Der Dezember kann bekanntlich ein sehr anstrengender Monat werden: Nicht nur soll man ständig an die Anderen denken, man ist auch gezwungen, Bars und Restaurants zu unterstützen, die man den Rest des Jahres über noch zur Hölle wünschte. Essen, essen, essen also, als müsste man wider Willen an einem kulinarischen Großereignis teilnehmen.
Tut euch also selbst einen Gefallen, schenkt euch ein paar Stunden Freizeit und seht euch eine der folgenden Design- und Architekturausstellungen an, die im Dezember 2015 öffnen. Wir können nicht garantieren, dass sie gut sind, versichern euch aber, dass sich ein Besuch mehr lohnt als der Gang über den Weihnachtsmarkt.
"The New Map" im Nationalmuseum Design, Stockholm, Schweden
Wie jeder, der bei klarem Verstand ist, wissen wird, ist unser derzeitiges, globales Wirtschaftssystem nicht nachhaltig - weder in sozialer, ökonomischer noch ökologischer Hinsicht - und muss deshalb verändert werden. Und so ist man gezwungen darüber nachzudenken, ob es möglich ist, das System unter all diesen Aspekten und zum Wohle aller zu reformieren.
"The New Map" will erforschen, wie das möglich sein könnte.
Die vom Nationalmuseum Design Stockholm und dem Form/Design Center in Malmö organisierte Ausstellung "The New Map" beauftragt jeweils Designer und ein lokales Unternehmen aus der Region Skåne in Südschweden, gemeinsam ein neues Produkt zu kreieren.
An sich nichts Neues. Die Idee hinter "The New Map" ist beliebt und eine bewährte Strategie. Dennoch eine, die nie langweilig wird, sorgt sie doch dafür, dass wirklich komplett neue Erfahrungen produziert werden. Und jede neue Erfahrung führt zu neuen Einsichten. Wie beispielsweise zu der Einsicht, dass dort, wo Ambition und Kreativität aufeinandertreffen, sensible Resultate entstehen können und dass hohe Qualität, lokale Produktion und Vertrieb miteinander vereinbar sind und in sozialer, ökonomischer und ökologischer Hinsicht nachhaltig sein können.
"The New Map" eröffnet am 4. Dezember im Nationalmuseum Design, Kulturhuset Stadsteatern Sergels torg, Stockholm und läuft bis Sonntag, den 14. Februar.
"Josef Frank. Against Design" im MAK Wien, Österreich
Ohne Frage eine der schönsten, klassischen Residenzstädte, ist Wien auch eine der interessantesten, europäischen Städte, wenn es um moderne Wohnexperimente geht; Projekte wie die Heubergsiedlung, der Winarskyhof oder die Werkbundsiedlung trugen dazu bei, die Ideen moderner Hauskonstruktion und Stadtplanung während der Kriegsjahre weiterzuentwickeln und zu festigen. Einer der führenden Protagonisten dieser Bewegung war der Architekt Josef Frank, bekannt auch als der einzige österreichische Architekt, der mit einem Beitrag zum Projekt Weissenhofsiedlung 1927 in Stuttgart eingeladen war. Nach seiner durch die Nazis erzwungenen Emigration nach Schweden im Jahr 1933 begann Josef Frank allerdings eine zweite Karriere als Produktdesigner - mit besonderem Schwerpunkt auf Möbeln, Textilien und Haushaltsaccessoires. Unter dem Titel "Against Design" hat sich das MAK Wien nicht nur vorgenommen eine umfassende Retrospektive von Josef Franks Werk zu präsentieren, sondern auch seine Philosophie von gutem Design zu analysieren. Bei dieser Philosophie ging es um "so wenig Design wie möglich": Objekte sollten vor allem in Sachen Komfort und Funktionalität auf den Endnutzer abgestimmt und weniger darum bemüht sein, sich nach der konstanten Innovation oder den abstrakten Vorstellungen einer alles umfassenden Designphilosophie zu richten.
Ein Weg, den Josef Frank größtenteils allein beschritt und eine Philosophie, die ihn zu einem der interessantesten Architekten und Designer seiner Generation macht.
