Gründer/Designer: Rui Alves
Gegründet: 2001
Standort: Paços de Ferreira, Portugal
Produkte: Hold on Sample MIU Fiss family Welcome to the Jungle Avô
(smow)blog: Wie kamen Sie zu Ihrer Karriere im Industriedesign? Rui Alves: Das war mehr oder weniger eine natürliche Entscheidung; meine Familie hat schon immer mit Holz gearbeitet. So war ich ständig von Materialien und Werkzeug umgeben und konnte mir darüber Gedanken machen, was ich mit dem Werkzeug meines Vaters oder Großvaters anstellen könnte. Außerdem habe ich schon immer gern gezeichnet. Es war also ein natürlicher Werdegang.
(smow)blog: Was hat Sie beeinflusst? Rui Alves: Eigentlich kommen die Einflüsse von überall – gerade auch von alltäglichen Objekten oder aus Beobachtungen im Alltag. Auch die Arbeiten anderer Designer haben mich beeinflusst: Charles und Ray Eames, Jean Prouvé, Dieter Rams – ich liebe die Arbeiten von Dieter Rams – Konstatin Grcic, Stefan Diez, Jasper Morrison…
(smow)blog: ...Interessant, dass Sie diese Designer erwähnen. Wenn wir uns Ihre Arbeiten ansehen, würden uns diese Einflüsse nicht auffallen. Rui Alves: Es sind keine direkten Einflüsse. Ich mag zum Beispiel die Arbeiten von Hella Jongerius, besonders ihr handwerkliches Können. Wenn ich also ihre Entwürfe betrachte, inspiriert mich das, Ähnliches zu erreichen. Oder der letzte Stuhl mit dreidimensionalen Elementen, den Stefan Diez für Thonet entworfen hat, gefällt mir auch. Es geht nicht darum, die Arbeiten Anderer zu kopieren sondern durch die Leistungen inspiriert zu werden.
(smow)blog: Sie unterrichten an der lokalen Uni, beeinflusst das ebenfalls Ihre Arbeit? Rui Alves: Natürlich. Ich lerne immer dazu. Die Studenten kommen oft mit Fragen oder Vorschlägen, warum wir nicht mal probieren mit diesem oder jenem Material in dieser oder jenen Art und Weise zu arbeiten. Das mag ich wirklich sehr und ich lerne auch viel. Es ist einfach gut, ein paar Stunden pro Woche neue Ideen zu hören und neue Ansätze zu sehen.
(smow)blog: Also lernen Sie genauso viel wie Ihre Studenten... Rui Alves: ...Definitiv.
(smow)blog: Geografisch liegt Portugal ziemlich weit weg von den wichtigen Märkten Europas, wie einfach ist es als Designer in Portugal? Rui Alves: Es ist sehr, sehr schwer. Wir sind ein kleines Land. Zwar haben wir gutes Essen und gutes Wetter, aber keine lange Erfahrung im Industriedesign. Gerade für junge Designer ist es besonders schwierig, denn wir haben hier in Portugal einen kleinen Markt und nur drei oder vier Hersteller. Deswegen reise ich jetzt sehr viel in andere Länder um meine Entwürfe zu präsentieren. Ich habe zum Beispiel auf den letzten beiden DMY Shows in Berlin ausgestellt und es ist unglaublich: ich bekomme viel mehr Feedback außerhalb von Portugal als in meinem Land selbst.
(smow)blog: Gibt es in Portugal Designmessen, auf denen Sie Ihre Arbeiten ausstellen können? Rui Alves: Alle zwei Jahre findet die Experimenta Design statt, aber junge Designer haben keine Möglichkeit ihre Entwürfe zu zeigen. Ich wohne in der Nähe von Porto und seit kurzem gibt es eine neue Designshow, aber die Kosten sind so hoch, dass es für mich einfacher und günstiger ist nach Berlin zu fliegen, als 20 km die Straße runter zu fahren.
(smow)blog: Wie gesund ist die Designszene in Portugal? Rui Alves: Es gibt viele wirklich gute junge Designer. Ich glaube, wir verfolgen hier einen anderen Ansatz als in anderen Ländern. Das hängt wahrscheinlich mit dem Licht zusammen. In Portugal haben wir das ganze Jahr über lange Tageslicht und wir lieben Farbe. Aber wir brauchen wirklich mehr Möglichkeiten.
(smow)blog: Farbe ist ein gutes Stichwort. Wenn wir uns Ihre Arbeiten anschauen – sei es Fiss Family, MIU, Welcome to the Jungle – fällt uns die Farbe auf. Ist das ein beabsichtigtes Merkmal Ihrer Entwürfe? Rui Alves: Ja und nein. Ich versuche, keine Angst vor Farbe zu haben. In der portugiesischen Kunst und im portugiesischen Design hat Farbe traditionell einen hohen Stellenwert, deshalb ist es ganz natürlich für mich viel Farbe zu benutzen. Ich merke aber, dass einige meiner Studenten Angst davor haben, zu viel Farbe zu verwenden.
(smow)blog: Wie sind Ihre Pläne für die Zukunft? Rui Alves: Ich arbeite zurzeit an ein paar neuen Projekten und nächstes Jahr werden wir das 10jährige Bestehen von My Own Super Studio feiern. Daher möchte ich zum ersten Mal in Mailand ausstellen und ich hoffe, ich kann auch eine Retrospektive auf der DMY in Berlin organisieren.
(smow)blog: Sehr schön. Wir freuen uns darauf.
Weitere Informationen zu My Own Super Studio finden Sie unter http://myownsuperstudio.com/