Es ist Anfang Mai und wieder einmal ist das Partyschiff, das wir smow Song Contest nennen, bereit abzulegen...
Erstmals 1956 in Lugano, als kleines, eher regionales Event veranstaltet, ist der smow Song Contest, wie auch die smow Familie gewachsen, und erfreut sich inzwischen großer Beliebtheit weit über die geografischen Grenzen des smow Herzlandes hinaus. Das bestätigt vor allem der Wettbewerbsneuzugang aus dem Jahr 2015, Sydney. Unsere australischen Verwandten sind dem smow Geist nun nämlich schon seit längerem erlegen.
Mag sein, manch schlecht informierter, miesepetriger Dummkopf hält es für kitschigen Schrott, für die niedrigste Form der Unterhaltung, den Tiefpunkt jeden Intellekts, mit dem sich die Gesellschaft zudem blindlings über die latenten geopolitischen Spannungen unserer Zeit hinwegsetzt. Für die aufgeklärte Mehrheit hingegen handelt es sich um eine Feier kultureller Diversität, und um einen Wendepunkt: Der Moment, wenn es heißt, den Härten des Winters den Rücken zu kehren und mit voller Kraft voraus der Leichtigkeit und den frivolen Freuden des Sommers entgegen zu steuern. Und so hat es sich mittlerweile zu einem wichtigen sozialen Ereignis in manch einem Kalender entwickelt. Eine populäre, moderne Tradition sind auch die smow Song Contest Partys, zu denen man entsprechend der jeweiligen regionalen Gepflogenheit gekleidet erscheint und traditionelle Speisen und Getränke beisteuert. Die beste Zeit des Jahres also für frische Frankfurter Grüne Soße und Erzgebirgische Fratzen, die mit dem neuesten erlesenen Wein aus der Stuttgarter Mönchhalde heruntergespült werden.
Wie es die Regeln vorschreiben, werden die Eingänge zum smow Song Contest von einer unabhängigen, internationalen Jury ausgewählt, und im Jahr 2017 führen alle Songs den Namen der jeweiligen smow Stadt im Titel. Und zwar in einer der offiziellen Sprachen des smow Song Contests: Französisch, Englisch, Deutsch.
Der smow Song Contest 2017 fällt auch mit der Veröffentlichung der smow Städte-Playlists zusammen: Stadtspezifische Sammlungen, mit Liedern über die jeweilige Stadt, von Künstlern aus der jeweiligen Stadt oder Künstlern, die untrennbar mit dieser Stadt verbunden sind.
Alle Playlists sind auf dem Spotify-Kanal von smowonline zu finden.
Der Gewinner des smow Song Contests 2017 wird während einer Galafeier im großen Sendesaal des smow Blog Hauptquartiers in der Nacht vom Samstag, den 13. Mai gekürt. Aber hier die Teilnehmer:
"Berlin" von Lou Reed. Nur wenige Städte evozieren einen derart romantischen Idealismus wie Berlin, und so gibt es nur wenige Städte, denen derart viele Lieder gewidmet wurden wie der deutschen Hauptstadt. Lou Reeds Ballade steht für diesen Idealismus, ist aber sprunghaft und verwirrt genug, um authentisch zu sein.
"Düsseldorf" von Teleman: Der Gastgeber des smow Song Contests 2011, Düsseldorf, ist Hort einer beneidenswerten Musiktradition, wird im Jahr 2017 allerdings von den klirrenden Indie-Popstars Teleman und ihren Stakkatogitarren vertreten. Eine mutige Entscheidung oder reiner Wahnsinn?
"Frankfurt" von Rio Reiser: Es ist ein seltenes Privileg vom König von Deutschland vertreten zu werden, aber das ist die beneidenswerte Situation von Mainhatten. Das Gerücht, das Lied sei von der smow Song Contest Aftershow Party 1957 inspiriert, ist nur eine weitere der vielen hartnäckigen Legenden um den Wettbewerb.
"Karl-Marx-Stadt" von Kraftklub: Ein echtes Liebeslied an die Stadt am Ufer des Flusses Chemnitz, aus jener Liebeslehre, die darauf beharrt, dass es beim Blick in den Spiegel um Ehrlichkeit und nicht um Narzissmus geht. Und ein Song, der auf dem scharfen, brutalen Sarkasmus basiert, den nur wenige als eine deutsche und schon gar nicht als eine Chemnitzer Tugend bezeichnen würden.
"Kempten" von Neurogami: Wir sind nicht ganz sicher, wie es dazu gekommen ist, dass ein Avantgarde-Elektromusiker aus Scottsdale, Arizona einen Song über eine Stadt am südlichsten Zipfel Bayerns komponiert hat. Aber James Britt hat es getan. Und auch wenn uns das Lied beim kommenden Almauftrieb garantiert behilflich sein wird, befürchten wir, dass es wenig nützen wird, um die Kühe im September wieder nach unten zu treiben.
"Köln" von Lucy Rose: Einer der großen Unterschiede zwischen Kölnisch Wasser und anderen Parfums ist die Rose, die eine zentrale Komponente in vielen Duftwassern ist, nicht aber in der eher Citrus basierten Kölner Variante. Was passiert nun, wenn man die Konvention ignoriert und Kölnisch Wasser um eine englische Rose anreichert ...?
"Leipzig" von Matthew Herbert: Irritierend schräg, und auch wenn es die Fantasie beflügelt, zwingt einen das Stück zur Interaktion und ihm zu folgen. Man kann das Lied weder verstehen noch erklären, woraus die Faszination hervorgeht. In vielerlei Hinsicht also die perfekte musikalische Verkörperung Leipzigs.
"Schwabing" von Julian Wassermann & Oliver Deuerling: Schwabing ist sehr viel älter als München und sehr viel fortschrittlicher. Vergleicht man das bürgerliche München des 19. Jahrhunderts mit Paris, Wien oder Budapest, ist es als vergleiche man das Schwabing des 19. Jahrhunderts mit seinen heutigen Einwohnern. Deshalb also ein etwas durchdachteres Stück als das Bierkeller-Geplärre, das man sonst so mit der bayrischen Hauptstadt in Verbindung bringt.
"Stuttgart" von Scooter: Auch wenn es in dem Lied nicht um smow Stuttgart geht, gibt es darin etwas im Wechsel der Terzen auf die Quarten, das den Gang über den Treppenaufgang in der Sophienstraße heraufbeschwört. Entwaffnend! Hyper Hyper!
"Sydney" von Keegan Joyce: Die meisten Lieder mit dem Titel Sydney handeln von Menschen mit diesem Namen und weniger von Australiens berühmtester Stadt und der Hauptstadt von New South Wales - was sie also ungeeignet macht. Auch wenn es ein Puddle of Mudd Song ist. Dank Keegan Joyce haben wir nicht nur ein Lied über die Stadt, sondern auch eines, das ein gebürtiger Sydneyer komponiert hat.