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Album @ Vitra Design Museum Gallery: Interview mit Ronan Bouroullec


Veröffentlicht am 21.02.2012
Vitra Design Museum Ronan Bouroullec

Ronan & Erwan Bouroullec sind fraglos zwei der bedeutendsten Designer ihrer Generation und werden daher auch zurzeit gleich mit zwei Ausstellungen geehrt: Im Centre Pompidou Metz läuft derzeit die Retrospektive Biwak und in der Vitra Design Museum Gallery in Weil am Rhein Album, eine Ausstellung der Zeichnungen und Skizzen, die vorher in Bordeaux zu sehen waren.

Bei der Eröffnung von Album in der Vitra Design Museum Gallery sprachen wir mit Ronan Bouroullec übers Zeichnen, Älterwerden und - mal wieder - darüber, wieso er weniger Aufträge annehmen möchte...

(smow)blog: Liegt der Ursprung all Ihrer Projekte in Zeichnungen?

Ronan Bouroullec: Nein, nicht immer. Manche beginnen auch mit völlig abstrakten Gedanken. Das hat sich im Laufe der Jahre aber sehr verändert. Ich hatte meine erste Gruppenausstellung mit 17. Jetzt bin ich 40. Meine Methoden und mein Verständnis von Design haben sich in den letzten 20 Jahre natürlich verändert. Am Anfang war ich noch ganz schön naiv.

(smow)blog: Haben Sie in Ihren Anfangsjahren mehr gezeichnet und spielt moderne Technik heute eine größere Rolle?

Ronan Bouroullec: Zeichnen ist etwas, das ich schon immer getan habe - viel länger als Designen - und das mir sehr wichtig ist. Wenn ich aufhören würde zu designen, würde ich nicht sterben, aber ich kann nicht aufhören zu zeichnen. Und ich glaube, dass Zeichnen im Design einen guten Ausgleich schafft. Design ist mitunter ein sehr langwieriger Prozess, ein sehr frustrierender Prozess. Es kann Jahre von der ersten Zeichnung bis zur fertigen Arbeit dauern. Deshalb ist es für uns wichtig, dass wir uns durch Bilder und Zeichnungen klar und präzise ausdrücken können.

(smow)blog: Heißt das, dass Sie den Designprozess durch Zeichnungen besser kontrollieren können?

Ronan Bouroullec: Der Prozess in unserem Studio und auch in unseren Gedanken ist meist sehr chaotisch; er folgt keinen klaren Strukturen. Und so hat jedes Produkt seinen ganz eigenen, natürlichen Flow. Deshalb ist es sehr schwer den Prozess als solchen zu beschreiben. Das Chaos sieht man unseren fertigen Arbeiten natürlich nicht an; sie wirken immer so klar, einfach und direkt. Aber der Weg dahin...

(smow)blog: Neben Album ist zurzeit auch die Retrospektive Biwak in Metz zu sehen. Wenn Sie sich diese beiden Ausstellungen ansehen, können Sie dann erkennen, wie und an welchen Stellen sich Ihre Arbeit im Laufe der Jahre verändert hat?

Ronan Bouroullec: Ich glaube, dass wir am Anfang optimistischer und naiver waren, aber mittlerweile wissen wir etwas mehr über das ganze System. Das ist an sich gut, es kann einen aber auch einschränken und imaginäre Schranken erzeugen. Projekte dauern jetzt sogar länger als vor 20 Jahren. Als wir jünger waren, waren wir irgendwie intuitiver...

(smow)blog: ... und jetzt sind Sie vorsichtiger?

Ronan Bouroullec: Ich weiß nicht genau warum, aber mittlerweile lastet offenbar mehr Druck auf uns. Die Leute sehen einfach genauer hin und erwarten etwas von uns; sie erwarten ein Statement.

(smow)blog: Album und Biwak bieten die Chance, zurück zu blicken und zu reflektieren... Im Hinblick auf die Zukunft...

Ronan Bouroullec: Ich sehe nicht die Notwendigkeit jetzt so viel zu machen. Wir haben ein sehr kleines Studio und möchten es nicht wirklich erweitern. Wir wollten nie ein großes Studio, aber weil wir so bekannt sind, bekommen wir jede Menge Angebote. Doch wir sind eigentlich nicht daran interessiert alles zu machen, was uns angeboten wird, und konzentrieren uns stattdessen lieber auf die Sachen, die uns tatsächlich interessieren. Außerdem versuche ich noch ein bisschen Zeit zum Zeichnen zu finden...

Ronan & Erwan Bouroullec Album kann noch bis zum 3. Juni 2012 in der Vitra Design Museum Gallery besucht werden.

Vitra Design Museum Gallery Ronan & Erwan Bouroullec Album
Vitra Design Museum Gallery Ronan & Erwan Bouroullec Album

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#Ronan und Erwan Bouroullec #Vitra #VitraHaus