Bauhaus | Design | Hersteller | Tecnolumen
Die WA 24 Tischlampe von Wilhelm Wagenfeld ist ohne Frage eines der am schnellsten zu erkennenden Objekte des Bauhausdesigns, häufig wird von ihr sogar nur als die "Bauhauslampe" gesprochen. 1923 von Wilhelm Wagenfeld entworfen, folgte der WA 24 schnell eine Reihe von Variationen des Themas, die jedoch alle die reduzierte Anmut und unkomplizierte funktionale Eleganz des Originals beibehielten: Charakteristika, die neben der Wagenfeld Lampe auch dem Bauhaus selbst zugeschrieben werden können.
Ungeachtet jedoch der unerschütterlichen Einheit, die zwischen der Wagenfeld Lampe, dem Bauhaus und den Idealen des Bauhausdesigns existiert, war die WA 24 beinahe kaum mehr als eine historische Fußnote. Dass wir sie heute haben, und dass wir an all ihrer unangestrengten Pracht Gefallen finden können, ist einer wunderbaren Wendung des Schicksals und einem sehr direkten Satz zu verdanken.
1976 stöberte der Bremer Geschäftsmann und Kunstsammler Walter Schnepel durch ein Archiv in Worpswede, als er über einige frühe, unbekannte Holzschnitte eines gewissen Wilhelm Wagenfeld stolperte. Informiert über Wagenfeld als Industriedesigner, beeindruckt von den Holzschnitten und begierig, mehr zu erfahren, kontaktierte Walter Schnepel Wagenfeld und besuchte ihn schließlich in Stuttgart - primär, um mehr über Wagenfeld als Künstler herauszufinden. Dieser Besuch wurde der Erste von vielen. Darunter war auch einer, bei dem sich die Konversation um eine Lampe drehte, die Wagenfeld in seinen frühen Jahren am Bauhaus entworfen hatte und die in der gesamten einschlägigen Bauhausliteratur abgebildet war, und bei dem Walter Schnepel fragte: "Warum produziert nicht irgendjemand diese Lampe?"
"Dann machen Sie es doch!", antwortete Wagenfeld.
Der Rest ist Geschichte ...
Um ein bisschen mehr über die Entwicklung der Wagenfeld Lampe, Probleme mit Kopien und die Relevanz des Bauhauses für das zeitgenössische Design zu erfahren, haben wir mit Walter Schnepel gesprochen und mit der Frage begonnen, worin für ihn der Reiz der Wagenfeld Lampe besteht.
Walter Schnepel: Ich denke, es ist diese Reduktion einer Lampe auf ihre grundlegenden Elemente, die mich an diesem Objekt am meisten fasziniert; die einzige andere Lampe, die das vermag, ist in meinen Augen die Stehlampe von Gyula Pap, der sogar noch weiterging und die Lampe bis auf die Glühbirne reduzierte - es ist dieser symbolische Charakter, der mich wohl am meisten an der Wagenfeld Lampe begeistert.
smow Blog: Wilhelm Wagenfeld ist als Industriedesigner gut bekannt und auch dafür, dass er für Partner aus der Industrie Lampen entworfen hat - hat er Ihnen jemals einen Hinweis gegeben, warum ausgerechnet diese Lampe nie in Produktion gegangen ist? Hat er versucht, einen Hersteller zu finden?
Walter Schnepel: Sie wurde in einer kleinen Auflage bis in die 1920er Jahre produziert, was jedoch vom Krieg unterbrochen wurde. Später hielt Wagenfeld seine frühen Arbeiten für nicht so wichtig, er war vielmehr auf seine aktuellen Projekte fokussiert und Objekte wie die Lampe waren für ihn einfach etwas, was er früher geschaffen hatte. Und so war es vielleicht unsere Diskussion über die Lampe, die sein Interesse daran neu geweckt hat.
smow Blog: Und dann, faktisch von Wilhelm Wagenfeld mit intendiert, die Lampe herzustellen, war die folgende Entwicklung ein so reibungsloser Vorgang, wie man es sich nur wünschen kann?
Walter Schnepel: Zu Beginn war es sehr mühsam! Auf der einen Seite war es das erste Mal, dass irgendjemand von uns eine Lampe herstellte, dann hatten wir Probleme mit unzuverlässigen Lieferanten, und als endlich alles fertig war, wollten die deutschen Möbelhändler die Lampe nicht verkaufen - und so mussten wir sie selbst vermarkten und vertreiben, was eigentlich nicht Teil unseres ursprünglichen Plans war. Der Umfang der ersten Produktion betrug 250 Lampen und wir setzten wohlweislich den Preis so an, dass wir, sollten wir alle 250 Stück verkaufen, die 100.000 DM zurückbekämen, die wir in das Projekt investiert hatten. Anfangs war der Plan, nur diese 250 zu produzieren, die jedoch innerhalb von drei Wochen ausverkauft waren, was Wilhelm Wagenfeld, und natürlich auch mich, sehr freute. Und so, weil es so ein positiver Erfolg war und ich besser verstand, wie der Markt lief - und vor allem wusste, was man nicht tun sollte -, entschieden wir, mehr zu produzieren. Und wir produzieren sie immer noch.
smow Blog: Und nicht nur die Wagenfeld Lampe, sondern auch andere Bauhauslampen - wie sind die weiteren Kooperationen entstanden?
