Mit Holzklasse tun sich für Designer Nils Holger Moormann und VW-Bus-Individualisierer CustomBus neue Wege auf.
Für viele sind weitläufige Landstraßen das Synonym schlechthin für ein sorgenfreies Leben - und gleichzeitig ein unerreichbarer Traum.
Genau deshalb ist es ja auch ein so verführerisches Synonym...
Für Nils Holger Moormann sind Straßen absoluter Alltag, wenn er mal wieder durch Europa reist um Kunden und Designer zu treffen.Als er sich unlängst dazu entschloss, sich einen VW-Bus zu kaufen um in Zukunft damit zu reisen, war er ganz und gar nicht begeistert von den gegebenen Interieur-Optionen. So tat er, was wohl jeder respektable Designer getan hätte: Er entwarf sein eigenes Interieur.Das Ergebnis, welches in Zusammenarbeit mit CustomBus, einem deutschen Spezialisten für personalisierte VW-Bus-Einrichtung, entstanden ist, ist die Moormann Holzklasse.*
Die Beziehung zwischen Nils Holger Moormann und der Straße ist eine lange - fast so lang wie die endlose Landstraße, von der viele, wenn nicht gar alle von uns, träumen.
Als junger Mann machte Nils Holger Moormann oft lange Touren mit dem Auto, bis er irgendwann entschied, dass es nicht richtig sein könne, Tonnen von altem Eisen durch die Weltgeschichte zu kutschieren und auf Motorräder umstieg. Bald stellte er jedoch auch das infrage und begann zu radeln. Und zu radeln. Und zu radeln. Und zu radeln. Bis er ganze Kontinente mit dem Rad durchquert hatte.
Das erklärt auch, wie es zu Objekten wie dem Easy Reader oder dem Bookinist kam.
Bei Nils Holger Moormanns Reisen geht und ging es jedoch nie ausschließlich um Freizeit. Die Geschichte der Firma Nils Holger Moormann ist im Grunde eine von Nils' Reisen, beziehungsweise, wie Nils uns in einem anderen Interview erzählte: Als er sich in den frühen 80er Jahren dazu entschloss, sich mit Möbeldesign zu beschäftigen, " [ich] fuhr durch Deutschland und Europa und traf Designer und Architekten, die ihre Designs selbst produzierten, um für sie den Vertrieb zu übernehmen."
Zunächst reiste Nils mit einem Toyota Landcruiser herum. Später wurden es dann ein Chevrolet G20 Transporter, ein Peugeot Partner Lieferwagen und ein Renault Grand Espace.
Und zwar nicht nur als reine Transportmittel.
Der Designer erzählt uns, dass er schon immer in seinem Auto geschlafen hat, einerseits, weil er sich anfangs ohnehin keine Hotels leisten konnte, und andererseits, weil er das Konzept Hotel auch nie sonderlich mochte. Er hätte es schon immer vorgezogen, so frei zu sein, schlafen zu können, wo es ihm beliebte, und weiterzufahren, wann es ihm beliebte. Inzwischen könne er sich nichts anderes mehr vorstellen.
Bevor er jedoch in einem VW-Bus schlafen konnte, musste er dessen Interieur noch seinen Vorstellungen entsprechend gestalten.
Da er sowieso fast immer mit dem Auto unterwegs war, konnte Nils kontinuierlich an seinem Projekt arbeiten: Er widmete seine Zeit auf beziehungsweise abseits der Straße zunächst einem mehr oder weniger serienmäßig ausgebauten VW-Bus, um so herauszufinden, was in so einem Bus nötig, praktisch und vorteilhaft wäre. Und wie man all das so gestalten könnte, dass es mit seinen Vorstellungen eines Businterieurs einhergehen würde.
Ihm sei es wichtig gewesen, dass es dort keine "Plaste und Elaste", keine künstlichen, unpraktischen Oberflächen geben würde, die vorgeben, etwas zu sein, das sie nicht sind. Vielmehr stand ihm der Sinn nach Materialien, die ehrlich und gleichzeitig leicht zu reinigen und pflegen sind.
Das Ergebnis waren Küchenelemente aus Silvertouch Edelstahl, ein Eichenholzboden mit Gummieinsätzen für besseren Halt, qualitativ hochwertige, schwer entflammbare Textilien, erstklassige Beleuchtung ganz wie Zuhause und Möbel mit Fenix-Fronten.
Dass die Entscheidung auf das nanotechnologische Material Fenix fiel, war mehr oder weniger Zufall. Als Moormann (Nils) dabei war, seinen Bus zu designen, experimentierte und arbeitete Moormann (die Firma) gerade mit Fenix. So konnte auch Nils ein besseres Verständnis für die Eigenschaften und Möglichkeiten von Fenix entwickeln. Und so gleich auch ein wenig besessen davon werden - fast schon bis an den Punkt, an dem er eher wie ein Verkäufer denn ein Kunde klang. "Ursprünglich sollte alles aus Schichtholz sein, was eine große Dummheit gewesen wäre", erzählt er. "Fenix ist im Gegensatz zu Schichtholz deswegen so toll, weil es eine fantastische Oberfläche hat, sich gut anfasst und super reinigen lässt - einfach einmal mit einem feuchten Lappen drübergehen und fertig."
