Zum ersten Mal sind wir auf dem DMY Berlin im Jahr 2009 auf die Arbeiten des Designers Oskar Zieta gestoßen, der aus Polen stammt und in der Schweiz lebt und arbeitet.
Im Kontext des DMY Länderschwerpunkts "Schweiz" haben wir 2010 geschrieben:
Das zeigt, wie lange wir verärgerte Besserwisser waren. 2013 liegt der Länderschwerpunkt des DMY Berlin bei Polen, und als Teil der Veranstaltung präsentiert das Polnische Institut in Berlin eine Ausstellung mit und von Oskar Zieta. Diese Ausstellung sagt uns sehr viel mehr zu als die aus dem Jahr 2010.
Zukunftsnomaden untersucht den Begriff der Volumen-Expansion im Design und ist in zwei Bereiche unterteilt: Der erste Bereich zeigt Beispiele aus Oskar Zietas eigener Arbeit. Der zweite wirft einen allgemeinen Blick auf Objekte, die sich ausdehnen können oder ihre Funktion überhaupt erst durch Ausdehnung entfalten.
Diese Objekte werden alle auf dem modularen Regalsystem aus der 3+ Kollektion präsentiert, das Zieta 2013 in Mailand vorstellte.
Auch wenn Oskar Zietas Name bei allen Aspekten der Ausstellung besonders hervorgehoben wurde, hat der interessanteste Teil mit Zieta nichts zu tun.
Eine echte Offenbarung ist vor allem der Ausstellungsteil, der beispielhaft Objekte zeigt, die sich ausdehnen müssen, um funktional zu sein. Eine derartige Sammlung von Objekten macht deutlich, was für ein grundlegendes Konstruktionsprinzip die Volumenausdehnung ist. Von Auto-Airbags zu Fischernetzen, von Kinderspielzeug bis hin zu Möbeln und Lampen - es scheint kaum einen Bereich im Industriedesign zu geben, in den sich die Volumenausdehnung, in welcher Form auch immer, nicht integrieren ließe.
Beim Design mit Volumenausdehnung geht es generell immer darum, den Patz, den die Objekte in ihrer "ungebrauchten" Form einnehmen so weit wie möglich zu reduzieren.
Der Airbag kann offensichtlich nur einen bestimmten Raum einnehmen und der Fakt, dass man eine Schaufel zusammenklappen kann, macht es überhaupt erst möglich sie auf Expeditionen mitzunehmen. Flachgehäuse-Möbel beanspruchen weniger Platz und sparen so, im Gegensatz zu ihren voll konstruierten Verwandten, Ressourcen. Faltmöbel, so wie der Klapphocker Falter von dreipunkt 4, kann man unauffällig verstauen, wenn sie nicht gebraucht werden und sehr effektiv ausklappen, wenn es der Fall ist. Dann gibt es spezielle Fälle wie den Isolierschaum, der wohl sehr nutzlos wäre, bekäme man ihn in seinen vollen Ausmaßen angeboten, oder den aufblasbaren Sessel von Paolo Lomazzi, Donato D’Urbino und Jonathan De Pas, bei dem die Volumenausdehnung wohl eher eine Provokation darstellt. Manchmal dient das Ausdehnungsprinzip wiederum nur dem Spaß - wie beim Schachtelmännchen oder dem Tischfeuerwerk.
Oskar Zietas eigene Arbeiten zeigen in der Ausstellung vor allem einen alternativen Einsatz der Volumenausdehnung. Mit aufblasbaren, korrosionsbeständigen Stahlblechen kreiert Zieta seine Objekte, seien es die Möbel, für die er bekannt ist, oder die industriellen Anwendungen, für die er bekannt werden wird. Oskar Zieta macht es möglich, stabile, komplexe und dreidimensionale Objekte mit einem Minimum an Material herzustellen. Volumenausdehnung als eine Form der optimalen Nutzung von Ressourcen, wenn man so will.
Neben den Ausstellungstücken ist das modulare Regalsystem 3+ ein echtes Highlight von Zukunftsnomaden. Wir haben die Präsentation in Mailand leider verpasst und sind deshalb froh, dass wir die Chance haben 3+ auf dem DMY Berlin genau unter die Lupe zu nehmen, wo das System in der zentralen Ausstellung im Flughafen Tempelhof präsentiert wird.
Oskar Zieta - Zukunftsnomaden kann bis zum 30. August im Polnischen Institut Berlin besucht werden.
Das Polnische Institut hat im Übrigen auch einen Zweigstelle in Leipzig. Es wäre wirklich großartig, wenn Zukunftsnomaden nach dem Ablauf in Berlin auch in Sachsen zu sehen wäre.
Wenn es nur ein Unternehmen gäbe, das solch eine Ausstellung unterstützen würde...