Wir sind sicher, dass unsere Leser es sehr schätzen, wenn wir uns zurückhalten etwas zu empfehlen, was wir nicht gesehen haben. Doch folgende fünf Ausstellungen, die allesamt im November eröffnet werden, zogen unsere Aufmerksamkeit auf sich. Und ohne eine definitive Empfehlung aussprechen zu wollen, scheinen sie einen Besuch wert.
"mein reklame-fegefeuer. Herbert Bayer und die deutsche Werbegrafik 1928–1938" im Bauhaus Archiv Berlin
1925 als erster Direktor der Druck- und Werbewerkstatt am Bauhaus Dessau angestellt, war der österreichische Künstler und Typograf Herbert Bayer nicht nur für das Design, die Typografie, das Layout und die Produktion aller Bauhaus Publikationen der späten 1920er Jahre verantwortlich, sondern war ganz nebenbei auch daran beteiligt einen neuen Beruf zu etablieren: den des professionellen Grafikdesigners.
1928 verließ Bayer das Bauhaus, um sein eigenes Büro in Berlin zu eröffnen, wo er die Stärken der mutigen neuen Branche mit einer Serie von Werbeverträgen für Kunden von der Vogue bis zur NSDAP demonstrierte.
Kuratiert von Prof. Dr. Patrick Rössler von der Universität Erfurt präsentiert “mein reklame-fegefeuer” eine Erkundung von Herbert Bayers kreativer Arbeit in der Zeit zwischen seinem Ausscheiden aus dem Bauhaus, 1928, und seiner unfreiwilligen Emigration nach New York, 1938, und verspricht dabei sowohl Bayers Beitrag zur Entwicklung des Grafikdesigns und der Typografie sowie der Widersprüchlichkeit, mit der er einigen seiner Projekte entgegentrat, zu untersuchen.
"mein reklame-fegefeuer. Herbert Bayer und die deutsche Werbegrafik 1928–1938" beginnt am Mittwoch, den 20. November 2013, im Bauhaus Archiv, Klingelhöferstraße 14, Berlin und endet am Montag, den 24. Februar 2014.
"Mastering Design. Design Academy Eindhoven and Royal College of Art London" im Mudac – Musée de design et d’arts appliqués contemporains, Lausanne, Schweiz
Unabhängig von allem anderen mögen wir die Launenhaftigkeit in der Ankündigung zu "Mastering Design" sehr: Wenn die Schweizer Behörden nicht den halbjährlich stattfindenden Swiss Design Award sponsern wollen, zeigt das Mudac eben Arbeiten von anderswo in Europa. Dabei haben sie sich für zwei der prominentesten und zurzeit besten europäischen Designschulen entschieden: für die Design Academy Eindhoven und das Royal College of Art London.
Mit 24 Projekten, 12 von jeder Schule, z.B. von Anton Alvarez, Thomas Thwaites, Tuomas Markunpoika Tolvanen oder dem Studio mischer'traxler geht es bei "Mastering Design" laut den Veranstaltern genauso um eine Bestandsaufnahme der Designausbildung wie um die Projekte und die Designer dahinter. Obwohl wir fast sicher sind, dass die Ausstellung auch als äußerst unterhaltsame Ausstellung über die Vielfalt und Tiefe von Arbeiten und Forschungen junger Studenten unserer Zeit durchgeht.
"Mastering Design. Design Academy Eindhoven and Royal College of Art London" kann zwischen dem 31. Oktober 2013 und dem 9. Februar 2014 im Mudac – Musée de design et d’arts appliqués contemporains, Pl. de la Cathédrale 6, Lausanne gesehen werden.
"Cyclepedia, Iconic Bicycle Design" im Design Museum Holon, Israel
Fahrräder spielten nicht nur in der Geschichte des Möbeldesigns eine große Rolle, sondern haben sich auch als dauerhaft interessantes Gebiet für Produkt- und Industriedesigner erwiesen. Und nein, wir reden hier nicht über die hippen Fixies. Wir meinen, wie sich neue Technologien, Funktionen, Formen usw. auf das Fahrrad anwenden lassen.
