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Haiti


Veröffentlicht am 19.01.2010

Es ist bereits fünf Jahre her, als wir all unseren Mut zusammenrafften und uns auf den Weg nach Haiti machten. Kein anderes Land zeigt uns deutlicher, wie Unrecht und Diskriminierung von Politik und von politischen Prozessen unschuldigen Menschen Leid zufügen kann.

Ein Land, das in Armut gehalten wird, weil es den Machtinhabern dienlich ist.

Aber wir unternahmen keine Kreuzfahrt, sondern wollten mehr über die haitianische Kultur und Geschichte. Eine wichtige Person dabei war Patrick. Patrick hing in unserem Gästehaus rum, brachte den kanadischen Angestellten kreolisch bei und - hing rum.

So viele Touristen kommen nicht nach Haiti. Aber wir waren da und hingen mit Patrick rum.

Er versuchte, uns in das Gefängnis zu schmuggeln und zeigte uns das Zentral-Krankenhaus. Die Bilder von blut besudelten Menschen, die zu arm waren um eine Behandlung bezahlen zu können und die auf dem blanken Betonboden warteten, werden uns immer im Gedächtnis bleiben. Zusammen mogelten wir uns zum UN Hauptquartier, wir überredeten den Pastor uns in die geschlossene Kathedrale zu lassen, wir rasten auf Motorrad-Taxis durch die Slums und lösten generelle Erheiterung aufgrund unserer weißen Hautfarbe in Port-au-Prince aus.

"He Blanco!", hieß es überall, wo uns jemand etwas andrehen wollte.

Und wir verliefen uns - ständig. Wie alle Haitianer konnte Patrick einfach nicht zugeben, wenn er etwas nicht wusste.

Aber irgendwie lernten wir beim Verlaufen am meisten. Wir wanderten durch die Tiefen der Slums, unsicher wankend auf den steilen Abhängen über Port-au-Prince. Unsere Routen führten uns über Gehwege, die halb so breit waren wie eine Person, zwangen uns über Flüsse zu springen weil die Brücken zerstört waren und brachten uns dazu durch kniehohen Schlamm zu waten. Aber wir hatten zumindest zu mehr Haitianern Kontakt als ein durchschnittliches US-Kommittee in den vergangenen 50 Jahren hatte.

Wir glauben wirklich nicht daran, dass jene Teile von Port-au-Prince in denen wir unsere besten Erlebnisse hatten, heute noch existieren. Aber wir wissen, dass die Haitianer sie wieder aufbauen werden.

Aber vor allem hoffen wir, dass die internationale Gemeinschaft und allen voran Obama, in dem Erdbeben eine Möglichkeit sehen, Haiti eine neue Chance zu geben: um die lächerlichen Schulden zu erlassen, ihnen die Landwirtschaft wieder zu geben, und um sie von den Fesseln einer sinnlosen globalen Wirtschaft zu befreien, zu der sie einfach nicht gehören, die aber dennoch das tägliche Leben jedes einzelnen in diesem Land bestimmt.

Und wir hoffen, dass es Patrick gut geht.

Wir denken an dich und sind dir immernoch dankbar für alles.