Darüber hinaus setzte Nils den Fokus auf Konstruktion und visuelle Harmonie der einzelnen Elemente. Alles sollte so wirken, als bestünde es aus einer Oberfläche, die Türen sollten wie angegossen zum Rest des Busses passen, es sollten keine Rahmen und Angeln sichtbar, die Innenausstattung sollte harmonisch sein. Klar, alles Dinge, die für einen Möbeldesigner offensichtlich sein mögen, in anderen VW-Bussen jedoch nicht umgesetzt wurden.
Genauso ist auch das Äußere des Busses beispielhaft für designorientiertes Denken und die fast schon universelle Wahrheit, dass weniger mehr ist. Nils selbst erzählt begeistert, dass ihm an seinem Bus besonders gefällt, dass er von außen einfach nur wie ein normaler Bus aussieht, ohne Steckdosen, Heizventil oder Kühlschrankventilator. Er könne ihn überall parken und niemand würde merken, was er innen alles bereithalte.
Motiviert so viel Enthusiasmus ihn dann aber auch dazu, noch mehr zu reisen?
"Na, hoffentlich nicht", entgegnet Nils sogleich. Er sei ohnehin schon viel zu viel unterwegs, wolle dies aber trotzdem genießen. Hierfür sei sein neuer Bus mehr als geeignet, er schlafe sehr gut darin, habe darin alles, was er brauche, und wenn er dann noch die Möglichkeit habe, damit in einem Wald anzuhalten, sei das einfach nur herrlich.
Eigentlich war der ursprüngliche Plan, einfach nur ein Gefährt für Nils selbst zu entwickeln, eines für seinen täglichen Gebrauch, welches aber auch seinen Vorstellungen davon, wie ein Bus designt werden sollte, entsprach. Allerdings haben er und sein Team dann doch weitergedacht, als sie feststellten, dass das Ganze unsagbar viel Arbeit sein würde, weswegen es sich viel mehr lohnen würde, es als größeres Projekt aufzuziehen.
Mit dem in Langenhagen bei Hannover ansässigen Unternehmen CustomBus fanden er und sein Team dann einen Partner, der das nötige Know-How und die nötige technische Erfahrung für das Projekt mitbrachte.
2006 von Craig Kammeyer als Ein-Mann-Betrieb ins Leben gerufen, hat sich CustomBus von Craigs persönlicher Leidenschaft für das Individualisieren von VW-Bussen zu einem Unternehmen entwickelt, nachdem Craig in seiner Zeit als Holzingenieurwesen-Student an der HAWK Hildesheim seine Leidenschaft immer intensiver betrieben und sich so weit professionalisiert hatte, bis das Umbauen von VW-Bussen sein Diplomprojekt bildete. Seine Diplomarbeit stellte die theoretische Basis für sein späteres Businessmodell dar, wodurch Craig laut eigener Aussage nahtlos vom Hörsaal zur Selbstständigkeit übergehen konnte.
Sein Ein-Mann-Betrieb hat sich innerhalb der letzten zehn Jahre zu einem Unternehmen mit zehn Mitarbeitern entwickelt und wird von regionalen Lieferanten unterstützt. Ursprünglich hatte CustomBus die gebrauchten VW-Busse seiner Kunden umgestaltet, heute produziert das Unternehmen brandneue T6-Busse, maßgeschneidert auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden.
Darüber hinaus investiert CustomBus viel in die Entwicklung neuer Technologien für den VW-Campingbus, was etwa in einer patentierten Schlafsitzbank resultierte. Auch diese hat ihren Ursprung mal wieder in Craigs Leidenschaft für VW-Busse, und in dessen Unzufriedenheit mit den Einschränkungen durch gewöhnliche Schlafsitzbänke. Diese Unzufriedenheit wuchs mit den Jahren, während er davon träumte, seine eigene Bank zu entwickeln, eine, die alles richtig mache. Als sich für ihn dann 2011 die Möglichkeit ergeben habe, diesen Traum umzusetzen, habe er diese natürlich sofort ergriffen, erzählt Craig. Der darauffolgende Entwicklungsprozess zog sich über drei Jahre hin, inklusive der obligatorischen Crashtests - nicht unbedingt etwas, mit dem sich viele Möbeldesigner auseinandersetzen müssen. Das Ergebnis war schließlich eine Schlafsitzbank, die neben dem Vorteil, dass sie supereinfach ein- und wieder ausgebaut beziehungsweise auf- und wieder eingeklappt werden kann, praktischerweise auch noch so designt ist, dass sie den verfügbaren Stauraum optimiert.