Mit einer Ausstellung, die über 100 Fahrraddesigns zeigt, will das Design Museum Holon die Geschichte und Entwicklung des Fahrrads im Kontext von vier Kategorien aufzeigen: Inhalt, Technologie, Zeit und Design. Ein besonderer Fokus der Ausstellung liegt dabei auf israelischem Fahrraddesign und der Radkultur in Israel.
Neben der Ausstellung hat das Design Museum Holon ein Rahmenprogramm auf die Beine gestellt, das eine internationale Konferenz zum Thema "Stadtplanung und Fahrräder", ein Fahrrad-Filmfestival in der Holon Cinematheque und eine Fahrrad-Schule (was auch immer das sein mag) beinhaltet.
"Cyclepedia, Iconic Bicycle Design" wird am 14. November 2013 eröffnet und ist bis zum 22. März 2014 im Design Museum Holon, Pinhas Eilon St. 8 Holon zu sehen.
"Patricia Urquiola und Rosenthal. Landscape" in der Neuen Sammlung - Neues Museum für Kunst und Design, Nürnberg
1961 entschied sich Philip Rosenthal, die Zeit sei reif, die Porzellanmanufaktur seiner Familie in eine neue Richtung zu führen. Ohne das Unternehmen von seinen traditionellen Produktlinien zu lösen, stellte er zeitgenössische Designer an, um eine neue Denkweise in das Portfolio des Unternehmens zu bringen. Unter der Marke "Studio-line" trugen Designer wie Walter Gropius, Andy Warhol, Jasper Morrison, Raymond Loewy oder H. Th. Baumann ihren Teil zum Portfolio Rosenthals bei. Die neueste Kooperation Rosenthals mit einem jungen Designer ist die Landscape Kollektion von der Mailänder Designerin Patricia Urquiola von 2008, einer Kollektion, die neben Porzellanobjekten mit 3D-Relief auch Gläser, Keramiken und Textilien beinhaltet. Man kann in diesem Zusammenhang also von einer Auseinandersetzung mit dem Tischservice als eine sich organisch entwickelnde künstliche Landschaft sprechen.
Die Ausstellung in Nürnberg will nicht nur Stücke der Kollektion zeigen, sondern verspricht vielmehr die Entwicklungsgeschichte der Kollektion und vor allem der technischen Veränderungen, die notwendig waren, um Patricia Urquiolas Vision in ein marktfertiges Produkt zu übersetzen, aufzuzeigen.
"Patricia Urquiola und Rosenthal. Landscape" eröffnet am Freitag, den 15. November 2013, und ist dann bis Sonntag, den 16. Februar 2014, in der Neuen Sammlung - Neues Museum für Kunst und Design, Klarissenplatz, Nürnberg zu sehen.
"Storage" und "Cupboards, Cabinets, Closets – Domestic Storage Furniture Through the Ages" im Danish Museum of Art & Design, Kopenhagen, Dänemark.
Es scheint eins der banalsten Themen für eine Designausstellung überhaupt zu sein, aber Aufbewahrung war immer auch eine der größten Herausforderungen und gleichzeitig fruchtbarsten Gegenstände für Designer sowie Handwerker.
"Cupboards, Cabinets, Closets" zeigt ungefähr 60 Objekte von mächtigen Barockschränken bis zu Aufbewahrungssystemen zeitgenössischer Designer. Dabei verspricht die Ausstellung sowohl die Entwicklung von Aufbewahrungskonzepten im Kontext sozialer Entwicklungen zu untersuchen sowie die Rolle, Wichtigkeit und Verwendung von Materialien bei Aufbewahrunglösungen über die Jahrzehnte zu beleuchten.
Dass das Danish Museum of Art & Design parallel zu "Cupboards, Cabinets, Closets" die jährliche Ausstellung dänischer Tischler, die sich im Jahr 2013 mit über 42 zeitgenössische Objekten dem Thema "Aufbewahrung" widmet, zeigt, ist eine dieser glücklichen 2-für-1-Situationen. So bietet sich die Möglichkeit, nicht nur traditionelle mit zeitgenössischen Ansätzen in Sachen Aufbewahrung zu vergleichen, sondern auch designbasierte mit handwerklichen Lösungen.
"Cupboards, Cabinets, Closets – Domestic Storage Furniture Through the Ages" und "Storage" sind vom 1. November 2013 bis zum 30. März 2014 im Danish Museum of Art & Design, Bredgade 68, Kopenhagen zu sehen.