Es gibt nichts, was ein Zeitungsredakteur mehr liebt als Fotos von einem Eis-Skulpturen-Wettbewerb: blauer Himmel, glitzerndes Eis, Kettensägen... Und auch der Manager eines Fünf-Sterne-Hotels lässt nichts über einen gut skulptierten Eisblock zur Krönung des natürlich überteuerten Buffets kommen.
Geschnitztes Eis kommt aber nicht nur bildhauerisch zum Einsatz, sondern auch als beliebte Barausstattung in winterlichen Landstrichen und könnte wohl auch als öffentliche Möblierung in den Teilen der Welt fungieren, in denen die Temperaturen im Winter wochenlang unter null Grad verharren.
Aus Eisblöcken Skulpturen zu schlagen ist allerdings keine sehr effiziente Nutzung von Rohmaterialien, besonders wenn man bedenkt dass es sich hier um die wertvolle Ressource Wasser handelt.
Die ersten Möbelstücke waren aus Baumstämmen geschlagen, bis wir nach und nach gelernt haben, effizienter mit Holz zu arbeiten. Das österreichische Designstudio Copa hat sich vorgenommen, Eisobjekte auf eine effizientere Art und Weise herzustellen.
Auf der Vienna Design Week haben sie das erste Ergebnis ihrer Forschung auf diesem Gebiet präsentiert: den Hocker Ljod, eine Art Eiswürfel, auf dem man sitzen kann. Obwohl es ein Eiswürfel ist, der kein Würfel ist und der in einer Kunststoffform entsteht, in der mehr Innovation, Technologie und Forschung steckt als man auf den ersten Blick annimmt.
Natürlich kann und sollte man die ökologischen und sozialen Aspekte eines solchen Designs in den Raum stellen. Temporäre Möbel aus Wasser. Wenn wir es aber richtig verstanden haben, geht es bei dem Projekt im Moment weniger um den Hocker Ljod an sich als um die Möglichkeiten des Eis-Formens.
Das heißt am Ende des Projekts müssen nicht unbedingt bunte, hippe Hocker für trendige Loungebars stehen, sondern etwas viel interessanteres und nachhaltigeres. Uns würde jedenfalls einiges einfallen, wofür der Prozess genutzt werden könnte. Mehr als ein zappelnder Fisch auf einem asiatischen Buffet.
Wir ignorieren die ökologischen Aspekte also nicht, wir warten erstmal ab bis Copa auf einer Party unter der Mailänder Sonne einen Hocker präsentiert - gesponsert von einem führenden Spirituosenhersteller. Aber eigentlich sind wir ganz zuversichtlich dass Alfred Burzler und Thomas Exner nur Gutes im Sinn haben.
Genauso interessant wie der Prozess war übrigens die Location der Ausstellung: In einem Kühlraum einer Tiefkühlspedition in einem Gewerbegebiet im Westen Wiens. Im Dunkeln. Bei minus 25 Grad. Genial! Wir waren in kurzen Hosen da. Core77 ist das auch aufgefallen.
Weitere Informationen zu Copa und Ljod gibt es unter www.copa.at