“Was machst du diesen Sommer, Amory?” fragt Tom D’Invalliers Amory Blaine in F. Scott Fitzgeralds Roman „Diesseits vom Paradies”. “Frag mich nicht”, lautet, etwas träge, die Antwort. „Das gleiche wie immer, denke ich. Ein oder zwei Monate am Lake Geneva verbringen – weißt du, ich verlasse mich darauf, dass du im Juli da auch da sein wirst – und dann Minneapolis.“
Bitte entschuldige Amory, aber die Schönheit vom Lake Geneva wirst du wohl alleine genießen müssen, denn auf unserer Agenda stehen neue Design- und Architekturausstellungen in London, Berlin, New York und Holon! Aber wer weiß, vielleicht kommen wir danach auf einen kurzen Abstecher in Minneapolis vorbei.
Dass Museen Experten für ihre Sammlungen sind, liegt eigentlich auf der Hand. Dabei gehört es nicht dazu, dass man versteht, was sich in dieser Sammlung befindet und wie es funktioniert, sondern auch umfangreiche Kenntnisse über die sozialen, wirtschaftlichen, technologischen und/oder politischen Kontexte, in denen die Objekte der Sammlung entstanden sind, zu erlangen. Das ist so ziemlich das, was die Aufgabe von Museen ist.
Mit dem “Kabinett des Unbekannten” im Werkbundarchiv, fokussiert sich das Museum der Dinge in Berlin auf die Objekte in seiner Ausstellung, die bisher unidentifiziert sind. Was zunächst einmal bedeutet, dass man mutig und offen genug sein muss, um zuzugeben, dass man solche Objekte überhaupt hat – Objekte in der Sammlung, die so ganz und gar nicht einordnen kann.
Nach dem Vorbild des „Cabinet d’Ignorance“ – eine Sammlung von Objekten, die im 18. Jahrhundert in Dresden ausgestellt wurde und die von den führenden Wissenschaftlern des Jahrhunderts nicht klassifiziert werden konnten und daraufhin der Bevölkerung mit der Bitte um Vorschläge und Hilfe präsentiert wurden – hat jedes Mitglied des Werkbundarchivs ein Objekt aus der Sammlung ausgewählt, dass ihnen unbekannt war. In Zusammenarbeit mit Partnern aus dem lokalen Umfeld hat man dann versucht diese zu identifizieren.
Das Ergebnis ist laut dem Werkbundarchiv eine Ausstellung, die nicht nur unbekannte Objekte aus der Museumskollektion entdeckt, sondern auch unentdeckte Ecken in der Nähe des Museums und das Museum selbst als ein unentdeckter Ort offenbart. Dadurch wird nicht nur ein neues Licht auf das Museum und seine Ausstellungen geworfen, sondern vielmehr zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit dem Museum aufgefordert. Und wer glaube, diese Aufforderung würde sich nur an die Besucher des Museums richten, der irrt; auch das Museum soll dazu motiviert werden sich mehr mit seiner Umgebung auseinanderzusetzen. Oder zumindest neue Seiten an sich zu sehen.
Das “Kabniett des Unbekannten” wird am 27. Juli im Werkbundarchiv – Musum der Dinge in der Oranienstraße 15, 10999 Berlin eröffnet. Die Ausstellung ist von 28. Juli bis zum 25. September 2017 zu sehen.
Nur wenige Materialien können von sich behaupten Architektur und Design so beeinflusst zu haben, wie es das Sperrholz getan hat. Vor allem im Möbeldesign ist eine Welt ohne das Holz nicht nur unvorstellbar, sondern vor allem auch äußerst unschön.
Das V & A Museum in London hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht die Geschichte des Sperrholzes von den 1850ern bis heute zu erzählen: Seinen Weg von einer günstigen Massivholz-Alternative hinweg über seine goldenen Jahre als geliebtes Material im Modernismus bis zu seiner derzeitigen Schlüsselrolle in der Entwicklung von schnellen Verarbeitungsmethoden und der freizugänglichen Produktion. Ein Material, dass omnipräsent ist, soll endlich die Aufmerksamkeit bekommen, die es verdient, denn immerhin – achten sie auf das Wortspiel – sehen wir nicht nur den Wald vor lauter Bäumen nicht, sondern sahen auch das Sperrholz vor lauter Möbel nicht.
Neben Möbeln von Charles und Ray Eames, Marcel Breuer oder auch Alvar Aalto,
verspricht das V&A auch diverse andere Objekte, unter anderem eine Nähmaschine, die Karosserie eines Rennautos und ein vorgefertigtes Konzept eines Sperrholzhauses in seiner Ausstellung zu präsentieren. Durch diese Objekte soll gezeigt werden, wie und warum Sperrholz ein so fester Bestandteil unserer modernen Welt geworden ist und wie seine Zukunft aussieht.
Die Ausstellung „Plywood: Material of the Modern World“ (Sperrholz: Material der Modernen Welt) wird am 15. Juli im V&A Musuem in der Cromwell Road in London SW7 2RL eröffnet und läuft bis zu, 12. November diesen Jahres.
