Am 1. Mai 1851 eröffnete Queen Victoria die Great Exhibition im Londoner Hyde Park: Die erste „Weltausstellung“ - ein Event, das die Vorzüge des Industriezeitalters feierte und dessen Einflüsse auf Industrie, Wirtschaft, Wissenschaft, Architektur und Gesellschaft noch Jahrzehnte danach weltweit spürbar sein sollten. Man kann zurecht behaupten, dass mit der Great Exhibition der Grundstein für sämtliche technischen Fortschritte im 18. und 19. Jahrhundert gelegt wurde. Der Gewinn aus den Eintrittsgeldern – 6 Millionen Besuchern sei Dank – ermöglichte dabei den Bau des Londoner Wissenschaftsmuseums, des Naturkundemuseums und des benachbarten Victoria and Albert Museums.
Auch diesen Mai öffnen wieder zahlreiche Architektur- und Designausstellungen ihre Pforten. Unsere fünf Favoriten sind Ausstellungen in Hamburg, Atlanta, Amsterdam, London und Stuttgart.
Es ist kein Geheimnis, dass uns fast nichts mehr auf die Palme bringt als ein selbsternannter „Foodie“ oder, bösartig gesprochen, ein „Pseudo-Gourmet“. Die verquere Beziehung zwischen dem „Foodie“ und seinem Essen sehen wir wie der Philosoph Seneca: „O die Beklagenswerten, deren Gaumen nur durch kostbare Speisen gereizt wird! Kostbar aber macht sie nicht ausnehmender Wohlgeschmack oder irgend eine Annehmlichkeit für den Mund, sondern [nur] die Seltenheit und Schwierigkeit der Herbeischaffung. […] Überall liegen Nahrungsmittel umher, welche die Natur an allen Orten niedergelegt hat; aber an ihnen gehen sie wie blind vorüber und durchschweifen alle Landstriche, setzen über Meere, und während sie den Hunger mit geringen Kosten stillen könnten, reizen sie ihn mit großem Aufwand.“ Während jeden Tag Menschen sterben, weil sie nicht genug zu essen haben, ist Essen für andere ein Erlebnis. Ein Erlebnis, das „Food Designer“ immer weiter verstärken wollen. Leute, jetzt mal ernsthaft, macht die Augen auf! Worüber sich Designer wirklich Gedanken machen sollten, ist, wie man sicherstellen kann, dass die Nahrungsmittelversorgung demokratisch, bezahlbar, nahrhaft und vor allem überall gewährleistet ist. In einer Zeit, in der unsere Ressourcen immer knapper werden, will die Ausstellung "Food Revolution 5.0 Gestaltung für die Gesellschaft von morgen" im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg zeigen, wie Designer in Zusammenarbeit mit Architekten und Wissenschaftlern für eine Zukunft sorgen können, in der es für jeden genug zu essen gibt. Allerdings gibt es eine Sache, die uns etwas Kopfschmerzen bereitet: Den Mittelpunkt der Ausstellung bildet ein 3D-Druck… Und natürlich weiß jeder, dass wir Essen aus dem 3D-Drucker genauso sehr brauchen wie selbstfahrende Autos...
"Food Revolution 5.0 Gestaltung für die Gesellschaft von morgen" ist ab dem 19. Mai bis zum 29. Oktober im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Steintorplatz, 20099 Hamburg zu sehen.
Platon sagte einst: „Wer dereinst als Mann in irgend etwas Tüchtiges leisten soll, muss sich schon von Kindheit an eben darauf einüben, indem er in Spiel und Ernst sich mit den einzelnen Sachen, die dazu gehören, beschäftigt“. Charles und Ray Eames waren der Ansicht, dass „Spielsachen nicht so unschuldig sind wie sie aussehen. Spielzeug und Spiele sind nur die Vorläufer von ernsthaften Ideen.“
Für das Design Museum Atlanta geht das Erschaffen sicherer Kinderspielplätze Hand in Hand mit einer gesunden Entwicklung – nicht nur für das Kind, sondern auch für jede moderne Stadt. "Designing a Playful City" nimmt die aktuelle Lage von einigen Städten genauer unter die Lupe und zeigt deren potenzielle Entwicklungsmöglichkeiten auf. Doch nicht nur das. Anhand von Beispielen aus anderen Städten will die Ausstellung die Sicht auf das Spiel an sich verändern: Spielen wird in einen größeren Diskurs gesetzt und als etwas gesehen, das für alle Generationen gleichermaßen wichtig ist. Ja, die Ausstellung wird kuratiert von einem Vorstandsmitglied von PlayAtlanta und der Internationalen Spieleorganisation, und ja, es wird, so vermuten wir, mehr eine Zurschaustellung als eine Ausstellung, aber nichtsdestotrotz...