"Josef Frank. Against Design" eröffnet am Mittwoch, den 16. Dezember im MAK, Stubenring 5, A-1010 Wien und läuft bis Sonntag, den 3. April.
"Community: Italy - Architecture, city and landscape from the postwar period to 2000" im Triennale Design Museum, Mailand, Italien
Museen sind nicht nur da, um die Vergangenheit zu sammeln, zu lagern und auszustellen, sondern auch, um unsere Zeit kritisch zu beleuchten und uns so zu zwingen, den Realitäten unserer Zeit ins Auge zu sehen. Die italienische Architekturtradition hat nicht mit dem Rokoko aufgehört, sondern entwickelt sich kontinuierlich. Sie ist deshalb ebenso aktuell und relevant für die italienische Gesellschaft, wie Korruption und Fragen zum Verhältnis von Staat und Kirche. Folglich ist es nur sinnvoll, dass ein Museum sich einer kritischen Untersuchung der zeitgenössischen, italienischen Architektur widmet. Mit, wie angekündigt, ungefähr 120 Arbeiten von Architekten wie Ludovico Quaroni, Renzo Piano oder Arturo Mezzedimi will "Community: Italy - Architecture, city and landscape from the postwar period to 2000" die Entwicklung der italienischen Architektur vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Jahr 2000 erforschen und uns so verständlich machen, wo die italienische Architektur - und aus welchen Gründen - heute steht.
"Community: Italy - Architecture, city and landscape from the postwar period to 2000" läuft von Samstag, den 28.November bis Sonntag, den 6. März 2016 im Triennale Design Museum, Viale Alemagna, 6, 20121 Milan.
"Wild sites. Thomas Rustemeyer: Wilde Orte in Rotterdam und Stuttgart" in der Architekturgalerie am Weißenhof, Stuttgart
Neben den üblichen, formal und politisch ambitionierten Architektur- und Stadtplanungsprogrammen, finden sich in unseren Städten auch Interventionen, die eine weniger formelle, wenngleich häufig ebenso politische Bedeutung haben. Beispiele solcher autonomer, natürlich gewachsener Projekte aus Rotterdam und Stuttgart präsentiert jetzt "Wild sites" ... wobei, im Grunde wissen wir es nicht genau. Die erhältlichen Informationen sind einfach zu spärlich, vage und grundsätzlich verwirrend. Allerdings sagt uns unsere Erfahrung hinsichtlich der Beteiligten und ein ausgesprochen gutes Bauchgefühl, dass die Ausstellung einen Besuch wert ist, sollt man gerade in Stuttgart sein.
"Wild sites. Thomas Rustemeyer: Wilde Orte in Rotterdam und Stuttgart" eröffnet am Mittwoch, den 2. Dezember in der Architekturgalerie am Weißenhof, Am Weißenhof 30, 70191 Stuttgart und läuft bis Sonntag, den 24. Januar 2016.
"Prototypes and Experiments VIII" in der Aram Gallery, London, UK
Die achte Ausgabe der Ausstellungsreihe "Prototypes and Experiments" in der Aram Gallery verspricht in vielerlei Hinsicht genau das Gleiche, wie die vorherigen sieben Ausstellungen - genau der Grund, aus dem sie absolut zu empfehlen ist. Mit Arbeiten von so unterschiedlichen Designstudios, wie beispielsweise Mischer Traxler, Tomoko Azumi oder Custhom verspricht "Prototypes and Experiments" kommentierte Erklärungen dafür, wie Produkte entwickelt werden. Wenn man so will, soll die Arbeit und die Denkweise des langwierigen Entwicklungsweges ersichtlich werden und so verdeutlicht werden, wie ein Produkt entsteht, welcher Arbeitsaufwand dahintersteckt und dass Design sehr wohl Arbeit ist. Und weil jedes Produkt seine eigene Geschichte hat, können weder zwei noch mehrere Ausstellungen gleich aussehen; vielmehr ist jede Ausgabe eine absolute Besonderheit für sich.
"Prototypes and Experiments VIII" läuft von Montag, den 30. November bis Samstag, den 16. Januar 2016 in der Aram Gallery, 110 Drury Lane, Covent Garden, London, WC2B 5SG.