Im September 2017 hätte der italienische Designer, Künstler und Architekt Ettore Sottsass seinen 100. Geburtstag gefeiert – ein Event, das in der globalen Museumswelt mehr als ausgiebig gefeiert wird. Mit der Ausstellung “Ettore Sottsass: Design Radical“ verspricht das New Yorker Metropolitan Museum of Art einen umfassenden Einblick in Sottsass Werk zu geben – von seiner rationalistischen Jugend zu seiner wachsenden Radikalisierung auf dem Weg nach Memphis und darüber hinaus. Dabei werden nicht nur seine bekanntesten Arbeiten in Architektur und Design gezeigt, sondern auch Keramikfiguren, Malereien, Textilien und Fotografien.
Durch die angestrebte Gegenüberstellung der Werke Sottsass und einer Auswahl an Objekten, die seine Arbeit möglicherweise beeinflusst und geprägt haben, finden sich neben traditionellen/folkloristischen Objekten auch zeitgenössische Kunst- und Designerobjekten – unter anderem von Pet Mondrian oder Gio Ponti – wieder. Die Intention des Museums ist es, die Arbeit des Designers und seine Position in der Designgeschichte neu zu bewerten. Und vielleicht auch ein stückweit doe Loslösung von Memphis und Olivetti zu erreichen. Das wäre zumindest ein durchaus angemessenes Geschenk zum Geburtstag.
“Ettore Sottsass: Design Radical” im Metropolitan Museum of Modern Art, The met breuer, 945 Madison Avenue, New York, NY 10021. Die Ausstellung wird am 21. Juli eröffnet, sie endet am 8. Oktober.
Obwohl wir Materialen, Texturen und Farben als feste Bestandteile von Architektur und Design betrachten, würden wahrscheinlich eher die wenigsten unter uns auch Sound auf diese Liste setzen. Laut dem Design Museum Holon ist das ein Fehler, denn, so argumentieren sie, Sound ist nicht nur ein Teil unseres Alltags, sondern ein “Rohstoff in der Werkzeugkiste eines Designers”, ein Material, das Räume definiert, Emotionen hervorruft und Verhalten beeinflusst.
Auf diese Erklärung stützt sich die Ausstellung des Museums. In 3 Themengebieten – Objekt, Raum und Umwelt – soll der “Sound” durch eine Kombination von Klanginstallationen und traditionellen Ausstellungsobjekten, darunter eine Präsentation von 50 Objekten von Designer wie Dieter Rams & Hans Gugelot, Mario Bellino oder Ross Lovegrove, entdeckt werden.
Außerdem findet man im “Sound and Matter in Design” beispielsweise “Play on Loop” – eine Ausstellung von Objekten deren Form and musikalische Themen erinnert, während die Installation “The Architecture of Sound/The Sound of Architecture” verspricht das Museum in ein musikalisches Erlebnis zu verwandeln. Während Holon also eigentlich nicht wie der beste Platz für ein bisschen Ruhe und Frieden im Sommer zu sein scheint, verspricht es doch ein interessanter Ort für all diejenigen unter uns zu sein, die ein tieferes Verständnis für ihre Umwelt entwickeln wollen.
“Sound and Matter in Design”: Vom 29. Juni bis zum 28. Oktober im Design Museum Holon, Pinhas Eilon St. 8 Holon, 5845400.
Im 18. Jahrhundert, im goldenen Zeitalter der Entdeckungen, kamen die hohen Mitglieder der Learned Society in der Gin-Bar ihres Klubraums im Somerset Haus zusammen, um darüber zu philosophieren, wie sich schier unendliche viele Möglichkeiten in scheinbar alltäglichen Gegenständen finden. Zumindest der Legende nach.
300 Jahre nach der (angeblichen) Gründung sollen 30 neue Mitglieder in die Learned Society aufgenommen werden: 30 Designer, Künstler und Kreative, die außergewöhnliche Alltagsgegenstände präsentieren und dadurch, laut der Society, mittels Design die Kraft der Vorstellung, der Erzählung und der Geschichtenerzählung zum Ausdruck bringen.
Durch die Präsentation von Arbeiten – unter ihnen keine geringere als Designs von Richard Wentworth, Jasleen Kaur oder auch Max Frommeld, verspricht die Ausstellung eine Reise durch die entlegensten Ecken des Designeruniversums zu werden. Eine Reise, die, auch wenn sie auf den ersten Blick absurd erscheinen mag, doch vor allem hoffentlich eins tut: Neue Perspektiven offenbaren, neue Klarheit schaffen und all diejenigen wach zu küssen, die in ihrem Alltagstrott gefangen sind, um sie anschließend mit neuem Elan in die Welt hinauszuschicken.
Und wenn das nicht klappt, dann gibt es immer noch die legendäre Gin-Bar im Klubhaus.
Die Ausstellung „Learned Society of Extraordinary Object“ im Somerset house, Strand, London, C2R 1 LA findet vom 5. Juli bis zum 3. September statt.