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smow Blog kompakt: 100 Jahre Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle


Veröffentlicht am 20.01.2015

Wie jeder weiß, wurde Deutschlands wichtigster Beitrag zur Lehre in den Bereichen Kunst, Architektur und Design im April 1919 in Weimar gegründet. Drei oder vier Jahre bevor allerdings Walter Gropius seine ersten Studenten am Bauhaus begrüßen konnte, wurde bereits eine andere Lehranstalt gegründet, eine Institution, die ähnlich wie das Bauhaus einen neuen, modernen Ansatz in der Lehre von Kunst, Design und Architektur verfolgte. Die im Gegensatz zum Bauhaus aber auch eine Institution ist, an der heute immer noch unterrichtet und geforscht wird, an der noch immer Grenzen ausgelotet und talentierte Designer und Künstler ausgebildet werden.

Die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle entstand aus der städtischen Gewerblichen Zeichen- und Handwerkerschule und verdankt ihre Entstehung der Ernennung des Architekten Paul Thiersch zum Direktor 1915. Der Spross einer prominenten Architekten- und Künstlerdynastie wurde 1879 in München geboren. Nach dem Abschluss seiner Studien in Basel und München nahm Thiersch Positionen als Büroleiter bei Peter Behrens in Düsseldorf und anschließend bei Bruno Paul in Berlin ein, und kam so in Kontakt mit zwei der einflussreichsten Architekten jener Zeit und zwei Hauptvertretern der deutschen "Arts and Crafts"-Bewegung.

Als Mitglied des Deutschen Werkbundes entwickelte Paul Thiersch die Lehre in Halle nach den progressiven Prinzipien des Werkbundes. Dazu gehörte auch der Fokus des Werkbundes auf eine harmonische Verbindung von moderner, industrieller Produktion und traditionellem Handwerk. Um Handwerk und Kunst aus ihrer bisher genrespezifischen Verankerung zu lösen, stellte Thiersch ein facettenreiches, allumfassendes Lehrprogramm vor, das so unterschiedliche Kurse wie Malerei, Bildhauerei, Architektur, Textilverarbeitung, Fotografie, Keramik, Buchdesign und Tanz beinhaltete. Zu dieser Zeit war das eine wirklich revolutionäre Herangehensweise an die Lehre von Design, Kunst und Architektur. Dieser Ansatz wurde beispielsweise 1927 besonders anerkannt, als eine Gruppe von Studenten der Burg Giebichenstein unter der Leitung Paul Thierschs von Mies van der Rohe gebeten wurde, die Innengestaltung von Peter Behrens' Wohnungen bei der Ausstellung der Weißenhofsiedlung in Stuttgart zu übernehmen.

Wie bei allen hundert Jahre alten Institutionen im Nordosten Deutschlands ist auch die Geschichte der Burg Giebichenstein bestimmt von sich abwechselnden Diktaturen: Unter den Nazis waren viele der prominentesten Lehrkräfte gezwungen, die Schule zu verlassen und der Lehrplan wurde größtenteils unter staatliche Kontrolle gestellt. Unter später, unter dem DDR-Regime, mussten wieder Lehrkräfte die Schule verlassen und der Lehrplan stand erneut weitestgehend unter staatlicher Kontrolle.

Neben solchen Beschränkungen hat es die Burg Giebichenstein allerdings geschafft, ihren Ruf für exzellentes Lehrpersonal, für anspruchsvolle Kurse und für hochqualifizierte Absolventen zu behalten und zählt zumindest für uns, wie wir schon kürzlich festgestellt haben, zu den interessanteren Designschulen in Deutschland.

Die erste Veranstaltung im Rahmen der Feiern zum hundertsten Geburtstag der Burg Giebichenstein ist und war die Ausstellung "The Power of Making", die bis 1. Februar im Wasserschloss Klaffenbach in Chemnitz zu sehen ist. Während der kommenden zwölf Monate ist ein umfangreiches Programm geplant, das mit der Ausstellung der besten 100 Burg Giebichenstein Poster in den eigenen Ausstellungsräumen in Halle beginnt und beispielsweise mit einer Untersuchung der Entwicklung des Buch-, Textil- und Keramik-Designs an der Burg Giebichenstein fortgesetzt wird. Hinzu kommen verschiedene Symposien und, vielleicht am beeindruckendsten, eine Ausstellung mit Werken von Architekten, Künstlern, Designern, Webern, Töpfern und allen, die während der vergangenen 100 Jahre an der Burg Giebichenstein gelehrt haben.

Alle Details werden (eines Tages) auf http://100.burg-halle.de zu finden sein.

Burg Giebichenstein Halle

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#Burg Giebichenstein #Halle