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Wahrscheinlich schreiben wir so viel über Designermöbel an Flughäfen, weil wir so viel Zeit auf Flughäfen verbringen... und entsprechend viel darüber nachdenken, was uns da geboten wird. Denn wenn man in Frankfurt fünf Stunden Verspätung hat, möchte man natürlich sicher gehen, dass der Sitz bequem ist. Wenn man die Nacht am Kopenhagener Flughafen verbringen muss, möchte man ebenfalls sicher gehen, dass der Sitz bequem ist. Wenn man... naja, ihr wisst schon was wir meinen...
Aber nicht nur wir verbringen immer mehr Zeit an Flughäfen. In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Flugreisenden dramatisch gestiegen - und steigende Passagierzahlen bedeuten natürlich auch eine wachsende Nachfrage an Flughäfen und der dazugehörigen Infrastruktur. Und wie bei all solchen Architekturprojekten wünschen sich die Eigentümer und Betreiber ein gleichermaßen bekanntes wie einzigartiges Interieur.
Die größte und wichtigste Messe für Flughafenbetreiber ist die Passenger Terminal Expo. Neben Unternehmen, die Lösungen für die Gepäckabfertigung und Beschilderung anbieten, sind auch Designermöbelhersteller wie Vitra oder USM Haller feste Bestandteile der Messe.
Die Passenger Terminal Expo 2012 wird vom Flughafen Wien veranstaltet. Vor der Show sprachen wir mit Pascal Berberat, dem Leiter der Vitra Airport Division, über Möbel, die Zusammenarbeit mit Alberto Meda und - was für uns am wichtigsten ist - wieso die Sitze in Flughäfen eigentlich immer Armlehnen haben. Doch wieso brauchte ein weltweit agierendes Unternehmen wie Vitra eigentlich eine spezielle Flughafenabteilung?
Pascal Berberat: Das Flughafen-Business ist weltweit ziemlich gleich. Während die Wahl der Möbel für den Hausgebrauch oft durch kulturelle Aspekte beeinflusst wird, sind Flughäfen überall weitgehend gleich und stellen unabhängig von ihrem Standort die gleichen Anforderungen. Vitra hat ein internationales Netzwerk von Vertretern und Fachhändlern für Home- und Office-Möbel, aber für den Bereich ist es sinnvoller, eine zentrale Flughafenabteilung zu haben. Außerdem gehören zu einem Flughafen ja nicht nur Abflughallen; er ist eher wie eine kleine Stadt mit Geschäften, Apotheken, Restaurants usw... also ganz vielen Bereichen, in denen Möbel gebraucht werden. Deshalb kann Vitra jede Menge Lösungen und Erfahrung für alle Arten von Möbeln anbieten.
(smow)blog: Bleiben wir bei Abflughallen. Was ist für Sie das wichtigste Kriterium für die Flughafen-Bestuhlung?
Pascal Berberat: Für mich ist das die Kombination aus den sich manchmal widersprechenden Bedürfnissen des Kunden nach Wohlbefinden und den Effizienzbestrebungen der Flughafenbetreiber.
(smow)blog: Zusätzlich zu den speziell entworfenen Produkten wie der Airline-Reihe von Sir Norman Foster bieten Sie auch verschiedene Klassiker von Vitra an, zum Beispiel Maarten Van Severen als Flughafensitze. Ist das wirklich nötig? Wieso bleiben Sie nicht bei einem einzigen, speziell entworfenen Produkt?
Pascal Berberat: Heutzutage spricht ja jeder über Umweltschutz und Nachhaltigkeit - ein Thema, das auch in den Vitra-Prozessen seit Jahrzehnten fest verankert ist. Aber sich aktiv für Nachhaltigkeit zu engagieren, heißt nicht nur, erneuerbare Rohstoffe zu verwenden, die Abfallentsorgung zu optimieren, Produkte mit einer langen Lebensdauer zu entwerfen, usw., sondern auch, seinen Kunden optisch nachhaltige Produkte anzubieten. Wir haben alle schon mal etwas weggeworfen, das noch funktioniert hat, oder noch in einem guten Zustand war, weil es einfach aus der Mode gekommen war. Durch die Arbeit mit verschiedenen Designern, insbesondere mit den "alten Meistern" wie George Nelson, Jean Prouvé oder Charles & Ray Eames haben wir gelernt, wie wichtig es ist, Produkte zu entwickeln, die nicht nur lange halten, sondern auch optisch nachhaltig sind. Wenn man bedenkt, dass 90% der CO2-Emissionen während des Fertigungsprozesses eines Produktes entstehen, muss man sich fragen was umweltfreundlicher ist: ein Produkt für Jahrzehnte zu benutzen oder es alle fünf Jahre zu ersetzen, weil es veraltet ist? Vitras Vorgeschichte mit den alten Meistern kombiniert mit der Frische zeitgenössischer Designer und Ingenieure ermöglicht es uns, Produkte zu entwickeln, die das Potenzial dazu haben, die Klassiker der Zukunft zu werden.
(smow)blog: Das bringt uns direkt zur nächsten Frage... Sie haben doch kürzlich mit Alberto Meda an der Meda Gate-Serie gearbeitet. Wieso gerade mit ihm? Immerhin ist er ja eher für seine Büromöbel bekannt?
Pascal Berberat: Alberto Meda hat schon bei vielen Projekten mit Vitra zusammengearbeitet und schon sehr erfolgreiche Konzepte für uns entworfen. Er ist Designer und Ingenieur, weshalb er perfekt für die Umsetzung der spezifischen Anforderungen eines Flughafensitzes geeignet ist. Dank seiner hervorragenden Fähigkeiten als Ingenieur haben wir bei Meda Gate ein Produkt, das nicht nur der außergewöhnlich intensiven Nutzung auf Flughäfen genügt, sondern auch Komfort in sehr eleganter Optik bietet. Außerdem muss man sagen, dass er abgesehen von seiner technischen Kompetenz eine sehr charismatische Person ist und es eine echte Freude ist, mit ihm zu arbeiten!
(smow)blog: Letzte Frage: Sie haben uns schon gesagt, was Sie an Flughafensitzen wichtig finden; jetzt sind wir an der Reihe. Was uns wirklich nervt sind die Armlehnen an den Stühlen. Wieso wollen Sie uns denn nicht schlafen lassen?
Pascal Berberat: Wenn die Leute auf Flughäfen auf den Bänken liegen, nimmt eine Person eine ganze Bank ein, und dann würden die Kapazitätsberechnungen des Flughafens nicht mehr stimmen. Man hat dann drei Sitze, aber nur einen Nutzer. Stattdessen bieten wir in den Airline- und Meda Gate-Reihen Liegesitze in Bereichen an, in denen besonders viele Transitpassagiere erwartet werden...