Bei unserer ersten Begegnung mit Dutch Invertuals 2009 haben wir uns leider nicht die Zeit genommen, die die Ausstellung verdient hätte. Seitdem sind wir aber viel reifer geworden und die Show ist zu einem regelmäßigen Bestandteil unserer Ausflüge nach Eindhoven und Mailand geworden. Man findet bei einer Ausstellung von Dutch Invertuals einfach immer etwas Faszinierendes, Aufregendes und Schönes - und zwangsläufig auch immer etwas, das man einfach nicht versteht, ganz egal wie oft es einem erklärt wird... Das allein ist für uns schon Grund genug, da hin zu gehen.
2012 sind Dutch Interventuals mit Untouchables Retouched in Mailand vertreten. Im Prinzip handelt es sich dabei um eine Weiterentwicklung der Show Untouchables von der Dutch Design Week 2011.
Während die Ausstellung in Eindhoven normalerweise Prototypen und erste Entwürfe zeigt, werden in Mailand rundere, weiter entwickelte Versionen der Stücke vorgestellt. Hinzu kommen noch Arbeiten von neuen Designern, die das Angebot ergänzen.
Ehrlich gesagt haben wir in diesem Jahr noch nicht die ganze Ausstellung in Mailand gesehen, weil der Stand bei unserem Besuch noch aufgebaut wurde. Aber wenn man von dem ausgeht, was wir bis jetzt gesehen haben, und welche Designer dort vertreten sind, sind wir uns ziemlich sicher, nicht enttäuscht zu werden.
Vor der Eröffnung haben wir uns jedenfalls mit Wendy Plomp, der Gründerin und Kuratorin von Dutch Invertuals, getroffen und über die Ursprünge der Ausstellungen und die aktuelle Show gesprochen... und darüber, ob Eindhoven wirklich die langweiligste Stadt Hollands ist. Sorry, aber ihr kennt uns ja!
(smow)blog: Wir beginnen mal ganz am Anfang: Was ist der Background von Dutch Invertuals?
Wendy Plomp: 2009 wurde ich von Verger dazu eingeladen, in Mailand auszustellen. Statt nur meine Arbeit auszustellen, habe ich andere Designer gebeten, ihre Version der Geschichte zu erzählen, um so die kollektive Stärke dazu zu nutzen, eine bessere Ausstellung zu schaffen - nicht nur in Hinblick auf die Arbeiten, sondern auf die gesamte Ausstellungsatmosphäre.
(smow)blog: Wie haben Sie die Gruppe für diese erste Ausstellung denn ausgewählt?
Wendy Plomp: Ich habe zunächst überlegt, was ich über Design denke und wie ich eine Geschichte erzählen will. Das führte dann dazu, dass ich Designer ausgewählt habe, die Objekte kreieren, die nicht nur Produkte, sondern eher Konzepte und Forschung sind.
(smow)blog: Wenn wir uns richtig erinnern gab es bei der ersten Show nur niederländische Designer, aber das scheint nicht mehr der Fall zu sein?
Wendy Plomp: Genau. Jetzt haben wir zum Beispiel Adrien Petrucci, der eigentlich aus Frankreich kommt, aber in Hamburg lebt, oder Mauizio Montalti aus Italien...
(smow)blog: Aber es gibt immer eine Verbindung zu den Niederlanden, oder?
Wendy Plomp: Ja, die gibt es eigentlich immer, nicht zuletzt deshalb, weil die meisten eine Verbindung zur Eindhoven Design Academy haben.
(smow)blog: Da Sie gerade Eindhoven erwähnen... Viele Absolventen der Design Academy, mit denen wir bisher gesprochen haben, sagen, dass der Grund dafür wieso die Eindhovener Designer so erfolgreich sind darin liegt, dass die Stadt Eindhoven so langweilig ist, dass sie keinerlei Ablenkung haben. Ist das unfair Eindhoven gegenüber?
Wendy Plomp: Nun, es stimmt schon, dass Eindhoven nicht gerade die aufregendste Stadt ist. Ich glaube aber, dass der Hauptgrund für den Erfolg der Design Academy in der Art des Unterrichtens zu finden ist, insbesondere im Einfluss von Lidewij Edelkoort. Ihre Art des Denkens und wie sie die Design Academy präsentiert, war überaus bemerkenswert und einzigartig - insbesondere ihre Sicht auf Konzepte, eine Vision zu haben und sie dem Rest der Welt zu zeigen.
(smow)blog: Geben Sie als Kuratorin den Designern eigentlich sehr strikte Anweisungen, was gefordert wird, oder können sie das selbst entscheiden?
Wendy Plomp: Das ist eher ein natürlicher Prozess ohne viele Anweisungen. Ich konzipiere die Geschichte und erkläre den Designern, was ich gerne erreichen würde, und dann bringen die Designer ihre eigenen Ideen ein. Dann treffen wir uns und diskutieren darüber, wie ihre Pläne in die Ausstellung passen und wie die Story erzählt wird; deshalb ist es eher als ein Prozess zu verstehen. Jedes Designstudio hat seinen ganz eigenen Charakter und ich möchte das auch nicht ändern. Deshalb setze ich ihnen auch keine Grenzen, zum Beispiel hinsichtlich des Materials - außer natürlich bei der Ausstellung Matter of Time, bei der 600 Jahre altes Holz zum Einsatz kam.
(smow)blog: Zum Abschluss noch eine Frage: Dieses Jahr zeigen Sie Untouchables Retouched. Was ist da der Hintergrund? Welche Geschichte soll dort erzählt werden?
Wendy Plomp: Es geht dabei um die Verletzlichkeit unserer modernen Welt. Ich war von der EHEC-Krise letztes Jahr sehr fasziniert, von den infizierten Gurken und dass man tatsächlich vor einer Gurke Angst bekommen kann, und all den Fragen, die dadurch entstehen. Alles gerät aus dem Gleichgewicht; man weiß einfach nicht mehr, was gut für einen ist und was nicht. Diesen verletzlichen Moment finde ich überaus interessant und ich wollte die Schönheit dieser Verletzlichkeit zeigen. Aber es geht auch um Verfall, um Verschwendung und um unsere digitale Welt.
Dutch Invertuals Untouchables Retouched umfasst Arbeiten von Daphna Laurens, Maurizio Montalti, Jeroen Wand, Kirstie Van Noor, Jetske Visser, Mieke Meijer, Susana Camara, Mike Thompson, EDHV, Adrien Petrucci, Paul Heijnen und Raw Colour und kann noch bis zum 22. April in der Via Pastrengo 12, 20159 Mailand besucht werden.