Verschiedene Verpflichtungen im Zuge des DMY in Berlin ließen es leider nicht zu, dass wir Confrontations – Contemporary Dutch Design Live im Vitra Design Museum besuchen konnten. Glücklicherweise hat das Vitra Design Museum und sein Partner, die niederländische Designplattform Premsela, aber Videos der fünf Projekte veröffentlicht. So gewinnt man sogar einen Einblick in das sechste Projekt - das Ausstellungsdesign von Catalogtree.
Von den erfahrenen Händen von designguide.tv gedreht, bieten die Videos einen tollen Einblick in den Hintergrund, die Umsetzung und die Ergebnisse der fünf Projekte. Außerdem zeigen sie, dass das Wetter in dieser Woche in Weil am Rhein offenbar genauso schlecht war wie in Berlin.
Fraglos das tiefgründigste, existenziellste Projekt war das von Lucas Maassen in Kooperation mit Roche. Als Fortsetzung eines Projektes, bei dem seine Kinder Möbel für ihn malten, hat Lucas Maassen die DNA seiner Eltern in Form sechseckiger Laborkristalle abbilden lassen und als echte Kristalle reproduziert. Dann sollten seine Eltern mit ihrer visualisierten DNA als Bausteine eine Kristalleuchte bauen. Einfach genial! Ja, das ist wieder eines dieser Projekte, die ein klein wenig mehr in Richtung Kunst statt Design tendieren. Zurzeit jedenfalls. Wir warten einfach mal ab, was Lucas daraus macht.
Auf einer etwas simpleren Ebene schufen 2012Architecten eine Sitzinstallation, bei der sie alles andere als perfekt verchromte Gestelle von Eames Aluminium Chairs und Holzreste verarbeiteten. Und wir vermuten mal, dass sie auch für die Eames Armchair-Sitzschale verantwortlich sind, die als Schaukel an einem Baum auf dem Vitra Campus aufgehängt im Video zu sehen ist. Das hat uns aufgrund der fast schon obszönen Einfachheit fast noch mehr beeindruckt als der "offizielle" Teil des Projekts.
Das in Eindhoven ansässige italienische Designstudio formafantasma arbeitete derweil mit der Köhlerin Doris Wicki zusammen. Sie schufen eine Serie von Glasgefäßen mit Holzkohlefiltern und servierten selbstgefiltertes Wasser zusammen mit kohlestaubversetztem Brot. Das soll die Verdauung fördern. Im Video geht es ungefähr ab Minute 5:45 darum.
Für das pechschwarze Kohlebrot würden wir zwar nicht Wieki Somers' Bezeichnung "Genuss in Schichten" ("Layers of Pleasure") verwenden, aber für Somers Projekt kann man wohl keinen treffenderen Ausdruck finden. Ein 100 Kilo schwerer Schokoladenzylinder, den sie mit dem Chocolatier Rafael Mutter zusammen kreiert hat, wird Schicht für Schicht abgeschabt, wodurch sich dem Betrachter die immer wieder neuen Muster in der überdimensionierten Praline offenbaren. Und als wäre dieser Anblick nicht schon Genuss genug, können die abgetrennten Schokoladenschichten auch noch gegessen werden. Wir empfehlen wirklich sich im Video ein Bild davon zu machen.
Der letzte Beitrag stammt von Dirk Vander Kooij, der seine Untersuchung fortsetzte, wie Objekte designt werden können, deren finale Form ohne großen Aufwand je nach Bedarf endlos verändert werden kann - das heißt ohne nach dem eigentlichen Produktionsprozess noch neue Werkzeuge, Formen oder Fertigungsverfahren anwenden zu müssen. Sein Projekt Endless ist nun ein weiterer Schritt in diese Richtung. Zusammen mit dem Autoteilehersteller A. Raymond entwickelte er ein Dreieck, das mithilfe eines einfachen Mechanismus an den Kanten mit anderen Dreiecken verbunden werden kann, sodass dreidimensionale, beliebig erweiterbare Objekte entstehen. Und obwohl wir dachten, das Dreieck selbst wäre das "Produkt", ist es nur ein einfacher Baustein, aus dem die gewünschten Objekte dann zusammengesetzt werden können. Wir hoffen, ihr könnt uns in etwa folgen... Die Leuchten, die er mit den PET-Dreiecken kreiert hat, sehen auf jeden Fall so aus, als würde sich die Weiterentwicklung der Idee lohnen.
Wie gesagt haben wir nur die Videos gesehen, aber nach dem zu urteilen, was wir da gesehen haben, scheint Confrontations - Contemporary Dutch Design Live sehr erfolgreich gewesen zu sein. Die Ausstellung hat auf jeden Fall fünf sehr verschiedene und sehr interessante Projekte hervorgebracht.
Die Ausstellung kann noch bis zum 2. September 2012 in der Vitra Design Museum Gallery besucht werden.
Und es gibt auch gute Nachrichten für alle, die es nicht nach Weil am Rhein schaffen werden: Die Premsela-Leiterin Els van der Plas hat angedeutet, die Ausstellung eventuell auf Tour zu bringen. Das klingt doch super! Wir nehmen an, dass die erste Show dann im Oktober bei der Dutch Design Week zu sehen sein würde... Wir halten euch auf jeden Fall auf dem Laufenden.
Alle Videos zu Confrontations - Contemporary Dutch Design Live gibt's unter vimeo.com/premsela.
Wir haben uns die Freiheit genommen, das Video von 2012Architecten beim Recyceln der Vitra-Abfälle hier einzubetten:
Film von designguide.tv für Premsela und das Vitra Design Museum