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Mailand 2013: Moormann non è presente


Veröffentlicht am 08.04.2013

Die Tore zur Hölle sind geöffnet. Es ist Möbelmesse in Mailand.

Die normalerweise recht angenehme, ruhige und zu Recht ausgezeichnete lombardische Metropole wird in dieser Woche von Strömen kollektiver Gier und naiver Studententräumereien überflutet, die die Kanäle, Parks und früheren Industriegegenden in brennende Gruben von Gegensätzen, Nachahmungen und purem Gold verwandeln werden.

Überleben ist hier eine Frage des Ausblendens der Realität und der Selbstmanipulation, alles sei brillant und man habe eine richtig großartige Zeit.

Also, the same procedure as every year...

Nur dass in diesem Jahr einer von den vernünftigeren Köpfen in diesem Chaos fehlen wird: Moormann stellt 2013 nicht auf der Mailänder Möbelmesse aus.

Milan Design Week 2013 Moormann non è presente

Im Wesentlichen ist der Grund für sein Fernbleiben seine Unzufriedenheit über die Standverteilung bei der Messe. Als wir 2011 mit Nils Holger Moormann sprachen, erzählte er uns bereits über die Probleme rund um das Thema.

Von Gesprächen mit anderen Chefs großer Möbelhersteller wissen wir auch, wie vertrackt und schleppend das Standverteilungssystem in Mailand funktioniert. Die Mehrheit der Aussteller sieht jedoch keine Alternative und erträgt so, was ertragen werden muss, um dabei sein zu können.

Bei Moormann ist damit jetzt aber Schluss.

Für uns liegt die bittere Ironie darin, dass nun die überwiegende Mehrheit in Halle 20, wo die jungen Möbelhersteller ihre Stände haben, von italienischen Herstellern dominiert wird, die nicht nur nichts annähernd Innovatives vorstellen, sondern deren "neue" Produkte nicht mal dazu bestimmt sind, in die Produktion zu gehen. Sie werden nur ausgestellt, um Aufmerksamkeit zu erregen. Es wird also Platz verschwendet, um ein bisschen Aufmerksamkeit zu erhaschen, statt der Branche die Möglichkeit zu bieten, zu wachsen und sich zu entwickeln.

Auch wenn wir Moormann natürlich vermissen, finden wir seinen Widerstand gut. Die Monopolstellung Mailands muss gebrochen werden und je mehr dabei mitmachen, desto schneller wird es die dringend benötigten Alternativen für die junge Designermöbelbranche geben.

Die eine, sehr positive Tatsache an Moormanns Entscheidung ist, dass, wenn Moormann eine Sache angeht, das immer mit sehr viel Einsatz, Herzblut und Kreativität geschieht. Der Bookinist Cup ist dafür so ein Beispiel. Und natürlich wissen wir auch, ohne dass Moormann auf der Messe ist, dass sie neue Produkte haben. Und wir können es kaum erwarten, sie zu sehen. Und natürlich wäre Moormann nicht Moormann, wenn sie ihre Abwesenheit in Mailand nur durch eine kleine Pressemitteilung bekannt geben würden. Nein, da lässt sich Moormann nicht lumpen und hat gleich mal ein Brettspiel entwickelt.

Und wir wären nicht wir, wenn wir nicht gleich eine Runde gespielt hätten und das fein säuberlich für euch dokumentiert hätten.

Tags

#Moormann #Nils Holger Moormann #Salone Milano