Vom 21. Mai bis zum 3. September wird "Designing a Playful City" im Museum of Design in Atlanta, 1315 Peachtree St. NE, Atlanta, Georgia 30309 zu sehen sein.
Es gibt solche - meistens die mit besonders viel Macht - die behaupten, dass das Beste was Architekten und Designer für bzw. gegen – das kommt ganz auf die Perspektive an - Flüchtlinge tun können, die Entwicklung von möglichst hohen, möglichst unüberwindbaren Mauern sei. Zum Glück gibt es auch andere. Nämlich die, die den Flüchtlingen mit konstruktiven Ideen unter die Arme greifen wollen. Zumindest ist es das, was viele Kreative von sich behaupten.
Mit der Ausstellung "Solution or utopia? Design for refugees" verspricht das Stedelijk Museum Amsterdam nicht nur eine Ausstellung von Projekten und Initiativen, die von, für und mit Flüchtlingen ins Leben gerufen wurden, sondern auch, und das sogar umso mehr, eine Platform für Diskussionen zu schaffen. Hier soll thematisiert werden, was Designer und Architekten tun können, aber auch wie Industrie und Handel lernen mit den Problemen der zunehmenden Einwanderung umzugehen. Wie man die besagte Masseneinwanderung stoppen kann, ist dabei eine ganz andere Frage. Eine Frage, deren Antwort mit Sicherheit nicht Mauern und Zäune sind.
"Solution or Utopia? Design for Refugees" – ab Samstag, den 20. Mai im Stedelijk Museum, Museumplein 10, 1071 DJ Amsterdam und im Lola Lik, H.J.E. Wenckebachweg 48, 1096 AN Amsterdam. Die Ausstellung läuft bis zum 3. September.
Vertraut man dem Londoner Design Museum, dann ist „Designed in California“ das neue „Made in Italy“. Diese durchaus gewagte Behauptung bildet die Grundlage für die aktuelle Ausstellung "California: Designing Freedom".
Mit den 1960ern als Ausgangspunkt, als es sich die von Drogen getriebene Hippiebewegung an der amerikanischen Westküste gemütlich machte, nimmt das Museum den Besucher mit auf eine Reise durch die kalifornische Designerszene: Architekten, Filmemacher, Ingenieure, Grafiker, Software- und Produktdesigner haben beeinflusst, wie wir die Welt sehen und mit ihr interagieren und vor allem haben sie dazu beigetragen die Freiheit des Individuums voranzubringen.
Im Mittelpunkt stehen fünf Bereiche – Bewegung, Wahrnehmung, Ausdruck, Produktion und Gemeinschaft – und ca. 200 Objekte, wie selbstfahrende Autos, LSD, Emory Douglas's Black Panther Poster, Open Source Toolkits und eine Dokumentation über das frühe Burning Man Festival. Schön und gut, doch kommt man um eine Frage nicht umhin: Ist die kalifornische Definition von Freiheit immer nur positiv? Oder nähern wir uns damit einer Dystopie Kaliforniens an, wie sie von den Dead Kennedys besungen wurde? „Zen facists will control you, 100% natural, You will jog for the master race. And always wear the happy face."
"California: Designing Freedom" ist vom 24. Mai bis zum 15. Oktober im Design Museum, 224-238 Kensington High Street London, W8 6AG zu sehen.
Dass Architekten Stadträume prägen, ist nichts Neues. Dass sie das meistens autonom und getreu ihren eigenen Ideen machen, ist ebenfalls bekannt, auch wenn die Ausmaße davon nicht jedem bewusst sind. Mit der Ausstellung "Architektur als Aufführung und echte Kooperationen" wollen die in Berlin ansässigen Architekten Kuehn Malvezzi und der internationale Klimakonzern Transsolar einen neuen Weg zeigen, dessen Ziel ein offenerer Zugang zu Architektur und Stadtplanung ist. Das Versprechen? Eine Architektur, die nicht an leblose Objekte auf dem Papier gebunden ist, sondern eine flexible Herangehensweise darstellt, die sich an einem Skript orientiert und dabei auf verschiedene Bedürfnisse eingehen kann – zumindest laut der Organisatoren der Veranstaltung. Ja, das Wort "Skript" macht uns etwas nervös, aber neue Ansätze für die Stadtplanung werden dringend benötigt, wenn wir den Anforderungen der heutigen Gesellschaft gerecht werden wollen. Gut möglich, dass die Ausstellung "Architektur als Aufführung und echte Kooperationen" ein paar interessante Beiträge zu dieser aktuellen Problematik beisteuert.
"Kuehn Malvezzi – Transsolar: Architektur als Aufführung und echte Kooperationen" wird am 25. Mai in der Architekturgalerie am Weißenhof, Am Weißenhof 30, 0191 Stuttgart eröffnet und ist dort bis Sonntag, den 9. Juli zu sehen.