Bis zum 27. April zeigt das Depot Basel die Ausstellung "Okolo Offline".
Dokumentiert werden dort die ersten fünf Jahre des Prager Designkollektivs Okolo aka Jakub Štěch, Adam Štěch, Jan Kloss und Matěj Činčera. Dazu werden in der Ausstellung 25 Posts aus dem Okolo Blog www.okoloweb.cz als Installation präsentiert. Von Moebius für Hermés über die "Anatomy of ČZ" bis hin zu Linealen und Zeichendreiecken, Meiss Skibrillen und "Recent Japanese Inspirations" - die digitale Welt wird in Objekten, Büchern, Postern und Filmen erfahrbar. Jedes Objekt wird dabei im Zusammenhang mit dem Blogpost gezeigt, der entweder gedruckt vorliegt oder als QR-Code zum Okolo Blog verlinkt.
Man wird also zuweilen das Gefühl nicht los, sich auf einer Werbeveranstaltung für den Okolo Blog zu befinden. Und ja, uns ist klar, dass man unseren Post als eine Art Erweiterung dieser Werbeveranstaltung deuten kann. Deshalb haben wir auch eine ganze Weile überlegt, ob wir etwas zu dieser Ausstellung machen sollen, uns aber schließlich dafür entschieden.
Schließlich ist uns völlig klar, dass die Leute nicht wiederkommen, wenn sie etwas auf einem Blog lesen, das ihnen nicht gefällt. Und genauso ist es, wenn die Leute etwas in einer Ausstellung sehen, das ihnen nicht gefällt. Dann werden sie wohl kaum den dazugehörigen Blog besuchen.
Wir geben zum Okolo Blog keinen Kommentar ab, sondern beschränken uns auf die Ausstellung.
Zum Teil sehr persönlich, dann wieder nüchtern und businesslike, immer aber unterhaltsam und informativ: "Okolo Offline" untersucht auf einer Ebene alles, was Okolo inspiriert, in Aufregung versetzt oder motiviert. Es wird erklärt, warum sie machen, was sie machen - eine zwanglose Sammlung von Positionen zur Kreativität, die Aufschluss darüber gibt, wie das Kollektiv denkt und funktioniert.
Auf einer anderen Ebene geht es bei "Okolo Offline" aber auch um den Vergleich zwischen der Erfahrung von Design im und außerhalb des Netzes.
Die kuratorische Frage der Ausstellung ist: "Wie nachhaltig ist die Neugierde, die das Web erzeugt?"
Die Neugierde bzw. Wissbegierde, die offline erzeugt wird, ist nicht zwangsläufig intensiver oder hält länger an. Quellen außerhalb des Webs nehmen aber auch nie etwas anderes für sich in Anspruch, als Informationen zu liefern.
Andererseits, wer, abgesehen von Marketingstrategen, behauptet schon, dass wir online besser auf Informationen reagieren als offline? Sind nicht die besten Orte im Netz häufig auch nur Sammlungen von Dingen, die die Seitenbetreiber amüsieren und die in der eitlen Hoffnung präsentiert werden, es könnten sich auch andere genauso daran erfreuen - ganz egal, wie flüchtig oder anhaltend die Informationen sind?
Bei "Okolo Offline" gibt es unter anderem einen Text vom Berliner Designstudio Plural aka Kilian Krug und Prof. Severin Wucher zu lesen, der sich genau mit diesem Problem befasst und in dem Blogs als digitales Äquivalent zu den Wunderkammern diskutiert werden, die vor Hunderten von Jahren von privilegierten Bürgern angelegt wurden. Der Text ist viel zu lang, um ihn hier genauer zu besprechen. Er war aber eine sehr gute Ergänzung zur Ausstellung.
Eine andere Frage der Kuratoren ist: "Welche Relevanz hat die Möglichkeit Dinge im dreidimensionalen Raum zu erfahren, sie aus allen Perspektiven betrachten zu können?" Wir würden mal sagen, eine sehr große!
Aus diesem Grund schreiben wir auch nur über Objekte, Ausstellungen und Gebäude, die wir tatsächlich gesehen, berührt und gerochen haben. Man kann sich einfach keine unabhängige Meinung von etwas oder jemandem - wenn wir das Internet grundsätzlich als Feld kultureller Aktivität begreifen - machen, bevor man es oder ihn nicht direkt erlebt hat.
Allzu oft wird das im Internet vergessen.
Vergleicht man Okolo online mit Okolo offline werden einem die Defizite des Internets im Zusammenhang mit dem Design bewusst. Das Netz liefert eher einen ungefähren Eindruck als die Essenz von etwas und neigt dazu, Kreativität auf universelle Kategorien und Maßstäbe zu reduzieren. Letztendlich ist offline einfach fesselnder, verbindlicher und nimmt einen einfach mehr ein.
Diese Statements machen wir nicht allein in Bezug auf Okolo. Okolo ist lediglich der Kanal, wofür wir sehr dankbar sind.
"Erspart uns das Internet einen Gang ins Museum?" fragen die Kuratoren - man könnte annehmen, die Frage sei rhetorisch! Eine Extra-Reise nach Basel ist Okolo Offline vielleicht nicht wert, ist man allerdings in der Nähe, lohnt sich ein Spaziergang zum Depot Basel auf jeden Fall.
"Okolo Offline" läuft im Depot Basel, Voltastrasse 43, 4056 Basel bis zum Sonntag, den 27. April. Der Eintritt ist frei. Alle Details, so auch die Öffnungszeiten, sind auf http://depotbasel.ch zu finden.