smow Blog Designkalender: 22. Januar 1898 – Herzlichen Glückwunsch Ferdinand Kramer!
Veröffentlicht am 22.01.2017
Das Prinzip Kramer: Design für den variablen Gebrauch im Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main (2014)
Happy Birthday Ferdinand Kramer!
Linie Form Funktion. Die Bauten von Ferdinand Kramer im Deutschen Architekturmuseum, Frankfurt (2015)
Ferdinand Kramer - der schriftliche Nachlass
„"Pessac ist durch die Resonanz, die das Projekt in weiten Kreisen gefunden hat, ein wichtiger Fortschritt geworden. Im Gegensatz zu den vielen theoretisierenden Ausstellungen ist hier einmal mit großer Kühnheit ein neuer fruchtbarer Gedanke in die Wirklichkeit umgesetzt worden. Le Corbusier hat in Pessac Pionierarbeit geleistet."
"Architektur des Auslands. Le Corbusiers Siedlung Frugès in Pessac" in Stein, Holz, Eisen, Heft 1 1927
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„"Der Haupteinwand, der gegen die Übertragung solcher Fabrikatonsmethoden auf den übrigen 'Hausrat' erhoben wurde, war ein ästhetischer, besser gesagt ein persönlicher. Jeder soll zu Hause seine Individualität haben, seinem 'Heim' den Stempel seiner Persönlichkeit aufprägen können. Man darf aber mit gutem Recht wohl fragen, ob die Möbel unserer Väter überhaupt in diesem Sinn individuell waren. Was drückten sie zunächst aus? Wiederholungen entliehener historischer Stilelemente. War das die Individualität der letzte Generation oder die Ihrer Ahnen?"
"Individuelle oder typisierte Möbel?" in Das neue Frankfurt, Heft 1, 1928
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„"Das Problem der Typisierung liegt in der Standardisierung der Form, beziehungsweise der Verarbeitungselemente. Die individuelle Herstellung und Bearbeitung des Einzelstücks wird zugunsten einer Fabrikation aufgegeben, die in der Serienherstellung präzis durchgearbeiteter Modelle ihr eigentliches Ziel sieht. Dieser Vorgang, dem heute eine besondere Aktualität zukommt, ist nicht nur historisch interessant: er allein erklärt den ungeheuren Absatz, der der Thonetindustrie beschieden war, und er gibt sehr interessante Anhaltspunkte für die weitere Entwicklung der Rationalisierungsaktion in der Möbelindustrie. Das Beispiel Thonet ist umso illustrativer, als es beweist, dass bei bewusster Entwicklung des Fabrikationsgedankens auch Formprobleme gelöst werden, die absolut ästhetische Maßstäbe zulassen."
"Die Thonetindustrie" in Die Form Heft 8, 1929 (Es gilt allerdings zu bedenken, dass Kramer zu dieser Zeit mit Thonet zusammenarbeitete...)
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„"Die Vorteile des Etagenhausbaues liegen auf der Hand. Sie lassen sich unter Umständen in der Form des Appartementhauses, das eine zentralisierte Küche vorsieht, noch vervollkommnen. [...] Die Zentralisierung der Bedienung, der Verpflegung, der Wäsche, der Kindererziehung kann nur Vorteile bieten gegenüber den unwirtschaftlichen Einzelhaushaltungen. [...] Die Kollektive Lebenskameradschaft zwingt zu einer gegenseitigen Hilfsbereitschaft und Disziplin."
"Die Wohnung für das Existenzminumum" in Die Form, Heft 24, 1929
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„"Die Produktion aller Art Erzeugnisse setzt sich in ihrer Struktur aus Zweck, Material, Arbeit zusammen. Aus diesen drei Faktoren resultiert die Form, die also in ihren Grundzügen nicht frei erfunden ist, sondern ein notwendiges Ergebnis darstellt. Trotzdem wird praktisch häufig die Form rein äußerlich übernommen ohne inneren Zusammenhang mit dem Gestaltungsprozess. Also nicht Neuschöpfung, sondern Plagiat! Eine Gefahr, die immer sehr nahe liegt, wo neuer Stil nach außen sichtbar dokumentiert"
"Die Mitarbeit des Künstlers am Industriellen Erzeugnis" in Die Form, Heft 8, 1930
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„"Der Besucher stellt mit Erstaunen fest, dass trotz der Überschwemmung des Markts mit immer sich überbieten wollenden kunstgewerblichen und fabrikatorischen 'Neuheiten', eine Menge praktischer, selbstverständlicher und schöner Gebrauchsgegenstände zu haben sind. Es wäre zu wünschen, dass es eine derartige Übersicht in jeder Stadt gäbe, und die Kunstgewerbemuseen würden sich einer dankbaren Aufgabe unterziehen, wenn sie eine solche Auslese ständig dem Publikum zur Information zugänglich machten."
"Wohnbedarf" in Frankfurter Zeitung 21.05.1932, aus Kramers Besprechung der Ausstellung Wohnbedarf, die in Stuttgart am 13. Mai eröffnet wurde. Interessanterweise machte das MoMA mit den Good Design Ausstellungen der 1940er und 1950er Jahre genau, was Kramer hier vorschlug. Insofern hat er dazu beigetragen das legendäre, amerikanische Mid-Century Design der Moderne zu etablieren.
