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Neue Räume Zürich: Nikolas Kerl


Veröffentlicht am 16.12.2011

Einer der Gründe auf die Neue Räume Zürich zu gehen war es, einen Überblick über die aktuelle Situation der Designermöbelindustrie in der Schweiz zu bekommen.

Wenn auch idyllisch hinterm Alpenvorhang versteckt, wäre es zu einfach anzunehmen, in der Confoederatio Helvetica liefe alles immer rosig. Manchmal malt man sich ja aus, wie Schweizer Designer und Hersteller den ganzen Tag nichts machen als ihr Geld zu zählen und aufzupassen, dass sie sich nicht ihre Füllungen beim Verzehr dieser zähen, dreieckigen Schokolade ausbeißen. Nachdem jedoch der Schweizer Franken im letzten Sommer anstieg wie ein Geier im Steilflug haben wir eine etwas andere Realität vorgefunden.

Ansporn genug für uns da mal etwas genauer nachzuhaken.

Unter den Leuten mit denen wir gesprochen haben war auch der junge Züricher Designer Nikolas Kerl. Nach seinem Studium an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) gründete Nikolas 2010 umgehend seine eigene Firma und stellte zusammen mit lokalen Händlern seine eigenen Möbel in kleinen Serien her.

Beim Material konzentriert sich Nikolas hauptsächlich auf natürliche Produkte wie Holz, Lehm und Glas. So hat er auch direkt öffentliches Aufsehen erregt. Nämlich mit seiner Glasschüssel „Flat O“, die für den Schweizer Design Preis 2011 nominiert war, und mit dem Tisch „T1“, der für den gleichermaßen begehrten "Die Besten 2011"-Preis ins Rennen ging.

Wenn das mal kein gutes Zeichen für die Zukunft ist.

Bei der Neue Räume Zürich haben wir Nikolas abgefangen und ihn gefragt, warum er sich für die Karriere im Möbeldesign entschieden hat.

Nikolas Kerl: Ich habe mit einer schulbegleitenden Schreinerlehre begonnen, wo ich zum ersten Mal in Kontakt mit Möbeln gekommen bin. Da habe ich mich schon in das Entwerfen und Herstellen von Möbeln verliebt und es war klar, dass ich das später mal machen will. Der Schreiner war mir aber zu wenig, also habe ich mich für das Industriedesign-Studium an der ZHdK entschieden.

(smow)blog: Kannst du dich noch daran erinnern, was dich als erstes so fasziniert hat?

Nikolas Kerl: Es war einfach der Umgang mit Material und der Geruch, die Lebendigkeit des Holzes. Holz ist so ein warmes Material, das den Wohnbereich sehr bereichern kann.

(smow)blog: An der ZHdK hast du dann aber vermutlich nicht gleich mit Möbeldesign zu tun gehabt?

Nikolas Kerl: Nein. In den Kursen sind wir alle Aspekte vom Industriedesign durchgegangen: Mobilität, Servicedesign, Produktdesign…

(smow)blog: Aber du bist dem Möbeldesign treu geblieben? Haben die anderen Richtungen überhaupt nicht dein Interesse gewinnen können?

Nikolas Kerl: Mein Herz schlägt einfach für das Möbeldesign und Holz, Stein und Glas sind die Materialien mit denen ich am besten arbeiten kann, die mir und meinen Entwürfen am meisten entsprechen.

(smow)blog: Hast du dich bewusst dafür entscheiden nach deinem Studium in Zürich zu bleiben?

Nikolas Kerl: Ja. Für mich war es eine klare Entscheidung in Zürich bzw. der Schweiz zu bleiben. Ich denke in der Schweiz wird gute Handarbeit viel mehr geschätzt und demzufolge auch die entsprechend höheren Preise besser akzeptiert. Die Leute hier sind bereit für gute Qualität mehr auszugeben. Da meine Möbel in kleinen bis mittleren Serien von Hand in der Schweiz hergestellt werden, ergibt es Sinn hier zu bleiben. Meine Möbel passen einfach sehr gut auf den Schweizer Markt.

(smow)blog: Wie einfach – oder schwer – war es, dich als neuer, junger Hersteller auf einem unserer Auffassung nach relativ kleinen Markt zu etablieren?

Nikolas Kerl: Der Markt ist tatsächlich überschaubar. Aber man wird relativ schnell akzeptiert, bloß der nächste Schritt – Verkaufen – ist dann ziemlich schwer und da bin ich gerade noch dran.

(smow)blog: Gab es in diesem Zusammenhang irgendwelche Business-Kurse in deinem Studium?

Nikolas Kerl: Leider nicht! Das ist jetzt alles Learnig by Doing ...und der beste Master, den ich machen kann.

(smow)blog: Und zum Schluss: Du wurdest für den Design Preis Schweiz nominiert. Herzlichen Glückwunsch dafür! Was bedeutet das für dich?

Nikolas Kerl: Allein die Nominierung hat mir schon einige Türen geöffnet. Unabhängig davon ob ich also gewinnen werde oder nicht, ist schon so eine Nominierung ein Glücksfall. Außerdem bedeutet es ein ziemlich großes Medienecho, wodurch eine Menge Leute auf mich und meine Arbeit aufmerksam werden. Sowas hilft ungemein. Und natürlich ist es auch eine schöne Bestätigung, dass das, was ich mache, in die richtige Richtung geht.

Mehr Informationen gibt’s unter www.nikolaskerl.com

Nikolas Kerl bei Neue Räume Zürich 2011

Neue Räume Zürich: Nikolas Kerls Stand mit dem Tisch T1

Stan & Harvey von Nikolas Kerl bei Neue Räume Zürich

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#Neue Räume Zurich #Nikolas Kerl