Der Vitra Stand auf der Orgatec 2010 wurde hauptsächlich von zwei Designstudios dominiert: Antonio Citterio und Ronan and Erwan Bouroullec. Neben den neuen Varianten des Alcove Sofa und der Playns Workstation präsentierte Vitra die neuen modularen Arbeits- (und Freizeit-) Kabinen der Bouroullecs, die Communal Cells sowie ihren High Meeting Table.
Wir haben Erwan Bouroullec zu dem bevorstehenden Yacht Projekt (über das wir bereits berichtet haben) und zu den neuen Vitra-Produkten befragt. Außerdem wollten wir wissen, wie das Büro der Bouroullecs aussieht und was ihnen im Bürodesign wirklich wichtig ist.
(smow)blog: Erzählen Sie uns etwas über Ihre neuen Produkte auf der Orgatec!
Erwan Bouroullec: Ronan und ich arbeiten schon seit langem mit Vitra zusammen und nun zeigen wir hier ein paar Verbesserungen an bereits von uns designten Möbeln. Ebenso stellen wir einige unserer Forschungsergebnisse der letzten Jahre zur Gestaltung von Räumen in Büroräumen vor, aus denen wir das Zellensystem Communal Cells entwickelt haben.
(smow)blog: Kann man denn die Communal Cells als Erweiterung des Alcove Systems verstehen?
Erwan Bouroullec: Ja und nein. Es ist das gleiche Prinzip, aber mehr auf die Frage einer Art kleinen Architektur bezogen, die man in offenen Büros nutzt. Zum Beispiel eine Küche, ein Druckerbereich oder ein kleiner Besprechungsraum - also Räume, die jedem bei der Arbeit und der Freizeit dienen.
(smow)blog: Und wie genau schaut jetzt das Bouroullecsche Büro aus?
Erwan Bouroullec: Was uns wirklich an unserem Büro gefällt, ist, dass wir das Glück haben, viele verschiedene Arbeitsmethoden nutzen zu können. Manchmal zeichne ich, machmal arbeite ich am Computer oder an Modellen. Deshalb sieht das Büro immer ein bisschen unordentlich aus, aber auch nur weil wir so viele verschiedene Dinge auf einmal tun. Wirklich sehr erfrischend. Das, was Leute wirklich während der Arbeit brauchen, ist Abwechslung im Tagesablauf und die Veränderung der Position des Körpers. Ich denke, dass das wirklich wichtig ist ....
(smow)blog: … also, dass man sich im Büro wohlfühlt…
Erwan Bouroullec: … Ja, ich denke der beste Weg sich in einem Büro wohlzufühlen, ist, dass man tagsüber mit verschiedenen Arten von Bequemlichkeit konfrontiert ist: manchmal ist es das Sitzen auf einem Sofa, so wie jetzt, manchmal das Sitzen in einem Bürostuhl oder auf einem Esszimmerstuhl, aber der Wechsel ist wichig. Die ganze Zeit auf einem Sofa zu sitzen ist nicht gut, einen Tag in einem Bürostuhl zu verbringen, ist vielleicht besser, allerdings auch nicht perfekt. Genauso verhält es sich auch mit der Arbeit in offenen, öffentlichen Räumen oder abgekapselt und für sich allein. Der Wechsel macht's.
(smow)blog: Gibt es Projekte an denen Sie momentan arbeiten?
Erwan Bouroullec: Wir beginnen gerade die Arbeit an einem sehr spannenden Segelboot-Projekt.
(smow)blog: Sicherlich bietet es ein bisschen Abwechslung von der normalen Arbeit, oder?
Erwan Bouroullec: Ja, aber irgendwie hatten wir solche Arten von Projekten, die etwas außerhalb der gängigen Wege laufen, schon immer dabei. Das bringt natürlich eine interessante Dynamik rein und sorgt für einige frische Gesichtspunkte. Zudem entdecken wir Dinge, die uns bei der Arbeit an Industrie-Projekten helfen.
(smow)blog: Sie übertragen dann alternative Denkansätze auf Ihre anderen Arbeiten...
Erwan Bouroullec: Ja, mit anderen Kontexten konfrontiert zu sein, ist wirklich interessant. Meiner Meinung nach ist die wirkliche Frage beim Design von Dingen, die Balance zwischen vielen verschiedenen Faktoren zu halten. Je mehr man mit verschiedenen Kontexten konfrontiert ist, desto mehr lernt man darüber, wie Dinge im Gleichgewicht zu halten sind.