"Wenn ich in ein Gebäude komme, sehe ich Raum, Licht und Farbe." So erklärt der finnische Fotograf Ola Kolehmainen sein Verhältnis zur Architektur.
Auf welche Art und Weise Ola Kolehmainen dieses Dreigespann visualisiert, ist derzeit in der Ausstellung "Geometric Light" im Haus am Waldsee in Berlin zu sehen.
Der 1964 in Helsinki geborene Ola Kolehmainen hat ursprünglich Journalismus studiert, bevor er seinen Master in Fotografie an der University of Art and Design Helsinki abschloss. Seine Leidenschaft für Architekturfotografie entwickelte er während seines Masters und im Zusammenhang mit der Untersuchung von Arbeiten Alvar Aaltos. Später entdeckte er andere Protagonisten der europäischen Moderne für sich, inbesondere Mies van der Rohe.
Ola Kolehmainens Fotografien zeigen allerdings weniger die Gebäude, als sie von ihnen inspiriert sind.
Oder besser gesagt, wählte das Helsinki Museum of Contemporary Art 2009 für seine Ausstellung über Ola Kolehmainen nicht umsonst den Titel "A building is not a building".
So ähnlich wie das Feste nicht immer greifbar sein muss, demonstriert "Geormetric Light", dass ein Gebäude eher darüber definiert wird, wie wir es wahrnehmen und nicht wie es vom Architekten geplant wurde.
Genau wie Konstantin Gricics Ausstellung "Panorama", besteht auch "Geometric Light" im Grunde genommen aus zwei Ausstellungen. Genauer gesagt sind es sogar drei Ausstellungen in einer. Im Obergeschoss werden auf weißen Wänden, in klassischer Galerienanmutung, Fotografien des Educational Centre in El Chaparral, Granada von Architekt Alejandro Muñoz Miranda präsentiert. Eine Serie von Arbeiten, die 2013 auf Kolehmainens Spanientour entstanden, und die der Ausstellung ihren Namen gab.
Im Untergeschoss werden Eindrücke der Hagia Sophia und der Süleymaniye Moschee inmitten eines Farbschemas gezeigt, das speziell für die Ausstellung vom Berliner Architekturbüro Sauerbruch Hutton entwickelt wurde. Kolehmainen entwickelte diese Arbeiten 2014 im Rahmen seines neuesten Projekts in Istanbul.
Vermischt sind diese neuen Arbeiten mit älteren Fotografien, die die neuen vervollständigen und ergänzen und so ein tieferes Verständnis für die Arbeit Kolehmainens vermitteln. Oder um es mal mit anderen Worten als denen Kolehmainens zu sagen, im Verlauf der Ausstellung begibt man sich auf eine Reise von der zeitgenössischen Architektur zu 1500 Jahre alten Gebäuden, man stößt auf die Gebäude von Suaerbruch Hutton, Mies van der Rohe und Frank Gehry.
Wie wir schon so oft festgestellt haben - erst kürzlich im Zusammenhang mit der Ausstellung "New Architecture! Modern Architecture in Images and Books" im Bauhaus Archiv Berlin - ist die zeitgenössische Architekturfotografie grundsätzlich eine schreckliche Angelegenheit. Ein Alptraum voll von biederen, endlos nachbearbeiteten Bildern, die das Internet verseuchen... Es gibt allerdings Ausnahmen und Ola Kolehmainen gehört ohne Frage zu den faszinierendsten.
Was Ola Kolehmainens Arbeit so interessant macht, ist zum einen, dass seine Fotografien analog entstehen. Wenn überhaupt, werden sie deshalb auch nur innerhalb der zumutbaren Grenzen analoger Technik retouchiert. Vor allem aber haben die Fotografien Kolehmainens einfach nichts mit dem typischen touristischen Blick zu tun und kommen auch ohne die simplen Perspektiven aus, die die Architekturfotografie zwangsläufig und ständig ruinieren.
Ola Kolehmainen versucht es zu vermeiden, vorab allzu viel über die Gegenstände seiner Fotografien zu lesen. Auch wenn er auf den Gebieten der Architektur, Architekturtheorie und -geschichte bewandert ist, nähert sich Kolehmainen jedem Gebäude als isolierte Einheit, die abgeschnitten von der großen Welt der Architektur ist. Er wählt nur die Perspektiven, Zeitpunkte und Lichteinfälle, die seinem Verständnis und seiner Wahrnehmung des Gebäudes entsprechen. Das Resultat sind nicht nur Arbeiten, die eher an Malerei als an Fotografie erinnern, sondern auch Bilder, die das Gebäude seiner Funktion, seinem Kontext und seiner Umgebung entziehen - eben diesen Elementen, von denen man immer sagt, sie seien essentiell für gute Architektur und würden einen neuen Einblick in das Wesen der Konstruktion liefern.
Beim Besuch von "Geometric Light" haben wir uns so andauernd die Frage stellen müssen, ob wir Ola Kolehmainen berechtigterweise als Architekturfotografen bezeichnen könnten - oder doch nur als einen Fotografen.
Aber was ist Architektur dann, wenn nicht Raum, Licht und Farbe? Und was könnte das für all die anderen Architekturfotografen bedeuten?
"Ola Kolehmainen - Geometric Light" ist bis Samstag, den 17. Mai, im Haus am Waldsee, Argentinische Allee 30, 14163 Berlin zu sehen.
Sämtliche Details, darunter Öffnungszeiten, Ticketpreise and das Begleitprogramm, sind unter www.hausamwaldsee.de zu finden.