Walter Schnepel: Wir haben mit der Version der Wagenfeld Lampe mit dem Metallfuß begonnen, welche der älteste Entwurf ist; als nächstes kam die Version mit dem Glasfuß und dann war es ein logischer Vorgang, zu schauen, welche anderen Lampen von Interesse wären. Gyula Pap war der erste und naheliegendste. Ich besuchte ihn in Budapest und begann dann allmählich, auch mit den anderen ehemaligen Bauhäuslern, an denen ich interessiert war, Kontakt aufzunehmen - etwas, das mit Marianne Brandt sehr schwierig war. Sie lebte in Ostdeutschland und demzufolge konnten wir nur indirekt kommunizieren, über Vermittler. Trotzdem sicherte ich über solche Umwege die Rechte an ihren Arbeiten und versprach, Beispiele der fertigen Lampen an ausgewählte Museen in Ostdeutschland zu senden, sobald sie verfügbar wären (etwas, das wieder nur indirekt möglich war, wir konnten sie nicht einfach dorthin schicken).
smow Blog: Sie haben die Lampen in Einzelteilen über verschiedene Personen verschickt, oder?
Walter Schnepel: Praktisch ja. Einem Mitarbeiter des Museums wurde ein Stück geschickt, seinem Kollegen ein anderes und schließlich wurde die komplette Lampe im Museum zusammengesetzt. Vollkommen unvorstellbar heutzutage, aber damals die einzige Möglichkeit.
smow Blog: Zurück zur Wagenfeld Lampe, die in den 1920er Jahren entworfen wurde und serienmäßig 1980 in Produktion ging: Inwieweit waren Veränderungen gefragt, oder konnten Sie Wagenfelds Design 1:1 übernehmen?
Walter Schnepel: Wir mussten technische Veränderungen vornehmen. Wir konnten weitestgehend die Dimensionen des Originals übernehmen, aber technologische Veränderungen bedeuteten, dass wir zum Beispiel andere Typen von Kabeln oder Fassungen nutzen mussten.
smow Blog: Und wie war die Zusammenarbeit mit Wilhelm Wagenfeld während dieses Prozesses, wie haben Sie ihn als Partner erlebt?
Walter Schnepel: Ich musste ihm jede neue Variation oder Adaption vorlegen, er inspizierte sie und genehmigte sie oder nicht. Er war sehr genau, aber der Prozess funktionierte sehr gut und die Zusammenarbeit lief reibungslos.
smow Blog: Man kann nicht über die Wagenfeld Lampe sprechen, ohne über die Kopien zu sprechen. Gab es die von Anfang an?
Walter Schnepel: Für die ersten fünf oder sechs Jahre hatten wir unsere Ruhe, und dann fing es an und hat seitdem nicht aufgehört.
smow Blog: Was die Frage aufwirft, warum es nicht aufgehört hat - ist das nicht etwas, das man gesetzlich unterdrücken kann?
Walter Schnepel: Die größten Probleme, die wir haben, sind auf der einen Seite die verschiedenen gesetzlichen Situationen. In Ländern wie England zum Beispiel gibt es keinen wirklichen Urheberschutz; aber sogar wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen stimmen, erhalten wir nicht immer die Unterstützung von den staatlichen Autoritäten, die wir bräuchten. Es gibt Länder wie die Schweiz oder die Niederlande, wo alles gut funktioniert, aber dann gibt es Länder wie Frankreich, wo es kompliziert ist, oder Italien, wo es sieben Jahre dauern kann, auch nur einen Gerichtstermin zu bekommen - und sogar, wenn das Gericht in deinem Sinne entscheidet, muss das nichts bedeuten. Es ist schwierig, aber wir bleiben so engagiert wie eh und je und unsere Rechtsanwälte bleiben beschäftigt. Zusätzlich versuchen wir kontinuierlich, die Verbraucher über die Qualitätsvorteile des Originals zu unterrichten und über all die Sicherheitsaspekte; viele Kopien, die wir sehen, sind extrem gefährlich, wir sprechen über ein elektrisches Gerät, also nicht unbedingt etwas, wobei man Risiken eingehen sollte.
smow Blog: Zum Ende: Sie sind klar überzeugt von der anhaltenden Bedeutung des Bauhauses, aber denken Sie, junge Designer von heute können vom Bauhaus lernen, ist das Bauhaus immer noch relevant?
Walter Schnepel: Wenn Sie sich zum Beispiel die Kunst anschauen, gibt es dort immer Bewegungen, die einen ausschlaggebenden Bruch darstellen, und dann gibt es andere Bewegungen, die einfach eine indirekte Wiederholung dessen sind, was davor war. Der Expressionismus, beispielsweise, findet eine indirekte Wiederholung im Tachismus, aber es gibt Momente, die maßgebliche Veränderungen bedeuten - für mich sind das Duchamp und Magritte. Mit dem Design ist es ähnlich. Meines Erachtens ist das Verständnis, dass Form Funktion folgt, der Bruch, den das Bauhaus schuf und in dem die zentrale Bedeutung und Relevanz des Bauhauses besteht. Es brachte dem Bauhaus das Design und prägte folgende Designs. Im Grunde ist und war die ganze Designwelt tief beeinflusst von dem, was das Bauhaus lehrte.