Trotz des weitverbreiteten Wissens, dass der Eurovision Song Contest seit Bucks Fizz pseudoerotischem Auftritt in Dublin im Jahr 1981 nichts Nennenswertes mehr hervorgebracht hat, wird doch in jedem Frühling wieder aufs neue versucht auszuschlachten, was noch übrig ist - von einem längst entmystifizierten Traum.
Im letzten Jahr gewann Deutschland, in diesem Jahr - am 14. Mai - wird also Düsseldorf die Ehre haben die größte Anti-Show im europäischen Fernsehen auszurichten.
Das Traurigste an dem geschmacklosen Spektakel ist wahrscheinlich, dass durch die Entwicklung in Richtung kleinster gemeinsamer Nenner in Sachen europäischer Geschmack, die teilnehmenden Länder gleichzeitig erheblich an Individualität und Identität einbüßen. Und dabei könnte doch Musik - genau wie Sprache oder Essen - ein kulturelles Gut sein, durch das es sich gerade mit der eigenen Herkunft identifizieren lässt.
Im Fall Eurovision Song Contest ist dieser Kausalschluss weniger gelungen. Hoffen wir, die European Design Exhibition macht es besser.
Die nämlich präsentiert parallel zum Song Contest einen europäischen Design Contest. Organisiert wird das ganze von der Düsseldorfer Design Gruppe Anonyme Gestalter und der Design Plattform Teilmöbliert und findet - wie sollte es anders sein? - auch in Düsseldorf statt.
Die Frage, die sich nun förmlich aufdrängt: Kann wirklich von einer einheitlichen bzw. mehreren eindeutigen europäischen Design-Sprachen ausgegangen werden? Oder: Inwieweit kann unser kosmopolitischer Kontinent mit all seinen Design-Netzwerken wirklich als Einheit betrachtet werden?
Das Konzept, mit dem diesen und anderen Fragen nachgegangen werden soll, scheint so einfach wie eingängig: 43 Designer aus 43 Ländern repräsentieren die Designkultur ihres Landes - und zwar mit einem Stuhl.
Die ersten Teilnehmer wurden bereits bestätigt - und lassen schon auf eine hochformatige Ausstellung schließen. Wir freuen uns besonders darauf, was der Österreicher Alexander Gufler entwirft; wie uns Tim Baute beweisen wird, dass Belgien ernsthaft interessant sein kann; und dass mit Oskar Zieta und Yiannis Ghikas Polen und Griechenland durchaus respektable Vertreter haben, die selbst mit den innovativsten Designern in Europa mithalten können.
Bislang wird aber noch auf eine Reihe weiterer Teilnahmebestätigungen gewartet. So von Bosnien und Herzegowina, Malta, Zypern ...
Und Vatikanstadts Joseph R. ist sicher noch mit seinen Entwürfen in der Schreinerei beschäftigt ....
Für all die, die neugierig sind, wie 43 Kulturen ihren ganz eigenen Weg finden, das Thema Stuhl-Design umzusetzen, gibt es vom 5. bis 20. Mai im Teilmöbliert, in der Lorettostrasse 9, in 40219 Düsseldorf die Ausstellung EuroDesignExhibition: "Sit down please" 40 Stools from 40 Countries zu sehen. Wir könnten uns außerdem gut vorstellen, dass am Samstag, den 14. irgendetwas Besonderes passieren wird. Ein Besuch lohnt sich sicher.
Und für all die, die es nicht schaffen, werden wir an dieser Stelle wie gewohnt noch einige Details über die Ausstellung und ihre Designer posten.
Mehr Informationen und eine Liste der Länder, die ihren Vertreter noch suchen, gibt es hier:
http://www.anonymegestalter.de/
(Und ja, wir werden noch versuchen die Sache mit der 40/43 Diskrepanz zu klären.)