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Reihe Stuttgarter Kreativität: Reichel Schlaier Architekten


Veröffentlicht am 07.04.2014

"Vielleicht sind es gerade die einfachsten Aufgaben, die unbelastet von einem komplexen Gemenge funktionaler, technischer oder wirtschaftlicher Bedingungen architektonische Aussagen von besonderer Prägnanz erst ermöglichen."

So sinnierte die sächsische Niederlassung des Bundes Deutscher Architekten, BDA, als sie beim BDA-Preis Sachsen 2013 den Stuttgarter Reichel Schlaier Architekten eine "Besondere Anerkennung" für ihr Projekt "Garage in Holzstapelbauweise" verlieh.

Entworfen für einen Privatkunden im sächsischen Dorf Marienberg, ist die Garage in Holzstapelbauweise, wie der Name bereits andeutet, eine Garage bestehend aus Holzstößen und das erste Projekt, das von den Reichel Schlaier Architekten a.k.a. Elke Reichel und Peter Schlaier realisiert wurde.

Elke Reichel studierte Architektur an der TU Dresden sowie der Mackintosh School of Architecture Glasgow. Nach einer Anstellung bei Littman Goddard Hogarth Architects in London arbeitete Elke Reichel 2001 bei Behnisch & Partner in Stuttgart, wo sie den in Ulm geborenen Peter Schlaier kennenlernte, der sein Studium an der Universität Stuttgart absolviert hat.

2011 gründeten Elke Reichel und Peter Schlaier dann Reichel Schlaier Architekten.

Neben dem Marienberger Garagen-Projekt haben Reichel Schlaier Architekten Projekte in Stuttgart, Neu-Ulm sowie Limbach-Oberfrohna abgeschlossen und entwickeln derzeit eine Reihe von Wohn-, kommerziellen und sozialen Projekten. Das Paar hatte außerdem mehrere Lehraufträge inne und Elke Reichel wurde zuletzt in den geschäftsführenden Ausschuss des Bundes Deutscher Architekten, BDA, gewählt.

Als Teil unserer Reihe Stuttgarter Kreativität haben wir Elke Reichel und Peter Schlaier besucht und sprachen mit ihnen über Architekturwettbewerbe, die Verantwortung eines Architekten und Stuttgart als kreative Stadt. Zuerst fragten wir jedoch, wie es ist ein Architekturbüro zu gründen...

Elke Reichel: Der Traum ist immer, ein Büro zu eröffnen, ein paar Wettbewerbe zu gewinnen und dann sehr schnell zu einem größeren Büro heranzuwachsen. Aber so funktioniert es nicht. Am Anfang ist es oft Herausforderung genug, sich selbst und das kleine Büro zu finanzieren, nicht zuletzt weil die Bezahlung generell am Ende eines Auftrags erfolgt. Wenn überhaupt... Wir haben z.B. schon früh einige Wettbewerbe gewonnen, die schließlich nicht in Auftrag gegeben wurden. Daher geht es vor allem ums Überleben. Das beinhaltet das Annehmen und Gutmachen kleinerer Jobs und zu hoffen, dass man weiterempfohlen wird. Das haben wir getan und diese Empfehlungen haben unser frühes Überleben gesichert.

Peter Schlaier: Wir haben mit relativ kleinen Projekten begonnen, einschließlich einiger Dachbodenausbauten und Neugestaltungen von Büros, was zu Beginn etwas schwierig war. Wir kamen aus einer Welt mit großen Projekten, bei Behnisch waren wir z.B. beide für das Ozeanum-Projekt in Stralsund als Projektmanager tätig und sind es daher gewohnt, unter solchen Bedingungen zu arbeiten. Aber wenn man selber neu anfängt, gibt einem erst mal keiner eine Chance. Z.B. darf man oft nicht an Wettbewerben teilnehmen. Der Wechsel zu kleineren Projekten war also nicht gerade einfach, aber zum Glück hat sich das ja ein bisschen geändert.

(smow) Blog: Doch bleibt es eine Erfahrung, die die Frage aufwirft, ob es schwerer ist, sich in einer Stadt wie Stuttgart zu etablieren, wo es so viele Architekten gibt.

Elke Reichel: Nein, ich würde sagen, das Gegenteil ist der Fall. In Stuttgart ist es ein bisschen einfacher, weil es hier eine Bevölkerung gibt, die tendenziell über mehr Geld und größere finanzielle Sicherheiten verfügt.