Das ist nicht nur ein einzigartiger Bestandteil des CustomBus Portfolios, sondern bedeutet auch eine viel langlebigere und verbraucherorientiertere Lösung in einem Gefährt, welches ohne Frage viele Funktionen zu erfüllen hat. Als funktionale Bett-Bank-Kombination stellt die CustomBus Schlafsitzbank ein zentrales Element der Moormann Holzklasse dar und wurde so zum Standardequipment der Holzklasse, allerdings mit einem etwas hochwertigeren Material als in den anderen Bussen.
Nach vielen Gesprächen, einem Besuch Craigs im Moormann Hauptquartier in Aschau, bei dem er, Nils und das Moormann Designteam einen Tag lang Ideen zusammentrugen, fiel schließlich die Entscheidung, bei dem Projekt zu kooperieren.
Die praktische Umsetzung der Idee zog sich jedoch hin: Das Designkonzept kam aus Aschau, genauer gesagt von Nils und Felix Pöttinger aus dem Moormann Design Team, welcher ihm assistierte, während technische Umsetzung sowie Problembewältigung von Craig und seinem Team in Langenhagen realisiert wurden. Nach nicht bezifferbaren Stunden der Arbeit, Abwägung, Diskussion, noch mehr Diskussion, Abwägung und Arbeit, wurde die Holzklasse schließlich im Frühjahr 2016 der Öffentlichkeit präsentiert.
Wenn man mit Nils oder Craig spricht, wird schnell deutlich, dass es bei der Holzklasse für beide auch um potentielle PR, nicht nur um das Produkt an sich ging. Das Projekt wurde mit viel Enthusiasmus, Leidenschaft und Professionalität umgesetzt, jedoch nicht mit der Überzeugung, dass man den Bus tatsächlich im großen Stil bestellen würde. Das war aber ok, ein wenig Pressetrubel hätte den beiden schon ausgereicht.
Und den hat das Projekt definitiv ausgelöst: Von Designblogs über spezialisierte Campingvan-Publikationen hin zu Mainstream-Automagazinen hat die Holzklasse weltweit Resonanz nach sich gezogen.
Und auch Bestellungen. Im Dezember wird CustomBus mit der Produktion der Holzklasse beginnen und das, obwohl man die Holzklasse noch nicht mal angucken kann, es keine Möglichkeit gibt, das Produkt selbst zu testen. Denn momentan ist es eben so, dass es bisher nur eine einzige Holzklasse gibt: die von Nils selbst, und die ist eben einfach ständig in Benutzung.
Der Hauptgrund für die positive Resonanz ist wohl, dass man die Holzklasse mit der Freiheitsliebe assoziiert, von der wir eingangs gesprochen haben. Und auch mit dem Erreichen eines unerreichbaren Traums - eines Traums jedoch, den sich Craigs Erfahrung nach, und die sammelt er nun schon seit einem Jahrzehnt, immer mehr Menschen erfüllen. Seiner Meinung nach hängt das mit den Entwicklungen in unserer Gesellschaft zusammen, damit, dass Karriere heute nicht mehr ganz so wichtig ist, die Work-Life-Balance an Bedeutung gewinnt und immer mehr Menschen sich nicht mehr über Statussymbole, sondern durch ihre Art zu leben und Entscheidungen zu treffen definieren. Und da passt so ein Bus doch einfach perfekt hinein.
Darüber hinaus sollte man wohl nicht unterschätzen, dass beide Firmen in ihren jeweiligen Feldern einen großartigen Ruf genießen. Hierbei darf man auch nicht vergessen, dass keiner von beiden in den letzten Jahren auf Messen vertreten war, da beide Marken eine so stabile Position und solch einen guten Ruf auf dem Markt genießen, dass diese im Grunde überflüssig werden. Mit dem dadurch gesparten Geld investieren die Firmen lieber in ihre Infrastruktur und Produktentwicklung, wie das etwa bei der CustomBus Schlafsitzbank der Fall war. Im Fall Moormanns war das ähnlich: Statt an der Qubique 2011 teilzunehmen, entschloss man sich dazu, lieber in den Bookinist Cup zu investieren. Und das war im Nachhinein betrachtet genau die richtige Entscheidung.
Jetzt bleibt eigentlich nur noch eine Frage offen: Nils Holger Moormann hat uns mal erzählt, dass gutes Design Zeit braucht, um sich zu entwickeln, ein Statement, das die offensichtliche Frage aufwirft, ob er jetzt, da er die Holzklasse einige Zeit lang am eigenen Leib getestet hat, bereits Verbesserungspotential entdeckt hat.
"Ich habe eine Liste mit den Dingen gemacht, die verbessert werden können", bestätigt uns Nils. "Aber das war ja abzusehen, als Designer ist man doch ohnehin sehr selbstkritisch, man sieht immer Dinge, die verbessert werden können. Aber im Prinzip habe ich bei der Holzklasse meine Mission erfüllt!"
Was das bedeutet, und wie ihr euren eigenen, maßgeschneiderten Moormann Holzklasse VW-Bus kreieren könnt, findet ihr auf www.custom-bus.de