potenzieller Segen für alle anderen. Sonja Lorenz arbeitete am Beispiel der Kölner Hohenzollernbrücke und zeigt 3D-bedruckte Kacheln mit dem Relief der Brücke in Seitenansicht, horizontaler Projektion und Vorderansicht, die mithilfe einer Audioführung zu jeder Kachel ein audio-aktives statt ein "normales" audio-visuelles Erlebnis schaffen. Und das unabhängig davon, wo sich der Nutzer befindet: Die langfristige Absicht, die 3D-Dateien online verfügbar zu machen, bedeutet, dass jeder, der Zugang zu einem 3D-Drucker hat, sie erstellen und damit die Architektur erforschen kann und vor allem Gespräche über die Architektur führen kann, ohne die Konstruktion ansehen zu müssen - sei es die Hohenzollernbrücke oder zukünftige Erweiterungen des Projektes.
Mehr zu Sonja Lorenz und ihrer Arbeit unter www.sonja-lorenz-design.de.
Wie inzwischen jedes Kind weiß, bedeutet der demografische Wandel immer mehr Single-Haushalte, eine immer älter werdende Bevölkerung und immer mehr junge Menschen, die sich kein Eigentum mehr leisten können, weil Spekulanten durch künstliche, abstrakte finanzielle Konstruktionen die Preise in die Höhe treiben. Jana Klasen hat im Rahmen ihrer Bachelorarbeit an der Rheinischen Fachhochschule Köln im Bereich Mediendesign mögliche Lösungen erforscht und die Online-Plattform "Jung und Alt" entwickelt, über die junge Menschen, die Schwierigkeiten haben, eine bezahlbare Unterkunft zu finden, z. B. Studenten, Auszubildende und Kreative, mit einer älteren Generation zusammentreffen können - idealerweise mit einem leeren Schlafzimmer - und die auf der Suche nach Gesellschaft und/oder Hilfe rund um das Haus sind. Statt (Voll-)Miete zu zahlen, "bezahlt" die jüngere Person durch tägliche Hilfe im Haushalt oder dergleichen. So soll idealerweise eine sozial solidarischere und damit belastbarere, tolerantere und fortschrittlichere Gesellschaft geschaffen werden.
Mehr über Jana Klasen und ihre Arbeit unter https://janaklasen.wordpress.com/.
Details zum Kölner Design Preis sowie alle nominierten Projekte unter www.koelnerdesignpreis.de.
Die Ausstellung zum Kölner Design Preis ist zweisprachig in deutscher und englischer Sprache und ist bis Sonntag, den 19. November im Museum für Angewandte Kunst Köln zu sehen. Der Eintritt ist frei. Mehr unter www.makk.de.