Peter Schlaier: Außerdem hat man hier in der Region eine große Zahl finanziell abgesicherter kleiner und mittelständischer Unternehmen. Wir arbeiten z.B. gerade an der ersten Kirche am Bodensee und arbeiten bei der Gründung einer Praxis mit, die wegen der Garage in Marienberg auf uns aufmerksam geworden ist. Außerdem haben wir einen Auftrag vom Hochdruckreiniger-Hersteller Kärcher bekommen, der auch durch ein kleineres Projekt auf uns aufmerksam wurde und uns daraufhin zu einem Wettbewerb einlud. Und ich denke, solche Projekte findet man nicht so oft in Deutschland.

Elke Reichel: In Stuttgart ist es auch so, dass die Büros mehr national und international tätig sind, sobald sie eine gewisse Größe erreicht haben, und weniger in Stuttgart selbst Projekte realisieren. Der Wettbewerb innerhalb Stuttgarts ist also gar nicht so groß.

(smow) Blog: In Bezug auf die Wettbewerbe: Als Nicht-Architekt hat man oft den Eindruck, bei Wettbewerben stecke man viel Arbeit in eine Sache, bei der nicht unbedingt etwas herauskommt. Macht es Sinn, an solchen Wettbewerben teilzunehmen oder sind sie schlicht ein notwendiges Übel bei dem Job?

Elke Reichel: Man muss natürlich nicht an Wettbewerben teilnehmen, besonders in einer Region wie dieser, wo genügend Projekte ohne Wettbewerb vergeben werden. Aber es gibt so viele Projekte, die man als Architekt gerne realisieren würde, weil sie die Möglichkeit bieten, wirklich kreativ zu sein - und solche Projekte werden normalerweise über Wettbewerbe vergeben.

Peter Schlaier: Man muss im Grunde genug Wettbewerbe gewinnen, um die Preisgelder über das Jahr zu verteilen...

(smow) Blog: Sie haben Projekte erwähnt, bei denen man wirklich kreativ sein kann. Ohne die Rolle von Architektur diskutieren zu wollen, was verstehen Sie unter der Verantwortung eines Architekten von heute?

Elke Reichel: Als Architekt hat man eine immense soziale Verantwortung, schließlich wird alles, was man schafft, für die nächsten Generationen erhalten bleiben. So gestalten wir mit jeder Entscheidung, die wir treffen, unsere unmittelbare Umgebung und unsere Gesellschaft. Das ist inspirierend für mich, aber beinhaltet auch ein großes Maß an Verantwortung. Am wichtigsten ist es also, seinen Job gut zu machen - und zwar in jeder Hinsicht.

Peter Schlaier: Wozu ich hinzufügen möchte, dass diese Verantwortung oft falsch verstanden wird. Viel zu oft ist ein Gebäude nur so gut, wie es der Kunde verlangt, weil die Architekten und Bauherren in Deutschland teilweise kein größeres Interesse daran haben, wirklich gute Projekte zu entwickeln. Aber neben der sozialen Verantwortung haben sie auch die Verantwortung, die bestmögliche Arbeit abzuliefern. Wir wissen alle, dass der Architekt Schuld hat, wenn im Stadtzentrum ein unansehnliches Gebäude entsteht... Man kann es natürlich wie Peter Zumthor machen und ein Gebäude nicht realisieren, wenn der Kunde bei den eigenen Vorstellungen nicht mitgeht, aber dann wird jemand anderes bauen, was der Kunde will. Schließlich löst so ein Ansatz das Problem nicht.

(smow) Blog: Zum Schluss wollen wir noch einmal auf Stuttgart zu sprechen kommen. Ist Stuttgart eine gute Stadt, um kreativ zu sein? Was macht die Arbeit in der Stadt aus?

Elke Reichel: Stuttgart ist eine geschäftige Stadt. Es scheint, als wäre man ständig von Leuten umgeben, die an großen oder interessanten Projekten arbeiten. Small Talk in Stuttgart dreht sich kaum um unwichtige, oberflächliche Themen, sondern meist um Dinge, die gerade passieren und wichtig sind. Das macht es vor allem interessant in der Stadt zu arbeiten.

Peter Schlaier: Man merkt, dass Leute Dinge tun. Wenn man eine Idee hat, verfolgt man sie. In Stuttgart reden die Leute nicht viel, sondern sie machen es. Das ist sehr angenehm. Außerdem gibt es hier keine "Clubs". Jeder hat die gleichen Chancen und man muss nicht die richtigen Bezeihungen haben, um erfolgreich zu sein.

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