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„"Durch eine schwere, viel zu schmal ornamentierte Gittertür gelangte man in den Windfang... Der äußere Eingang war überladen mit Säulen und schlechten Skulpturen des Zeitalters des 'mauvais goût'. Die Halle hatte im Inneren acht Sandsteinsäulen, die keinerlei statische Funktion erfüllten und ein großes Hindernis für den Verkehr darstellten."
"Umbau der Universität" in Bauen und Wohnen, Heft 9, 1954. Hier beschreibt Ferdinand Kramer den neoklassizistischen Eingang zur Universität Frankfurt - bevor er diesen selbst durch eine Konstruktion aus Stahl und Glas ersetzen ließ. Man denunzierte ihn daraufhin bekanntermaßen als "Barbaren".
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„"Auch die brennend rote Farbe der Exhaustoren auf dem Dach ist nicht Kunst, sondern Natur - Industrienatur nämlich. Denn das Vinidur, aus dem sie fabriziert sind, hat diese Farbe. Ein ästhetischer Eindruck ist nun da - für manche natürlich ist er negativ. Aber seien Sie versichert: Leicht hätte ein so zweckmäßiges Gebäude ein Ausbund von Hässlichkeit werden können - so wie manche älteren Fabriken. Dass wir dieses Gebäude schön machen wollten, dürfen Sie uns glauben. Nur meinen wir, die Schönheit darf sich niemals der Zwecke schämen und so tun, als hätte sie nichts mit ihnen zu schaffen"
"Rede eine Baumeisters vor Naturwissenschaftlern" abgedruckt in Bauwelt Heft 32, 1958
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„"'Ja, aber wo bleibt die Gemütlichkeit?' hörte ich immer noch im Geiste. Zwischen der Schenke 'Zum Schlagbaum' und der 'Mexicana-Bar' steht dieses Haus so wesensfremd. Alte und neue Gemütlichkeit konkurrieren hier um die jungen Leute. Die Sehnsucht nach der Höhle, wie sie die alten Verbindungshäuser in Heidelberg so großartig erfüllen, will die gebrochene, unklare Farbe, lauschige Winkel, da und dort ein Stück antiquiertes Mobiliar oder Tapete, an dem sich der verarmte Zeitgenosse aufranken kann. Das alles vermöchte ich nicht zu bieten. Die Wände sind erbarmungslos weiß, die Betonsäulen und -träger schalungsrauh, nicht einmal abgeschliffen, mit Löchern, wie die Rinde eines Baumes."
"Wohnen im Studentenheim" in Bauwelt Heft 17 1959 - Abdruck der Rede Kramers zum Anlass der Einweihung des Studentenheimes Bockenheimer Warte
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„"Ich hoffe mit diesem Bericht gezeigt zu haben, dass die vielfachen Interpretationen über die Architektur der 20er Jahre, die diese mit dem Schlagwort Funktionalismus für heutige Fehlleistungen verantwortlich machen - nicht zutreffen.Den Arbeiten jener Zeit fehlten keineswegs psychologische und formalästhetische Aspekte - sie entstanden in einer Zeit größter Not - ohne Nostalgie, aber voller Hoffnung auf die Zukunft"
"Ferdinand Kramer. 50 Jahre Architektur - Bericht aus meinem Leben" in Der Neue Egoist, 2, 1976
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„"Grotesk aber erscheint mir die Situation heute zu sein: In der im Verhältnis zur Weimarer Republik schwer reichen Bundesrepublik herrscht wiederum Wohnungsnot, und dramatisch zeichnen sich weltweit Energie- und Ökologie-Krisen, Hungersnot in der 3. Welt, politische und wirtschaftliche Spannungen ab. Dennoch versucht - unberührt von diesen alarmierenden Problemen - der "Post-Modernismus" die gegenwärtige Architektur zu beherrschen. Wo bleibt unsere heutige, die Jugend überzeugende und mit reißende Avantgarde, die eine für unser aller Überleben notwendige Neuorientierung, eine Umwertung der Werte, in ihrer Architektur verwirklicht."
"Diese überraschende Ehrung", unveröffentlichte Rede von Ferdinand Kramer zum Anlass der Ehrendoktorwürde der Universität Stuttgart, 17. Juli 1981, Hans M. Wingler, Ferdinand Kramer, Architektur und Design: Ausstellung im Bauhaus-Archiv, Museum für Gestaltung, Berlin, 9. Dez. 1982 - 23. Jan. 1983
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"Zu keinem anderen Zeitpunkt meines turbulent verlaufenden Lebens hätte diese Auszeichnung meiner ehemaligen Technischen Hochschule mich mehr erfreut als jetzt, in meinem Alter und - in der heutigen Situation der 'Neuen Unsachlichkeit', des Post-Modernismus und des pervertierten Funktionalismus"
"Zu diesem Zeitpunkt" in Bauwelt Heft 14, 1982 - Nachdruck Rede von Ferdinand Kramer anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde der TU München.
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