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Arne Jacobsen: Löffel, Messer und Lampen


Veröffentlicht am 10.12.2012

1956 erhielt Arne Jacobsen den Auftrag, das SAS Royal Hotel in Kopenhagen zu gestalten; einen Auftrag, den er mit großer Freude annahm und der - entsprechend Jacobsens Überzeugung, ein Architekt sei für die Gesamtkomposition zuständig - vorsah, dass er nicht nur das Gebäude, sondern auch die Inneneinrichtung planen soll. Alles, bis hin zu den Badewannenstöpseln...

Während die bekanntesten Möbel aus dem SAS Royal Projekt ohne Frage Der Schwan und Das Ei (erhältlich über Fritz Hansen) sind, werden die, die noch etwas weitersuchen, viel mehr Schätze von Arne Jacobsens Design ausgraben können. Arbeiten, die wunderbar die Vielseitigkeit von Jacobsens Oeuvre zeigen und die vielen Gesichter des Mannes deutlich machen.

Während der bereits erwähnte Schwan und das Ei für Jacobsens Arbeit mit organischen Formen stehen, ist das von ihm gestaltete Besteck Ausdruck puren Funktionalismus. In Zusammenarbeit mit dem Silberschmied Anton Michelsen entstanden, ist das AJ Besteck nicht nur wegen seiner flachen, fast unbearbeiteten Erscheinung bemerkenswert, sondern auch wegen Jacobsens Entscheidung für Edelstahl, und gegen opulentes, prestigeorientiertes Silber. Diese "Demokratisierung" des Designs wird weiter durch die einfache, reduzierte Form unterstrichen, die an primitives Essbesteck aus Holz erinnert. Und tatsächlich sollte man sich, wenn man einmal das AJ Besteck verwendet Zeit nehmen, um es mit modernem Wegwerfbesteck zu vergleichen: etwas, das wohl kaum in den 1950er Jahren existierte und dessen Design durch und durch in der jüngeren Gegenwart verankert ist. Nun wollen wir nicht behaupten, dass Jacobsen die Form des Plastikbestecks vorausgesagt hat, aber...

Arne Jacobsen AJ Cutlery Georg Jensen

Ein weiteres Highlight von Arne Jacobsens Ausstattung für das SAS Royal ist die AJ Lampenserie, die aus einer Zusammenarbeit mit Louis Poulsen hervorging. Ein komplettes Set von Hänge-, Wand-, Steh- und Tischleuchten umfassend, kann man die Lampenserie in vielerlei Hinsicht als Weiterentwicklung von einer Schreibtischlampe sehen, die Jacobsen 1936 für Louis Poulsen entworfen hat. Die AJ Lampe übernimmt das Konzept, die Glühbirne tief in einem langen Schirm zu verstecken. Durch die trichterartige Form jedoch, geschieht das hier mit einem wärmeren, wohnlicheren Touch; menschlicher gewissermaßen. Der Vorteil einer versteckten Birne bei einer Schreibtisch- oder Leselampe ist natürlich, dass man weniger geblendet wird. Glaubt man der Populärliteratur zur AJ Tischleuchte, enthielt der Fuß ursprünglich einen Aschenbecher, wo heute eine kreisförmige Aussparung ist. Wir konnten keinen eindeutigen Beweis finden, dass das richtig ist und wenn wir ehrlich sind, hoffen wir, dass es nicht wahr ist. Der offene Kreis ist so ein wunderbar simples Designelement, es wäre nicht mehr das gleiche, wenn es ursprünglich für Zigarettenkippen gedacht gewesen wäre.

Das AJ Besteck und die AJ Lampen werden immer noch produziert, was leider bei den meisten Jacobsen-Objekten aus dem SAS Royal nicht  der Fall ist. Insbesondere der ansprechende "Drop Chair" und viele seiner Textil- und Tapetendesigns sind nicht mehr erhältlich. Und weil das Management vom SAS Royal in den 1980er Jahren die einzigartig idiotische Entscheidung getroffen hat, fast alle der originalen Stücke zu entfernen, muss man, wenn man nicht gerade das Glück hat, in Raum 606 zu übernachten, ziemlich lange suchen, um eine der Arbeiten von Jacobsen zu entdecken. Die Mühe ist es aber wert...

Louis Poulsen Arne Jacobsen AJ Table Lamp

Tags

#AJ Table Lamp #Arne Jacobsen #Louis Poulsen