Fast seit Beginn der Möbelproduktion bei Thonet gehört auch das "Thonet Design Team" - die Bezeichnung erschien uns immer etwas abschätzig und unnötig nebulös - zu den wichtigsten Designern des Unternehmens.
Jeder seriöse Möbelproduzent hat heutzutage ein Team von internen Designern, die einerseits externe Designer dabei unterstützen, ihre Arbeit auf die Produktionsabläufe der Firma abzustimmen, und die andererseits selbst neue Produkte und Produktserien entwerfen. Üblicherweise verhalten sich diese Designer zurückhaltend und bleiben im Hintergrund. Doch Thonet hat vor einigen Jahren damit begonnen, den Mitarbeitern mehr Anerkennung zu zollen, die ihre eigenen Designs im Rahmen der Design-Team-Projekte realisiert haben, ohne dabei jedoch die anderen Mitarbeiter zu vergessen.
Unter den ersten davon betroffenen Produkten sind das S 290 Regalsystem von "Thonet Design Team: Sabine Hutter" und der S 1200 Sekretär von "Thonet Design Team: Randolf Schott", die auf der IMM Cologne 2014 lanciert wurden, gewesen.
Eine der wesentlichen Markteinführungen auf der Orgatec 2014 war nun die S 95 Konferenzstuhlserie von Thonet Design Team: Randolf Schott. Die als Freischwinger oder Drehstuhl und mit zwei unterschiedlich hohen Rückenlehnen erhältlichen S 95 Stühle verfügen allesamt über eine charakteristische Öffnung zwischen Sitz und Rückenlehne, die mehr als nur ein formaler Wink auf die Konstruktionen der klassischen Thonet Freischwinger von Mart Stam oder Marcel Breuer ist.
"Für mich ist die Rückseite eines solchen Konferenzstuhls die wichtigere, weil man immer auf diese Seite schaut, wenn man den Raum betritt", erklärt Randolf Schott. "Wir haben hier einen sehr transparenten Stuhl entwickelt, der Leichtigkeit und Offenheit ausstrahlt, was mir auch sehr wichtig war." Ebenso wichtig ist in diesem Zusammenhang die Form des Freischwingergestells. Die Rahmen der S 95 Freischwinger werden aus quadratischem Metall gefertigt, was für Thonet ein nicht gerade übliches, aber doch bekanntes Material mit ganz spezifischen Anforderungen ist. Biegt man runden Stahl, ensteht eine schöne, weiche Kurve. Bei quadratischem Stahl ist das nicht der Fall. Stattdessen kann man entweder mit einer quadratischen Verbindung arbeiten, was den Stuhl weniger ansehnlich macht, oder Zeit und Aufwand investieren, um eine fließende Form zu entwickeln, die dem Stuhl natürlich eine sehr viel ansprechendere Ästhetik verleiht - und auch Aufschluss über die Herkunft zulässt, denn nur wenige Hersteller verfügen über die Möglichkeiten, Stahl so kompetent und gezielt zu biegen wie Thonet.
Der entweder mit Textilbezügen in unterschiedlichsten Farben oder mit Thonets neuen perforierten Lederbezügen erhältliche S 95 ist eine schöne Ergänzung im Portfolio Thonets. Die Stuhlfamilie ist robuster und hat eine physischere Präsenz als zuvor erhältliche Möbel, drängt sich einem allerdings nicht auf. Darüber hinaus verfügen die Stühle natürlich über die für Thonet Möbel so typische Optik und die "ruhigen vertikalen und horizontalen Linien" und die kubische Form, die Heinz Rasch für den Erfolg des Freischwingers verantwortlich gemacht hat.
Neben der S 95 Kollektion stellte Thonet ein weiteres wichtiges Projekt auf der Orgatec vor, das auch ein Resultat der konzentrierten Arbeit des Thonet Design Teams ist, das allerdings einen weniger spektakulären, wenn auch ebenso wichtigen Kontext hat. Die ursprünglich im Jahr 2001 vom Kasseler Designstudio Lepper Schmidt Sommerlande entwickelte A 1700 Tischserie ist eine zentrale Komponente der offiziellen Thonet Büromöbelsparte. Da sie aber über ein Jahrzehnt alt ist, was in der schnelllebigen Welt der Büromöbel schon für Überholung spricht, hat das Thonet Design Team das Tischsystem - um genau zu sein, die Beine - auf den neuesten Stand gebracht. Wie gesagt, spektakulär ist das nicht, aber das A 1700 Tischbein verfügt nun nicht nur über eine neue, tränenartige Form, einen neuen Kabelschacht und ein neues patentiertes System zur Verbindung von Beinen und Tischplatte, es bietet auch die Möglichkeit Inlays in die fordere Kante der tränenförmigen Tischbeine einzusetzen. So kann den Tischen ein individueller Akzent verliehen werden und es wird einfacher, das System in einen Raum zu integrieren.
Ansonsten präsentierte Thonet auf der Orgatec den S 8000 Konferenztisch von Hadi Teherani in einer neuen runden Version - eine Version, die trotz der neuen Kurven ebenso bombastisch ist wie das quadratische Original - und die multifunktionalen S 160, S 170 und S 180 Stuhlserien von Delphin Design sind jetzt in acht neuen Farben erhältlich. Die neue Palette soll Architekten für die Einrichtung von Cafeterias etc. mehr Möglichkeiten bieten, eröffnet einem aber ebenso neue Möglichkeiten im privaten Bereich bzw. in der Küche. Es muss nicht dazu gesagt werden, dass das allgegenwärtige Thonet Design Team auch für die neuen Farbtöne verantwortlich ist.
Entgegen der Tradition und unseren Prinzipien nutzen wir die Thonet Pressefotos von den neuen Produkten. Die Gründe sind rein technischer Natur ...